Mobiliar Renaissance
In Italien setzten sich wieder andere künstlerische Formen durch. Da Italien in viele Stadtstaaten und Herzogtümer aufgeteilt war, kam es auch zu sehr unterschiedlichen Ausprägungen innerhalb der handwerklichen Zünfte. Die Truhen aus der Region Toskana wurden zumeist aus Pappelholz gefertigt und mit Malerei oder vergoldeten Stuckauflagen verziert. Die Malerei stellte Szenen des mittelalterlichen Lebens oder aus frommen Legenden dar.
1489 wurde in Venedig die Anfertigung bzw. der Gebrauch von Truhen mit Goldauflage gesetzlich verboten.
In der Lombardei und südlich der Alpen wurden Kastentruhen aus Zypressen- oder Obstholz hergestellt. Diese Truhen waren massiv, gut verschließbar und auch mit Schlössern gesichert. Die äußeren Eisenplatten der Schlösser waren oft kunstvoll geschmiedet. So wurde der Zweck gleichzeitig zum Dekor. Ebenso waren die sogenannten Schwalbenschwänze (schmale Eckkonstruktionen) nicht nur für die Festigkeit, sondern auch für die Zierde gedacht.
Die Truhen eigneten sich so hervorragend für die Aufbewahrung von Gegenständen, dass sie über einen langen Zeitraum hinweg hergestellt wurden.
Die Truhe war auch die Grundlage für die Schaffung einen neuen Möbels, nämlich den Kasten.
Zunächst waren es von Süddeutschland bis Tirol die typischen zweigeschossigen Schränke. Diese Schränke bestanden aus fünf Teilen: einen Sockel, zwei Schrankteilen mit jeweils 2 Türen, einem „Gurtschloss“ zwischen den Schrankteilen und einem Kranzgeschoss als Abschluss.
Am häufigsten war wohl der sogenannte „Stollenschrank“, der aus Flandern stammte. Der Stollenschrank bestand aus einem truhenförmigen Kasten, der auf hohe Stollen gestellt war. Unter dem Kästchen, das mit Türen versehen war, befanden sich zwei Schubladen und etwas unterhalb ein Abstellbrett. Die selbst waren am Boden ebenfalls durch eine Platte verbunden.
Die Türfüllungen waren meist mit jeweils zeitlichen und örtlichen Schnitzereien verziert. Gegen Ende des 15. Jh. wurden gerne erkerförmige Stollenschränke hergestellt.
Der Stollenschrank kann auch als Vorläufer des Büfetts angesehen werden.
Auch unter dem Einfluss französischer Handwerkskunst entstand der sogenannte Kastensitz. Dieser war würdigen Personen vorbehalten. Nur der Ranghöchste durfte auf dem Kastensitz Platz nehmen. Der Kastensitz besteht aus Vierkanthölzern, die einen Rahmen bilden, in den Holzplatten eingeschoben werden. Dabei sind die Seitenwangen zu Armstützen und die Rückwand zur Lehne hochgezogen. Die hohe Lehne sollte die Würde der Person, die Platz genommen hatte, zusätzlich unterstreichen. Die Lehne zierten kunstvolle Schnitzereien.
In den Niederlanden und am Niederrhein entstand in der Spätgotik eine neue Form der Schnitzerei, das sogenannte Faltwerk. Diese Bezeichnung soll darauf hinweisen, dass die Schnitzerei an ein gefaltetes Tuch erinnerte. Später wurden diese „Falten“ zu komplizierten Mustern verwoben. Dieses Muster wurde mit einem Spezialhobel angefertigt und händisch nachgeschnitzt.
England hielt sich während dieser Epoche hinsichtlich des Möbelhandels sehr stark an die Niederlande. Das verwendete Holz war fast ausschließlich Eichenholz, weshalb dieser Zeitabschnitt auch „age of oak“ genannt wurde. Die englischen Tischler wandten sich sogar mit einer Petition an den englischen König, um die Einfuhr der Möbel aus Flandern zu reduzieren.
Zur selben Zeit wurde in Süddeutschland und in den Alpenländern vorwiegend Nadelholz verwendet. Tanne, Fichte und Zirbenholz zeichnen sich nicht nur durch eine andere Maserung aus, sondern auch durch die geringere Härte und die damit verbundene Schnitzkunst. Diese war in diesen Gegenden besonders gut ausgebildet!
Man kannte bereits auch das Furnieren, was aber erst zur Zeit der Renaissance größere Verbreitung fand.
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Zu diesem Thema "Möbel Renaissance, Geschichte" haben wir folgende Bücher verwendet: Das große Bilderlexikon der Antiquitäten 1968 Prag, Bestell-Nr. 195/06517/2/04/02/05/52 u. Schnellkurs Möbel, Edla Colsman, ISBN 3-8321-7622-5, DuMontLiteraturundKunst, Restaurierung Antiquitätentischlerei Valta, Autor: Andreas Färber |