Hermann Historica beschließt mit der 77. Auktion die erfolgreichste Versteigerung und das umsatzstärkste Jahr seit Unternehmensbestehen
-
Presse02.12.2018
Alte Waffen
Qualität und Zahl der herausragenden Harnische begeisterte im ohnehin reichen Angebot der Herbstauktion im Department der ‚Alten Waffen‘. Insbesondere Lose aus einer niederländischen Privatsammlung stießen auf regen Zuspruch. So ein zusammengesetzter Mailänder Feldharnisch von 1570/80, der sich über und über dekoriert mit feinster Trophäendekor-Ätzung präsentierte. Ein ungemein ansprechendes Einzelobjekt, das allein durch seine elegante Anmutung auch jedem designorientierten Umfeld zur Ehre gereichte. Komplett mit einem zugehörigen Mantelhelm angeboten, und in vielen Teilen mit Schüben und Brechrändern für bestmöglichen Schutz und Komfort des Trägers gearbeitet, zeigte sich ein überaus ästhetisches Rüstungsensemble, das weit über die Expertenkreise hinaus Begehrlichkeiten weckte und für das, mit einem Zuschlag von 80.000 Euro, auf den Punkt das Doppelte seiner Taxe aufgebracht werden musste. Aus gleicher Provenienz und vormals belegt für die renommierte Sammlung Klingbeil, Berlin, war ein sehr eindrucksvoller gotischer Feldharnisch in ‚Innsbrucker Manier‘ aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Arbeiten der Innsbrucker Plattnerschule waren in dieser Zeit gekennzeichnet durch eine auffallend schlichte Gestaltung der Rüstungen ohne jede gotische ‚Flutung‘. Imposant schmückend und ebenso formschön wie fachlich interessant, wurde der Harnisch mit originaler Schaller und einem seltenen, frühen Kettenhemd mit 60.000 Euro aufgerufen und bereichert nun für 72.000 Euro eine neue Kollektion. Ein aufwendig geätzter Mailänder Halbharnisch mit Morion, der um 1580/90 gefertigt wurde, konnte anhand des prägnanten geätzten Stadttores auf der Oberseite der Brustplatte einer berühmten Werkstatt, die sich heute unter dem Namen „Master of the Castle“ höchster Reputation erfreut, zugeschrieben werden. Vergleichbar der berühmten Werkstatt „Pompeo della Chiesa“, wurde auch hier in höchster Qualität vordringlich für europäische Fürstenhäuser gearbeitet. Das schöne Stück mit Darstellungen antiker, mythologischer Figuren zwischen Band- und Trophäendekor auf dem Helm und von Trophäendekor umrahmtem Mars sowie dem benannten Stadttor auf der Brust konnte für seine Taxe von 18.000 Euro einen neuen Besitzer finden.
Nur selten und unter besten Bedingungen überdauerten dagegen Objekte aus Holz und Leder die Jahrhunderte. Umso erfreulicher war der unbeschadete Erhaltungszustand einer Armbrustschützen-Pavese aus Winterthur zu werten, die um 1450 in der Schweiz gefertigt wurde. Ganzflächig mit Leinwand bezogen, war der hochrechteckige Holzschild schauseitig farbig gefasst und zeigte die zwei aufsteigenden roten Löwen mit Schrägbalken auf weißem Grund des Wappens der Stadt Winterthur und das Wappen des Sankt Georgenbundes. Seltenheit und exzellenter Zustand fanden dann auch Niederschlag im Preis und so steigerten die Bieter den sensationellen Schild, zu dem ein Vergleichsstück im Berner Historischen Museum dokumentiert war, von 8.000 Euro auf 19.000 Euro hoch. Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts überzeugte ein höfisches, geschnittenes und vergoldetes Steigbügelpaar des geschätzten Münchner Eisenschneiders Caspar Spät, das so außergewöhnlich und einzigartig war, dass es bisher selbst in der Literatur keinen Vermerk fand. Trophäen und Früchtebündeln schmückten vollflächig die Seitenteile, die Trittspangen waren en suite geschnitten und alle Teile mit Goldeinlagen versehen. Die Riemenösen zeigten zudem jeweils halbrund geschnittene Maskarone. Mindestens 20.000 Euro mussten die singulären Prunk-Steigbügel einem Liebhaber wert sein, die Summe, die dann auch realisiert wurde. Überzeugen konnte ebenfalls die gewohnt große Auswahl an Blankwaffen und raren Stücken wie eine deutsche Reiteraxt, um 1580. Auch diese kunstvoll gestaltet, feinst graviert und mit reichem Eisenschnitt am Ansatz, die katalogisiert mit 8.000 Euro, auch in der Auktion diesen Preis erzielte.
Asien, Orient und Afrika
Ungebrochen ist das Interesse der internationalen Bieter, seien diese privat oder institutionell, an den aufwendigen und kostbaren Arbeiten aus dem osmanischen Reich. Insbesondere erlesene Blankwaffen, die reich geschmückt mit Edelsteinen und Edelmetallen den hohen Status des Trägers unterstrichen, ziehen noch heute die Menschen in ihren Bann. Unter den grandiosen, augenfälligen Losen erwuchs eine persische, goldtauschierte Axt aus dem 17./18. Jahrhundert zu einer wahren Überraschung. Kaum aufgerufen, überschlugen sich für die Waffe mit Axtblatt aus Damaststahl und mit Silberbeschlägen verziertem Holzschaft über alle Kanäle die Gebote, die den Preis von 2.000 Euro auf beachtliche 21.000 Euro trieben. Schön auch ein osmanischer, silbermontierter, teils vergoldeter Schamschir, um 1800, mit Griffschalen aus Rhinozeroshorn und stilistisch stimmiger Scheide, der ab 7.000 Euro angeboten wurde und 7.300 Euro erzielte, sowie ein eindrucksvoll mit zahlreichen Rubinen, Türkisen, Perlen und Simili-Steinen juwelierter, silbermontierter, mit Kaiserkrone versehener Geschenksäbel aus Indien, der ab 12.000 Euro beboten werden konnte. Gefertigt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in der Zeit der Herrschaft von König Edward VII., Kaiser von Indien, ging er jetzt für 16.000 Euro an einen asiatischen Bieter. Eine vollständige, persische Rüstungsgarnitur, ein geschnittenes und goldtauschiertes Ensemble bestehend aus Schild, Armschiene und Helm, aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, fand zum Startpreis von 15.000 Euro einen neuen Eigner.
-
05.11.2018 - 23.11.2018Herbstauktion der Hermann HistoricaVirtuose Meisterwerke unübertroffener Handwerkskunst,...
-
Österreichs führende Galerie für antike ägyptische, griechische und römische Kunst. Präsentiert...
-
02.12.2018Presse »
Nachbericht: München, September 2018 – Vom 5. bis 23. November