Stuttgart
53. Stuttgarter Antiquariatsmesse vom 24. - 26. Januar 2014
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Messe24.01.2014 - 26.01.2014
Den wohl größten Einfluss auf die Ikonographie der Renaissance übten Bonaventuras „Meditationes passionis Christi“ aus. Die mit wunderschönen Holzschnittillustrationen geschmückte Ausgabe aus Venedig 1491 bringt der Londoner Antiquar Meda Riquier nach Stuttgart (60.000 €). Nicolas Jenson schuf 1478 in Venedig ein typographisches Meisterwerk mit dem auf Pergament gedruckten „Breviarium Romanum“, das zugleich eines der wenigen Bücher darstellt, in denen Jenson die gotische Rotunda verwendete. Die Editio princeps der ersten gedruckten Ausgabe zählt zu den Highlights des Zürcher Antiquariats Hellmut Schumann (45.000 €). Der Gang über die 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse lenkt den Blick auf einige der schönsten und seltensten Werke aus den ersten hundert Jahren des Buchdrucks, zum Beispiel: Die „Summa de potestate ecclasiastica“, am 6. März 1473 in Augsburg vollendet, in einem Exemplar mit der herausragenden Provenienz des Augustinus de Ancona (ArtFinding 17.500 €), Melchior Pfintzings „Theuerdank“ (ArtFinding 16.800 €) oder Jacob Lochers „Theologica emphasis“ mit einem Holzschnitt Albrecht Dürers (Stuttgarter Antiquariat 22.000 €). Gleich eine ganze Reihe früher Aristoteles-Ausgaben, darunter zwei in Köln bei Quentell 1496 und 1497 gedruckte Inkunabeln, empfiehlt der österreichische Antiquar Dr. Paul Kainbacher (8.500 € bis 22.000). Eine außerordentliche Seltenheit auf dem Gebiet der Philosophie präsentiert das italienische Antiquariat Bibliopathos, das erstmals in Stuttgart vertreten ist: Paolo Nicolettis „Logica“ in der Ausgabe Venedig 1476, das berühmteste Handbuch der mittelalterlichen Logik (15.000 €).
Das erste „digitale“ Buch
Doch wann wurde das erste „digitale“ Buch hergestellt? Nein, nicht erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts, auch nicht im Silicon Valley, sondern bereits in Lyon in den Jahren 1886 und 1887. Eines von nur 60 Exemplaren dieser Rarität zählt zu den wohl außergewöhnlichsten Stücken auf der 53. Stuttgarter Antiquariatsmesse. Das „Livre de Prières“ wurde vollständig aus silberner und schwarzer Seide gewoben, und zwar mittels des von Jacquard für Webstühle entwickelten Lochkarten-Systems. Derart „programmierte“ Perforierungen in den 100.000 Lochkarten kontrollierten die exakten Bewegungen der Haken, welche die Seidenfäden zogen. Ein Prozess, der die Computerprogrammierung vorwegnahm und den Weg für Hermann Holleriths Tabelliermaschine bereitete. Mit dem „Livre de Prières“, überragendes technologisches Meisterwerk und eindrucksvolles Dokument des beginnenden Industriezeitalters, brilliert abermals Hellmut Schumann (32.500 €).
Vom Hofkammerpräsidenten zum Bibliothekar
Eine außergewöhnliche Karriere dokumentieren die „Constitutiones“ Papst Clemens‘ V., bei Michael Wenssler in Basel im Mai 1476 gedruckt. Die vom Antiquariat Büchel-Baur offerierte Rarität stammt aus der Schlossbibliothek Oberherrlingen bei Ulm und trägt den Besitzvermerk Paul Friedrich Theodor Eugen von Mauclers (1783-1859), der als Ständevertreter, Hofkammerpräsident und Oberhofintendant im Königreich Württemberg Karriere machte, bevor er sich in den Ruhestand versetzen ließ und eine bedeutende Bibliothek zusammentrug (22.000 €).
Feuerwerk der Sinne
Im Jahr 1587 entstand das prachtvolle Festbuch Paul Zehendtner von Zehendtgruebs, das, kultur- und kostümgeschichtlich interessant, die Verleihung des Ordens vom Goldenen Vlies an Kaiser Rudolf II. in Prag und Landshut sowie die großartigen Festlichkeiten samt Festmahl mit Tafelmusik, Tanz, Turnieren, Umzügen und einem Feuerwerk beschreibt (Robert Wölfle 28.500). Klösterliche Abgeschiedenheit repräsentiert dagegen Cassiodors „Historia Ecclesiastica Tripartita libri XII“. Die um 1465 entstandene Handschrift stammt aus der Sammlung des Leander van Ess (ArtFinding 28.000 €). Opulent präsentiert sich wiederum eines der schönsten Blumenbücher überhaupt: Jakob Christoph Trews „Hortus Nitidissimis“ aus den Jahren 1768 bis 1773: „Der das ganze Jahr hindurch im schönsten Flor stehende Blumengarten, oder Abbildungen der lieblichsten Blumen, von dem hochberühmten Herrn D. Christoph Jacob Trew, der Republik Nürnberg Physico Seniore c. mit vielen Kosten zusammen getragen, auf Desselben Genehmhaltung aber in Kupfer gestochen, mit ihren natürlichen Farben vorgestellet und herausgegeben von Johann Michael Seligmann“, in seiner ganzen Pracht zu bewundern in den Regalen des Antiquariats Reinhold Berg (65.000 €).
Terra Incognita
Jahrhundertelang spekulierten Forscher und Entdecker, was sich im äußersten Süden der Erde befinden möge. Ein riesiger Kontinent, reich an Bodenschätzen, bevölkert von Fabelwesen? Nachdem Pedro Fernandez de Quirós erkannt hatte, dass das, was er während seiner Pazifik-Expedition für den sagenumwobenen Südkontinent gehalten hatte, in Wirklichkeit die Neuen Hebriden waren, intervenierte er mehrmals beim spanischen König, um eine erneute Reise starten zu dürfen. Die bedeutendste seiner Petitionen war der achte Sendbrief, dessen zweite Ausgabe aus dem Jahr 1723 - nicht minder selten wie die Erstausgabe 1617 - von Ralf Eigl offeriert wird (23.000 €). Darüber hinaus brilliert Eigl mit einem seltenen Reisewerk über Ägypten. K. Ludwig Libays „Reisebilder aus dem Orient“ gilt als eine der größten Raritäten, nicht zuletzt wegen der über hundert eindrucksvollen farblithographischen Tafeln, deren Motive Libay auf seiner Fahrt nach Ägypten in den Jahren 1855 und 1856 festhielt (52.000 €). Ebenfalls am Stand des Spezialisten für Entdeckungsgeschichte: Edward Dodwells „Views from Greece“, 1821 in London erschienen und mit schönen Ansichten versehen (22.000 €).
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24.01.2014 - 26.01.2014Messe »
Öffnungszeiten
Freitag, 24. Januar: 11 Uhr bis 19.30 Uhr
Samstag und Sonntag, 25. und 26. Januar: 11 Uhr bis 18 UhrAussteller
81 Antiquare, Autographen- und Graphikhändler aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Ungarn, Italien, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und den USA. Erstmals in Stuttgart• ArtFinding (Weidenhain)
• Reinhold Berg (Regensburg)
• Bibliopathos (Verona, Rom, Mailand / Italien)
• Moorthamers (Paris / Frankreich)
• Plantijn (Breda / Niederlande)
• Christian Strobel (Irsee)
• Dieter Zipprich (München)
Wieder in Stuttgart • EOS Buchantiquariat Benz (Zürich / Schweiz)
• Hohmann (Stuttgart)
• Michael Steinbach (Wien und Tokyo / Österreich und Japan)
• Stuttgarter Antiquariat (Stuttgart)
• Daniel Thierstein (Bern und Biel / Schweiz)