90 JAHRE KUNSTHANDEL SZAAL
Horst und Wolfgang Szaal über die Entwicklung der Galerie Szaal im Spiegel der Jahrzehnte
In unserer schnelllebig gewordenen Zeit, in der Veränderungen auf allen Gebieten einander in rasanter Folge ablösen, erscheint ein Projekt, das seit nunmehr 90 Jahren Bestand hat, als etwas Außergewöhnliches. Beginnt man aus Anlass eines solchen Jubiläums die Hintergründe und genaueren Umstände – das Wie und Warum – der Unternehmensgeschichte unter die Lupe zu nehmen, so zeigt sich, dass viele Faktoren zum Erfolg des Konzeptes des Kunsthandels Szaal beigetragen haben.
Zum einen war dies die Begeisterung für die Kunst, die einen Bogen über nunmehr drei Generationen spannt und die, auch wenn persönliche Ausprägungen und Vorlieben sich durchaus unterschiedlich manifestiert haben, dennoch in ihrer Intensität bis zum heutigen Tag als treibende Kraft der Unternehmenskultur wirkt. Neben dieser einigenden Komponente, die als Garant zur Aufrechterhaltung der über die Jahrzehnte geschaffenen Tradition fungierte, fand jede Generation auch den entsprechenden Freiraum vor, um – in Wechselwirkung mit sich dynamisch entwickelnden kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen – persönliche Interessen und Visionen einzubringen und in neuen Geschäftsbereichen umzusetzen.
Kunsthandel Szaal wurde von unserem Großvater Josef Szaal 1920/21 in der Girardigasse 7 im 6. Bezirk gegründet und im Sinne eines klassischen Antiquitätenhandels geführt. 1924 übersiedelte er in ein größeres Geschäft in die Laudongasse, 1933 gelang ihm der Aufbau eines weiteren Geschäftslokales in der Mariahilfer Straße. Da ein Möbel-Lager von den Nationalsozialisten requiriert und ein weiteres wenige Tage vor Ende des Krieges zerbombt wurde, musste unser Großvater 1945 wieder von vorne beginnen. So begann er zusätzlich zum Antiquitätenhandel mit einer Möbelerzeugung in eigener Manufaktur, nach originalen Entwürfen und in der handwerklichen Tradition des Wiener Biedermeier.
Unser Vater Gerhard Szaal übernahm 1969 die Geschäftsführung und übersiedelte 1976 in ein neu gebautes Haus in der Josefstadt. Dieses Lokal in der Josefstädter Straße 74 sollte von nun an für mehr als 35 Jahre als ein Zentrum für Kunst und Kultur fungieren, in das wir hineinwuchsen und dessen Atmosphäre wir später zunehmend aktiv gestalteten.
Wir legten den Fokus nun erneut verstärkt auf den klassischen Kunsthandel, was zunächst in der Teilnahme an den wichtigsten österreichischen Antiquitätenmessen seinen Ausdruck fand. In den 80er Jahren konzentrierten sich die Präsentationen vorwiegend auf antikes Mobiliar. In diese Zeit fällt auch die legendäre Biedermeier-Ausstellung im Wiener Kursalon Hübner, die in intensiver Zusammenarbeit mit Kunsthandel Sonja Reisch entstand.
Wir, die dritte Generation, nun beheimatet am Schottenring 10, wandten uns nun verstärkt der Malerei zu und bringen damit bis heute unsere langjährige leidenschaftliche Begeisterung für die bildende Kunst zum Ausdruck. Bestärkt wurden wir in unseren Bemühungen durch die in Österreich in den letzten beiden Jahrzehnten vorherrschende Tendenz zur Ausdifferenzierung des Kunsthandels.
Ein Schwerpunkt des Galerieprogramms lag dabei zunächst auf hochwertigen Aquarellen, wobei wir der Wiener Stadtvedute zahlreiche Ausstellungen und Publikationen gewidmet haben. Darüber hinaus führen wir Malerei vom Biedermeier über den Stimmungsimpressionismus bis hin zur Klassischen Moderne. So präsentieren wir Werke von Friedrich Gauermann, Georg Ferdinand Waldmüller, Joseph Nigg, Marie Egner, Hugo Darnaut, Alfred Zoff oder Ferdinand Brunner. Die angebotenen Gemälde sind zum Teil außerordentlich unterschiedlich und doch typisch für die österreichische Kunstlandschaft. Bis zu den Arbeiten von Otto Rudolf Schatz oder Ernst Huber ist es tatsächlich ein beträchtlicher Bogen österreichischer Kunst, der sich hier im Laufe der Jahre gespannt hat.
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