850 Jahre Münc
850 Jahre München - 450 Jahre Völkerkunde in München
-
Presse07.12.2007
Die Sonderschau ist als Beitrag des Staatlichen Museums für Völkerkunde zum 850-jährigen Jubiläum der Stadt München zu verstehen und lässt die 450-jährige Tradition ethnographischen Sammelns in München lebendig werden.
Die ältesten Sammlungsbestände des Museums gehen auf die im 16. Jahrhundert angelegte Kunstkammer zurück, für die Herzog Albrecht V. im Jahr 1558 - also vor genau 450 Jahren - den Codex Vindobonensis Mexicanus erwarb, der zu diesem Zeitpunkt Teil der vom Herzog angekauften Bibliothek des Humanisten und Orientalisten Widmanstetters war.
Der Codex, eine auf Leder gemalte Bilderhandschrift, wurde vermutlich von Hernán Cortés im Zuge der Eroberung Mexikos aus der Bibliothek eines mixtekischen Tempels geraubt und 1519 zusammen mit anderen "Schätzen" nach Europa geschickt, wo er mehrmals den Besitzer wechselte, bevor er im Jahr 1558 nach München kam. Der Weg des Codex durch europäische Sammlungen lässt sich gut verfolgen und ist nach Bujok "ein Beleg für die schnelle und weite Verbreitung der Ethnographica in Europa" (Elke Bujok, Africana und Americana im Ficklerschen Inventar der Münchner Kunstkammer von 1598, Münchner Beiträge zur Völkerkunde Bd. 8, 2003, S. 85).
Für München ist das Jahr 1558 also ein wichtiger Meilenstein der ethnographischen Sammlungsgeschichte, auch wenn die Bestände der Kunstkammer Herzog Albrecht V. bereits 1632 durch Truppen des Schwedenkönigs Gustav Adolfs geplündert und in alle Winde zerstreut wurden und nur wenige Objekte in München verblieben. Der mixtekische Codex kam über mehrere Zwischenstationen schließlich im Jahr 1705 nach Wien, und ist heute im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek.
Doch die Tradition ethnographischen Sammelns blieb - nicht nur im Herrscherhaus - erhalten und mündete 1868 schließlich in die von Moritz Wagner (1813-1887) betreute "Königlich Ethnographische Sammlung im Galleriegebäude", die 1917 in "Museum für Völkerkunde" umbenannt wurde.
Das Staatliche Museum für Völkerkunde stellt monatlich einen Münchner Sammler vor und präsentiert einzelne herausragende Objekte aus dessen Sammlung. Den Auftakt bildete ab 07. Dezember 2007 eine Präsentation über den 1892 geborenen Sammler und Künstler Elk (Emil) Eber, der dem Museum zahlreiche Ethnographica der Indianer Nordamerikas hinterließ. Zu sehen ist neben Fotos und Informationen ein kunstvoll besticktes Frauenhemd der Plains-Indianer.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 9.30 - 17.30 Uhr
Eintrittspreise:
Dauerausstellungen:
Erwachsene: € 3,50; ermäßigt: € 2,50; sonntags: € 1,00
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Schulklassen frei
Für Sonderausstellungen gelten erhöhte Eintrittspreise.