Neptun ist zurück
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Presse30.06.2018
Skulpturengruppe des Meeresgottes wieder auf dem Dach der Neptungrotte im Park Sanssouci aufgestellt
Dank der großzügigen Unterstützung der Privatmäzene Gisela Soost (†), Gerhard Elsner (†) und Fernsehmoderator Günther Jauch sowie durch die Hilfe der Arbeitsgemeinschaft Schlössernacht (ARGE Schlössernacht) konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Jahr 2013 mit der Instandsetzung der Neptungrotte im Potsdamer Park Sanssouci und des dazugehörigen Vorplatzes beginnen. Die Arbeiten werden im Oktober 2018 abgeschlossen. Dieses einzigartige Denkmal aus der Zeit Friedrichs des Großen (1712-1786) hatte durch Witterungseinflüsse und Vandalismus schweren Schaden genommen.
Die Wiederherstellungsmaßnahmen umfassen die statische Ertüchtigung tragender Architekturteile, die Restaurierung der Skulpturen, Muschelbecken und der Innenraumdekoration („Grottierung“) mit dem Natursteinboden. Die Kosten belaufen sich auf 3,5 Millionen Euro.
Nach der statischen Ertüchtigung des Grottenbauwerks kehrten bereits am 26. und 27. Juni 2018 die Attikaskulpturen zurück: der Meeresgott Neptun, von Johann Peter Benckert (1709-1765) vermutlich nach dem Modell von Georg Franz Ebenhecht (1710-1757) ausgeführt, und zwei Najaden mit Putten von Ebenhecht. Ihre Restaurierungsgeschichte umfasst lange Zeiträume: Schon 1962/63 war der Oberkörper des Neptun durch die erste größere Marmorkopie nach 1945 von dem Dresdner Bildhauer Peter Makolis ersetzt worden. Alle Skulpturen mussten dann ab 1999 im Zuge von Sicherungs- und Abdichtungsmaßnahmen im Dachbereich abgenommen, restauriert und wegen der fehlenden Standsicherheit der Grotte rund 20 Jahre im Depot aufbewahrt werden.
Knobelsdorffs letzte Schöpfung für den Park Sanssouci
Die von 1751 bis 1757 errichtete Neptungrotte ist die letzte Schöpfung des Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) für den Park Sanssouci und wurde erst nach seinem Tod vollendet. Die für einen barocken Garten neuartige „Nutzung des landschaftlichen Elements Hügel“, dessen Höhepunkt das Schloss Sanssouci mit seiner Terrassenanlage ist, wird im Osten durch die Neptungrotte eingeleitet. Deren bewegter Aufbau und dekorativer Charakter lassen sie zu einem wertvollen Beispiel für die Verbindung von Architektur und Natur im 18. Jahrhundert werden.
In der Hauptansicht bildet die Neptungrotte ein triumphbogenartiges Portal, auf dem sich hoch oben der marmorne Meeresgott Neptun mit seinem Dreizack befindet. Dieser wurde, wie auch die inneren Ausschmückungen der Grotte mit Muscheln, Schilfblumen und Kristallen, von Benckert geschaffen. Die beiden Seitenpfeiler der Grotte sind mit je vier untereinander stehenden muschelförmigen Marmorbecken geschmückt. In diese sollte sich aus den Krügen der von Ebenhecht geschaffenen marmornen Najaden auf der Plinte des Portals Wasser ergießen und zuletzt in die unteren Becken bandartig niederfallen. Doch erst der Einsatz der Dampfkraft schuf 1842 die technischen Voraussetzungen für den Betrieb der Wasserspiele im Park Sanssouci.
Schwere Schäden an Bau- und Zierteilen
Das Bauwerk wurde mit Ziegeln aufgemauert und außen mit Zierteilen aus Carrara- und Kauffunger Marmor (Attikafiguren, Attika, Kranzgesims, Portaleinfassungen, Säulen und Fassadenplatten) dekoriert. Die Bau- und Zierteile aus Marmor wiesen vor allem an den der Witterung ausgesetzten Stellen ausgeprägte Schäden durch Abgrusen (Verwitterungsprozess von Gesteinen, durch den sand- bis kiesgroßes Material entsteht), Schalen- und Rissbildungen auf. Da die Architekturglieder aus Marmor teils konstruktiv-tragende Funktionen haben, kam es auf Grund der Verwitterungsschäden zu statischen Problemen. Zudem wurden in den 1970er Jahren die Skulpturen auf der Grotte durch Vandalismus schwer beschädigt. Den Najaden wurden Köpfe und Gliedmaßen abgeschlagen. Die abgebrochenen Teile wurden geborgen und im Rahmen der Restaurierung wieder angesetzt.
Zwischen 1962 und 1966 wurden Instandsetzungs- und Restaurierungsmaßnahmen an der Neptungrotte ausgeführt. Auf Grund des Materialmangels in den Jahren der DDR wurde das schadhafte Kupferdach nur durch eine Eindeckung mit Bitumenpappe ersetzt. Dieses Provisorium sollte das Bauwerk vor eindringender Feuchte schützen, wurde jedoch wegen mangelnder Pflege undicht, so dass es zu starken Durchfeuchtungen des Mauerwerks – insbesondere im Bereich des Kuppelgewölbes kam. Die Schädigung des Mauerwerks und der Verlust von erheblichen Teilen der Grottierungen im Inneren waren die Folge.
Seit 1996 wurden umfangreiche Untersuchungen zum Bauzustand der Grotte, insbesondere der Architekturelemente aus Marmor durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse unterstrichen die Notwendigkeit einer schnellen und tiefgehenden Konservierung der Marmorteile. 1997 und 1998 wurde als Sicherungsmaßnahme die Dachkonstruktion erneuert und wieder mit Kupferblech eingedeckt. Dazu mussten die Skulpturen auf der Attika abgenommen werden. Sie wurden konserviert, restauriert und im Depot der SPSG zwischengelagert.
Im Januar 2013 begannen die Baudenkmalpfleger und Restauratoren der SPSG mit der aktuellen Bestandserfassung. Als Grundlage für die zu erstellenden Schadenskartierungen wurden für den Innenraum und die Außenfassaden Aufmasszeichnungen sowie Messbilder erstellt beziehungsweise vervollständigt. In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Potsdam wurde die Grottierung des Innenraums restauratorisch untersucht.
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