• Menü
    Stay
Schnellsuche

Ferdinandeum

Mit dem Auge des Künstlers. Die Sammlung Kirschl

Ferdinandeum

Egger-Lienz‘ Malerpalette mit Pinsel und sein hölzerner Scherenstuhl verleihen der aktuellen Sonderausstellung einen lebendigen Charakter. 1907 porträtierte der Künstler seine Tochter Lorli auf diesem Möbel sitzend. Eine Skizze dazu befindet sich in Kirschls Kollektion.

Wilfried Kirschl und Carl Moser
Ein Ausstellungsbereich widmet sich Carl Moser, der vor allem für seine Farbholzschnitte bekannt ist, in denen japanisches und europäisches Bilddenken zu einer neuen Einheit verschmelzen. Einen Schwerpunkt bilden seine Szenen rund um den Fischhandel in der Bretagne. Anregung dafür fand Moser während seines Frankreich-Aufenthalts von 1900 bis 1907.

Kirschl stieß im Zuge seiner Recherchen für die Ausstellung „Malerei und Graphik in Tirol 1900–1940“ erstmals auf Werke Mosers und sorgte für die Wiederentdeckung des kunsthistorisch völlig in Vergessenheit geratenen Künstlers. 1979 kuratierte Kirschl in der Galerie im Taxispalais eine Ausstellung und verfasste eine umfassende Monografie mit Werkverzeichnis zum 1939 verstorbenen Südtiroler. Bevor der Boom rund um Mosers Bilder am Kunstmarkt einsetzte, konnte Kirschl seine Carl-Moser-Sammlung anlegen. 53 Holzschnitte, zwei Radierungen, sechs Ölbilder, neun Zeichnungen und Aquarelle sowie elf Skizzenhefte des Künstlers bieten einen hervorragenden Querschnitt durch Mosers Schaffen. Darunter befinden sich alle grundlegenden Motive des Bozner Künstlers, zum Teil in verschiedenen Fassungen und seltenen, frühen Abzügen: vom „Bretonischen Mädchen“ mit dem dekorativen Spitzenhäubchen über die komplexen Kompostionen „Heimkehr der Fischerboote“ und „Bretonische Hochzeit“ bis zum „Weißgefleckten Pfau“ und Südtiroler Motiven wie „Schloss Runkelstein“.

Künstlerfreundschaften
Kirschl kam durch sein künstlerisches Schaffen und seine kunsttheoretischen Arbeiten mit einer Reihe von KünstlerInnen in Berührung. Mit Anton Tiefenthaler und Norbert Drexel unternahm er Reisen nach Griechenland oder in den Vorderen Orient. Manche von ihnen kannte er vom gemeinsamen Studium in Wien, wie z. B. Rudolf Schönwald und Alfred Hrdlicka, mit denen er eine Ateliergemeinschaft bildete. Mit Heinz Klima und Herbert Albrecht besuchte er den berühmten „Abendakt“ bei Herbert Boeckl.

Die Arbeiten von Künstlerfreunden werden in der Ausstellung im ersten Obergeschoß präsentiert. Im Medienguide zur Ausstellung erzählen Peter Prandstetter, Norbert Drexel und Rudi Wach in Interviews von Reisen, Ausstellungen und Buchprojekten mit Kirschl.

Wilfried Kirschl als Maler
Die in Kirschls Kunstsammlung eingeflossenen 22 eigenen Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen spiegeln seinen künstlerischen Schaffensprozess wider. Den Beginn machten Ölgemälde, die während seiner ersten Frankreich-Aufenthalte in den 1950er Jahren entstanden. Es folgten Architekturlandschaften und Stillleben, inspiriert von seinen vielen Griechenland-Aufenthalten. Die intensive Beschäftigung mit dem Phänomen Licht in Bezug auf Körper, Raum und Volumen floss in diese Bildthemen mit ein. Höhepunkte dieser Auseinandersetzung sind die „Weißen Stillleben“, in denen Kirschl den Lichteinfall auf wenigen von ihm mit Bedacht arrangierten Gegenständen mit fein nuancierten Farbtönen studierte. Dieses Thema faszinierte ihn bis zuletzt. Nach 1978 entstanden vermehrt Pastellzeichnungen, die vorwiegend europäische Stadtlandschaften zeigen.

Biografische Eckdaten
Kirschl wurde 1930 in Wörgl geboren. Er studierte von 1948 bis 1952 an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Meisterklasse von Josef Dobrowsky und im „Abendakt“ bei Herbert Boeckl. Nach seiner Ausbildung in Wien setzte er seine Ausbildung an der privaten Kunstschule von André Lhote in Paris sowie an der französischen Mittelmeerküste fort. Ab 1953 war Kirschl Teil der aktiven Künstlerszene in Innsbruck. 1964 gründete er gemeinsam mit Magdalena Hörmann, Paul Flora und Oswald Oberhuber die Galerie im Taxispalais Innsbruck. Bis 1983 kuratierte er dort 38 Ausstellungen. Von 1966 bis 1991 war er Mitglied des Kulturbeirats des Landes Tirol und von 1991 bis 2006 Mitglied des Verwaltungsausschusses und des Fachausschusses für Kunst im Verein Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Als Vizepräsident (ab 1970) und späteres Mitglied des Vorstands der Tiroler Künstlerschaft (ab 1986) hat er für dieselbe nicht nur mehrere Ausstellungen durchgeführt, sondern auch die Geschicke des Vereins über Jahre hindurch entscheidend geprägt. 1965 nahm Kirschl seine publizistische Aktivität mit Artikeln in Tageszeitungen und Kunstmagazinen auf. Kirschl wurde u. a. 1995 mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol, 1998 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet.






  • 12.05.2017 - 26.11.2017
    Ausstellung »
    Tiroler Landesmuseen »

    PREIS Eintritt frei
    Von Mittwoch bis Montag von 9 – 17 Uhr geöffnet.



Neue Kunst Ausstellungen
Trace Formations of
Diese große Übersichtsausstellung ist in Kooperation mit The...
Sincerely, Walter
Walter Pfeiffer (*1946) sucht mit der fotografischen Linse...
Hamid Zénati All-Over
„Hamid Zénati: All-Over“ ist die erste...
Meistgelesen in Ausstellungen
Das Piet Mondrian Conservation
Das Piet Mondrian Conservation Project, 2019–2021, der...
Der ewige Kaiser. Franz Joseph
2016 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Kaiser Franz...
Das Neue Kunsthaus. Grosse
Vom 5. Oktober 2012 bis 6. Januar 2013 zeigt das Kunsthaus...
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Carl Moser, Weißgefleckter Pfau, 1906, Farbholzschnitt, 311 x 311 mm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © TLM
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Carl Moser, Weißgefleckter Pfau, 1906, Farbholzschnitt, 311 x 311 mm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl © TLM
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Blick in die Ausstellung; vorne: Scherenstuhl aus dem Besitz von Albin Egger-Lienz, hinten links: Albin Egger-Lienz, Aktstudie zum Bildnis der Tochter Lorli, 1907, Graphit und Wasserfarbe auf Papier, 313 x 220 mm, beide Exponate aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © Wolfgang Lackner
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Blick in die Ausstellung; vorne: Scherenstuhl aus dem Besitz von Albin Egger-Lienz, hinten links: Albin Egger-Lienz, Aktstudie zum Bildnis der Tochter Lorli, 1907, Graphit und Wasserfarbe auf Papier, 313 x 220 mm, beide Exponate aus der Sammlung Wilfried Kirschl © Wolfgang Lackner
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Wilfried Kirschl, Dorf bei Fez, 1998, Öl auf Leinwand, 60,5 x 70,2 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © TLM
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Wilfried Kirschl, Dorf bei Fez, 1998, Öl auf Leinwand, 60,5 x 70,2 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl © TLM
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Gerhild Diesner, Stillleben mit Pfeife, 1943, Öl auf Leinwand, 40,5 x 49,7 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © TLM
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Gerhild Diesner, Stillleben mit Pfeife, 1943, Öl auf Leinwand, 40,5 x 49,7 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl © TLM
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Albin Egger-Lienz, In der Scheune, um 1906, Öl auf Leinwand, 98,5 x 89,5 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © TLM
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Albin Egger-Lienz, In der Scheune, um 1906, Öl auf Leinwand, 98,5 x 89,5 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl © TLM
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Artur Nikodem, Krankes Mädchen, 1923, Rötel und Pastell auf Textil, 65 x 60,5 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl  © TLM
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Artur Nikodem, Krankes Mädchen, 1923, Rötel und Pastell auf Textil, 65 x 60,5 cm, aus der Sammlung Wilfried Kirschl © TLM
    Tiroler Landesmuseen
  • MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Wilfried Kirschl im Cafe Central, Innsbruck, um 2005  © Peter Bloch
    MIT DEM AUGE DES KÜNSTLERS Wilfried Kirschl im Cafe Central, Innsbruck, um 2005 © Peter Bloch
    Tiroler Landesmuseen