Ferdinandeum
Mit dem Auge des Künstlers. Die Sammlung Kirschl
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Ausstellung12.05.2017 - 26.11.2017
Wilfried Kirschl war Maler, Kurator, Kunsttheoretiker und Publizist in einer Person. In über vier Jahrzehnten trug er Werke größtenteils Tiroler KünstlerInnen zusammen und vereinte sie in einer Sammlung. 2012 wurde die Sammlung Kirschl vom Land Tirol und der Tiroler Landesgedächtnisstiftung erworben und den Tiroler Landesmuseen zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Bewahrung übergeben. Das Ferdinandeum macht in der Ausstellung „Mit dem Auge des Künstlers“ mit rund 130 Arbeiten eine repräsentative Auswahl des Sammlungsbestandes erstmals öffentlich zugänglich.
INNSBRUCK. Heute würde man Wilfried Kirschl als Allround-Talent bezeichnen. Er engagierte sich auf verschiedenste Weise für die österreichische Kunst. Als Kurator stellte er Ausstellungen zusammen. Als Kunstpublizist war er in Printmedien und Fernsehen präsent. Er verfasste Künstlermonografien, beispielsweise über Albin Egger-Lienz, und fing als Maler u. a. die Landschaft Griechenlands ein.
„Die Sammlung Kirschl ist eine außergewöhnlich umfangreiche und qualitativ herausragende Bereicherung für die Tiroler Landesmuseen. Mit der Kollektion werden in der Modernen Galerie des Ferdinandeum wesentliche Lücken geschlossen und erstaunliche Ergänzungen zum bestehenden Sammlungsbestand hinzugefügt“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen. Es sei Ehre und Verpflichtung zugleich gewesen, sie seit der Übernahme wissenschaftlich aufzuarbeiten und nun der Öffentlichkeit vorzustellen.
Der Sammler Wilfried Kirschl
Kirschls Sammeltätigkeit war aufs Engste mit seinen Ausstellungen und seiner kunsttheoretischen Arbeit, u. a. für die Galerie des Landes Tirol, der Galerie im Taxispalais, verbunden. Seine Sammellust folgte einer ganz eigenen Lesart, geleitet von künstlerischer Intuition, Sensibilität und dem Wissen um Kunst.
„Der Ausstellungstitel trifft unseres Erachtens voll und ganz auf Kirschls Arbeitsstil zu. Mit dem Auge des Künstlers hielt er nicht nur Landschaften in seinen Gemälden fest oder arrangierte auf der Leinwand unterschiedliche Gegenstände zu subtilen Stillleben, sondern baute so über Jahre seine Sammlung auf“, hebt Dr. Günther Dankl, Kurator der Ausstellung und Kustos der Kunstgeschichtlichen Sammlungen ab 1900 & Grafischen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen, hervor.
Entsprechend Kirschls Interessensgebieten und Forschungsbereichen bilden Werke von Albin Egger-Lienz, Carl Moser, Ludwig Penz, Ottomar Zeiller, Artur Nikodem, Erich Lechleitner oder Sepp Orgler Schwerpunkte der Kunst von 1900 bis 1940. Die Kunst nach 1945 ist u. a. durch Arbeiten seiner Freunde und KünstlerkollegInnen Gerhild Diesner, Anton Tiefenthaler, Paul Flora, Peter Prandstetter, Norbert Drexel, Markus Valazza, Franz Pöhacker, Rudi Wach oder Gernot Baur vertreten. Werke von Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Alfred Kubin, Rudolf Wacker, André Lhote, Georges Rouault oder Herbert Boeckl dokumentieren darüber hinaus das regionale, nationale und internationale Beziehungsgeflecht, innerhalb dessen sich Kirschl zeit seines Schaffens sowohl mit seiner Kunst als auch seinem kunstwissenschaftlichen und kulturellen Handlungskontinuum bewegte.
Dabei sammelte Kirschl meist nicht die großen Werke, die einem sofort ins Auge springen. Er konzentrierte sich eher auf die unscheinbaren, skizzenhaften und mitunter untypischen Arbeiten. Er schätzte vor allem das kleine Format – bei sich selbst und auch bei anderen KünstlerInnen. Dieses Spezifikum greift die Ausstellung bereits im ersten Raum auf. Eine Auswahl an kleinformatigen Arbeiten, die Kirschl als „Fundstücke“ bezeichnete, verdeutlichen, wie u. a. Max von Esterle, Arthur Nikodem oder Hans Josef Weber-Tyrol hier mit Form, Farbe und Wirkung experimentierten.
Des Weiteren versucht die Präsentation, Einblick in das Leben des Sammlers und Malers zu geben. In einem übergroßen Regal sind Fotos aus Kirschls Atelier, Publikationen und Gegenstände, die der Künstler u. a. für seine Stillleben nutzte, untergebracht. Zu sehen sind seine Malstaffelei, Pastellfarben und Möbel aus seinem Besitz. Plakate von den vielen Ausstellungen, die Kirschl ausrichtete, säumen den Rundgang. Für die Ausstellungsarchitektur zeichnen wallat + lang architekten, münchen, verantwortlich.
Wilfried Kirschl und Albin Egger-Lienz
Albin Egger-Lienz gehört zu den bekanntesten Künstlern Tirols der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Schon mit 17 Jahren hielt Kirschl seinen ersten Vortrag vor der Kunstgewerbe-Abteilung der Innsbrucker Gewerbeschule über Egger-Lienz. Rund 24 Jahre später kuratierte Kirschl seine erste Ausstellung zu dem Tiroler Künstler. Rund vier Jahre verbrachte Kirschl damit, das Werk des Tiroler Künstlers zu erfassen und stellte 1977 die erste Auflage seiner Monografie zu Egger-Lienz vor.
Zusammen mit dem Sammler Rudolf Leopold trug Kirschl viel zur Verbreitung und vor allem Wertschätzung von Egger-Lienz bei. In Kirschls Privatsammlung ist er nach Carl Moser der mit den meisten Werken vertretene Künstler. Ein Ausstellungsbereich macht die BesucherInnen mit Kirschls Egger-Lienz-Kollektion vertraut. Neben den drei Gemälden „Malven II“ (um 1898), „In der Scheune“ (um 1906) und „Am Kalvarienberg bei Bozen“ (um 1922) sind es vor allem Zeichnungen und Studien, die einiges über die Entstehung der größeren Kompositionen verraten. In der Ausstellung zu sehen sind z. B. Entwürfe zu Egger-Lienz‘ „Auferstehung“, die im Ferdinandeum in der Schausammlung im 2. Obergeschoß gezeigt wird. Aber auch Studien zu Werken wie „Das Kreuz“, „Den Namenlosen“, „Kriegsfrauen“, „Totenopfer“ oder „Pietà“ finden sich in Kirschls Sammlung.
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12.05.2017 - 26.11.2017
PREIS Eintritt frei
Von Mittwoch bis Montag von 9 – 17 Uhr geöffnet.