Terra Sigillata
Kunst der Antike, Auktion Mai 2015
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Auktion17.06.2015
Am 17. Juni 2015 hält Gorny & Mosch seine 231. Auktion mit Kunst der Antike ab. Wie immer gibt es zahlreiche Raritäten zu entdecken, vor allem die Liebhaber von Terra Sigillata sollten genauer hinsehen.
Eigentlich ist Terra Sigillata nichts Besonderes. Unzählige Manufakturen stellten diese berühmte Keramik her, die gegen Ende des 1. Jh. v. Chr. in Arezzo entwickelt wurde. Mit Formschüsseln hatte man die Produktion so weit vereinfacht und beschleunigt, dass die attraktiven Gefäße zum noch attraktiveren Preis in die ganze römische Welt versandt werden konnten. Wie gesagt, Terra Sigillata ist eigentlich nichts besonderes, aber die Partie von Terra Sigillata-Gefäßen, die Gorny & Mosch in seiner 231. Auktion am 17. Juni 2015 anbieten können, die lohnt mehr als einen zweiten Blick.
Ein besonderes Highlight ist der große Terra Sigillata-Teller von fast 32 cm Durchmesser, der in der Manufaktur des A. Manneius Kapella zwischen 40 und 50 n. Chr. hergestellt wurde. Er hat keine Fehlstellen und zeigt exemplarisch, wie prachtvoll dieses verhältnismäßig preisgünstige Geschirr auf einer geschmückten römischen Tafel ausgesehen haben mag. Tänzerinnen und Akrobaten wirbeln über den reliefierten Rand. Dazwischen spielt ein Eros ein Saiteninstrument. Das Monogramm des Herstellers ist innen auf einem Stempel in Sandalenform zu sehen. Geschätzt ist der seltene Teller mit 10.000 €.
Nur mit 3.000 € geschätzt ist eine Terra Sigillata-Schale aus dem 2. oder 3. Jh. n. Chr., die eine vielfigurige Szene aus dem Zirkus zeigt. Neben Gladiatoren, die gegen Tiere kämpfen, ist ein gefesselter Mann zu sehen, der von einem Löwen angefallen wird. Damit greift die Schale die Praxis der Damnatio ad bestias auf, die als besonders ehrlos empfundene Hinrichtung von Verbrechern durch wilde Tiere. Angewendet wurde die Strafe auf Deserteure, Zauberer, Giftmischer, Vatermörder, Kidnapper von Kindern, Anstifter von Verschwörungen und – natürlich – Münzfälscher. Uns ist diese grausame Form der Hinrichtung vor allem im Zusammenhang mit den Christenverfolgungen ein Begriff. Tatsächlich konnte die Strafe für Christen ausgesprochen werden, da man ihnen magische Praktiken unterstellte. Ferner verweigerten viele Christen den Wehrdienst, was als Desertion verstanden wurde. Allerdings scheinen die christlichen Autoren die Zahl ihrer Glaubensgenossen, die im Rachen der Löwen endeten, weit übertrieben zu haben. Die fast perfekte Terra Sigillata-Schale ist so ein hochrangiges Zeugnis der römischen Rechtsgeschichte und ein Objekt, dessen Thema noch heute Menschen berührt.
Aber natürlich sind das nur zwei Lose von 643, und jeder Sammler wird in jeder Preislage in der Auktion 231 ein für ihn interessantes Objekt finden. Wie immer kann Gorny & Mosch viele spektakuläre Steinskulpturen anbieten, so ein Kopffragment einer großen Herkulanerin mit dem halb verschleierten Kopf (Taxe 40.000 €) oder einen Einsatzkopf mit den Zügen der Antonia minor aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. (25.000 €). Bemerkenswert sind ferner ein bemaltes Grabrelief aus dem 4. Jh. v. Chr. mit einer reliefierten Abschiedsszene des Verstorbenen Lykios, Sohn des Apollas, von einer Frau (16.000 €) sowie ein römischer Tischfuß mit einem überaus lebendigen Löwenkopf (15.000 €).
Auch die Bronzeskulpturen sind erwähnenswert. Von geradezu moderner Strenge ist ein geometrisches Bronzepferdchen aus dem 8. Jh. v. Chr. (10.000 €). Die ca. 8 Zentimeter große Figur eines Murmillo, ein Gladiator mit Schwert, rechteckigem Schild und aufwändigem Schutz des rechten Armes, erinnert an die Vergnügungsindustrie der römischen Zeit (5.000 €), und der Kopf eines Athleten oder Gauklers aus dem 2.–3. Jh. n. Chr. ist von solcher Lebendigkeit, dass man meint, einen Zeitgenossen vor sich zu haben (2.500 €).
Weitere Höhepunkte sind eine fast 37 cm hohe Menorah aus Bronze, entstanden im 5. bis 7. Jh. n. Chr. in der Levante, wissenschaftlich publiziert 2009 (40.000 €), und eine hellenistische Silberschale mit der Darstellung des auf dem Pegasos reitenden Bellerophon, die im 4. Jh. v. Chr. entstand (15.000 €).
Viele Meisterwerke sind unter dem Stichwort "Vasen" zu entdecken, so eine attische Halsamphore mit einer Darstellung des Dionysos zwischen Satyr und Mänade (20.000 €), eine attische Kalpis, die den Zweikampf zweier Hopliten abbildet, (15.000 €) und eine attische Schale des Santa Barbara-Malers, auf der im Inneren ein Jüngling mit Kranz und Mantel beim Opfer zu sehen ist (25.000 €). Früher wurde diese Schale dem Pistoxenos-Maler zugewiesen.
Das Titelbild des Katalogs, eine seltene ptolemäische Mumienmaske aus dem 3. bis 1. Jh. v. Chr., verweist auf die Abteilung Nordafrika. Dieses Stück ist deshalb bemerkenswert, weil es sich in einer Holzkiste mit originaler Ausfuhrgenehmigung des libanesischen Generaldirektors für Archäologie von 1975 befindet (4.000 €).
Ein Idol vom Kusura-Beycesultan-Typus von der Mitte des 3. Jt. v. Chr. (28.000 €), ein prachtvoller byzantinischer Messkelch mit dem berühmten Matthäus-Zitat, das zu einem Teil der Liturgie geworden ist, (40.000 €) und ein goldenes Kreuz mit geritztem Dekor aus mittelbyzantinischer Zeit (35.000 €) stehen für weitere Höhepunkte der Auktion.
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17.06.2015Auktion »
Auktion 231, 17. Juni 2015
Montag, 15. Juni 2015 10.00 - 12.00 Uhr und 14.30 - 17.00 Uhr
Dienstag, 16. Juni 2015 10.00 - 12.00 Uhr und 14.30 - 17.00 Uhr
Mittwoch, 17. Juni 2015 (Tag der Auktion) Ab 9.00 Uhr und nach vorheriger Vereinbarung.