Die Sammlung Klüser
In mittlerweile mehr als 40 Jahren haben Bernd und Verena Klüser eine Sammlung aufgebaut, deren überwiegender Teil sich auf das Medium Zeichnung konzentriert. Mit Blättern von 1500 bis zur Gegenwart umfasst sie fünfhundert Jahre Zeichnungsgeschichte. Motiviert durch den intensiven Umgang mit zeitgenössischer Kunst und frühen freundschaftlichen Kontakten zu Künstlern wie Joseph Beuys entstand die Sammlung des gelernten Juristen Bernd Klüser und der Kunsthistorikern Verena Klüser zunächst gegenwartsorientiert. In den 1990er-Jahren erweiterte sich der Fokus um italienische Altmeisterzeichnungen und Werke holländischer, flämischer, französischer und deutscher Zeichner des 17. und 18. Jahrhunderts. Hinzu kamen Blätter bedeutender Künstler des 19. Jahrhunderts, welche nun neben den Schwerpunkten „Klassische Moderne“ und „Zeitgenössische Kunst“ die Grundstimmung der Sammlung entscheidend prägen.
In ihrer Gesamtheit macht die Sammlung Klüser die formalen Innovationen und die durchgängige Modernität künstlerischer Fragestellungen sichtbar, die das Medium Zeichnung durch alle Zeiten am unmittelbarsten zu vermitteln vermag. Vorherrschende Grundthemen des existentiellen Miteinanders von Mensch und Natur sowie von nur schwerlich definierbaren Zuständen des Übergangs und der Transformation reflektiert die Sammlungsstruktur nicht nur historisch breit, sondern auch durch vertiefende Werkgruppen einzelner Künstler. Herausragend sind dabei die 150 Zeichnungen von Joseph Beuys, sowie Konvolute von Victor Hugo, Alberto Giacometti, Andy Warhol, Blinky Palermo, Jannis Kounellis, Enzo Cucchi und Sean Scully.
Auszüge aus Bernd Klüsers Gespräch mit A. L. Terego am 11. November 2010 (Das Interview ist im Ausstellungskatalog in voller Länge abgedruckt.)
„Generell ist die Zeichnung [...] das ideale Medium, um Entwicklungsprozesse im historischen Vergleich abzulesen. [...] Seit über 500 Jahren sind die technischen Voraussetzungen ähnlich einfach geblieben: ein Stück Papier als Träger, Stift oder Feder als Arbeitsmittel.“
„Die klassischen akademischen Parameter verlaufen [...] zeitlich linear, von illuminierten Stundenbüchern über Zeichnungen der Frührenaissance bis zur Moderne. Unser Blick ist anders geschult, und deswegen haben moderne Ansätze für uns einen anderen persönlichen Stellenwert: zum Beispiel das Fragmentarische, das non finito, das Erfassen von Transformationen und nicht sichtbaren Kräften.“
„Anders als öffentliche Grafische Sammlungen [...] müssen wir weder enzyklopädisch noch systematisch, repräsentativ oder ausgewogen sammeln. Wir können uns für atypische Blätter entscheiden und Bereiche wie den Surrealismus, der nicht im Vordergrund unseres Interesses steht, vernachlässigen. Dafür sind Außenseiter in einigen Sektoren vertreten.“
„Generell sind die in der Sammlung vorherrschenden Themen ‚Mensch‘, ‚Natur‘ und ihr existenzielles Miteinander zeitlos und haben bis heute nicht an Aktualität eingebüßt.“
„Im täglichen Leben ist man einem Stakkato von Bildern ausgesetzt. Sie stürzen ununterbrochen auf jeden ein. […] Zeichnungen verkörpern als Oasen eine kontemplative Gegenwelt: weder laut noch aufdringlich, weder simplifizierend noch manipulierend. Man muss sich ihnen aktiv annähern, um eine Kommunikation zu beginnen.“
„Eine Zeichnungsausstellung ist keine große Oper, sondern eher ein Kammerkonzert. [...] Natürlich ist sie eine Einladung zum ästhetischen Kunstgenuss, aber auch zum Nachdenken, kritischen Vergleichen und Erkenntnisgewinn. Mit anderen Worten: eine Einladung, über die Möglichkeiten von Kunst zu reflektieren, jenseits aller Modeströmungen.“
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