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Adolf Wölfli Biografie

© Adolf Wölfli-Stiftung, Kunstmuseum Bern Autor: 	 Beschreibung: 	Adolf Wölfli mit Papiertrompete, um 1926 / Adolf Wölfli with paper-trumpet, around 1926

Meilensteine der Rezeption des Werks von Adolf Wölfli Walter Morgenthaler (1882-1965), Schweizer Psychiater und Psychotherapeut, arbeitete zunächst als Assistenzarzt, später Oberarzt von 1908 bis 1920 in der Irrenanstalt Waldau bei Bern. Einer seiner Patienten ist Adolf Wölfli, dessen kreative Äusserungen ihn zu faszinieren beginnen. 1921 veröffentlicht Walter Morgenthaler „Ein Geisteskranker als Künstler“, seine berühmte Monographie über Wölflis Leben und Werk. Im Zusammenhang mit dieser Publikation sind Zeichnungen Wölflis in Buchhandlungen in Bern, Basel und Zürich erstmals öffentlich ausgestellt.

Harald Szeemann (1933-2005), der international tätige Schweizer Kurator, zeigt Wölflis Werk zum ersten Mal im Kontext internationaler Kunst auf der documenta 5 in Kassel (1972) mit dem Titel „Befragung der Realität – Bildwelten heute“. Szeemann erweiterte dabei den Kunstbegriff, indem er „außerkünstlerische Bildwelten”, u.a. die „Bildnerei der Geisteskranken“, oder gesellschaftliche Ikonographie (Banknoten, Politische Propaganda, Werbung) einbezog.

Zum Schaffen Adolf Wölflis
„Pat. Vertreibt sich die Zeit mit Zeichnen.“ Diese Bemerkung vom November 1899 aus der Krankengeschichte, geführt in der Psychiatrischen Heilanstalt Waldau bei Bern, in der Wölfli seit 1895 untergebracht ist, weist schon den Weg, den der Künstler beschreiten und an dessen Ende ein universelles, bis heute faszinierendes Werk zwischen Zeichnung, Text und Komposition stehen wird.

Die „Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung“, Adolf Wölflis biografisches Erzählwerk, umfasst bei seinem Tod im Jahr 1930 45 große, von ihm selbst gebundene Hefte und 16 Schulhefte mit insgesamt über 25 000 Seiten, die 1600 Zeichnungen und 1600 Collagen beinhalten. Daneben schuf Wölfli ab 1912 Einzelblätter, die er, entgegen den gebundenen Heften, einzeln an einen wachsenden Interessentenkreis von Ärzten, Pflegern und Besuchern verschenkt, verkauft oder gegen Zeichenutensilien sowie Tabak eintauscht. Im Zusammenhang mit dieser von seinem behandelnden Arzt, dem Psychiater Walter Morgenthaler, so genannten „Brotkunst“ gestaltet Wölfli auf Auftrag nicht nur Zeichnungen, sondern auch Möbel und u.a. eine sehr große Wandzeichnung für den Vortragssaal der Heilanstalt Waldau.

Fünf von Wölfli selbst mit Titeln versehene Teile strukturieren seine „Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung“. In der Ausstellung adolf wölfli. universum.! werden Exponate aus jeder der folgenden Werkgruppen, ergänzt von Zeichnungen aus dem Konvolut der „Brotkunst“ und selten gezeigten Blättern aus dem Frühwerk, zu sehen sein:

Von der Wiege bis zum Graab (1908-1912)
Geographische und Allgebräische Hefte (1912-1916)
Hefte mit Liedern und Tänzen (1917-1922)
Allbumm-Hefte mit Tänzen und Märschen (1924-1928)
Trauer-Marsch (1928-1930)

Von der Wiege bis zum Graab (1908-1912)
In den acht Heften des Buches „Von der Wiege bis zum Graab“ erzählt Adolf Wölfli seine imaginäre Lebensgeschichte in Form einer zwischen Fiktion und Realität angesiedelter Reiseschilderung. Held der Erzählung ist das Kind „Doufi“, Wölfli selbst im Alter zwischen 2 und 8 Jahren. In Begleitung von teilweise fiktiven Verwandten und Freunden reist er durch verschiedene Erdteile.

Dieser Werksabschnitt enthält über 752 mit Bleistift und Farbstift gezeichnete Illustrationen auf Zeitungspapier. Sie sind nicht gleichmässig über die 2970 Seiten der Hefte verteilt. Viele der ganzseitigen Illustrationen zeichnete Adolf Wölfli auf grossformatige Blätter im Mass von ca. 100 x 75 cm und grösser, die er ähnlich den damals beliebten Panoramabildern mehrfach faltete und so dem Format der Hefte anpasste.

„Wölfli arbeitete bei den Illustrationen der Hefte mit dem seinen Zeichnungen eigenen, unverwechselbaren ornamentalen Formenvokabular, das bereits in den 1904-06 entstandenen Blättern vorgegeben ist. In den Illustrationen lockert sich das Ornamentgerüst, das in den frühen Zeichnungen noch wesentlich strenger gebaut war: Figuren und Gegenstände lösen sich aus der ornamentalen Verflechtung, die Kompositionen werden freier, vielschichtiger und reicher an illustrativen Motiven. Im Unterschied zu den Zeichnungen von 1904-06, enthalten die Illustrationen kleinere und grössere Partien von Musikaufzeichnungen mit Noten.“



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