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Klasse statt Masse

Kaupp trumpft mit Rekordpreis für Kafka auf

Klasse statt Masse

Als fast am Ende der Herbstauktionen im Schloss Sulzburg der achtseitige Brief Franz Kafkas an seinen Freund Max Brod (Abb. 91013) zum Aufruf kam, wurde es – wie schon in der letzten Auktion vor einem Jahr – ganz ruhig im Saal. Gespannt verfolgte das Publikum den hitzigen Gebotskampf, den zwei Bieter um diese mit 120.000 € angesetzte Rarität von historischer Bedeutung fochten. Mit einem Endgebot von 154.000 € Netto und damit dem wohl höchsten Zuschlag, den es jemals für einen Brief dieses Autors gab, konnte das heiß umkämpfte Objekt letztendlich ein bedeutender deutscher Privatsammler für sich gewinnen.

Unter dem Leitsatz «Klasse statt Masse» reagierte das Auktionshaus Kaupp auf den sich verändernden Kunstmarkt und die Fälschungsskandale der vergangenen Monate. Die Objekte wurden mit aller Sorgfalt ausgewählt, im Vorfeld ihre Echtheit durch interne und externe Experten eingehend geprüft und eine möglichst lückenlose Dokumentation erstellt. Während der Auktionen wurde schnell ersichtlich, dass dieses Konzept auf ganzer Ebene aufging: So wurden an beiden Auktionstagen durchgängig gute Zuschläge erzielt. Doch vor allem die Spitzenobjekte sowohl aus der Modernen und Zeitgenössischen Kunst als auch bei den Alten und Neueren Meistern steckten dieses Mal voller Überraschungen.

Bei den Altmeistern erzielte die klassische flämische Malerei bemerkenswerte Preise. Gerade das kleine Stillleben mit Blumen von Rachel Ruysch (Abb. 90910) sorgte, wie der Kafka-Brief, für Nerven kitzelnde Spannung im Saal und ging schließlich nach einem heftigen Bietgefecht – darunter acht Telefonbieter aus aller Welt – für 70.000 € Netto an einen Privatsammler im Emirat Katar. Bei den Bietern ähnlich begehrt war das Eisvergnügen von Aert van der Neer (Abb. 90912), den ein französischer Privatsammler zum gleichen Zuschlag erwerben konnte. Dass daneben noch viele weitere Werke der Alten Meister versteigert wurden, verblasst fast neben diesen Bietgefechten. So erreichte zum Beispiel das Stillleben mit Bierglas, Rettich und Salz von Johann Georg Hinz (Abb. 90911) einen Zuschlag von 16.500 € und die Wirtshausszene eines niederländischen Meisters (Abb. 91449) wurde bei einem Limit von 4.000 € auf ansehnliche 10.000 € hoch geboten.

Außerdem gab es an diesem Samstagnachmittag ein reges Interesse an der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts, so dass am Abend das Auktionshaus Kaupp in dieser Sparte sogar eine Absatzquote von über 80 % verbuchen konnte. Darunter besonders beliebt waren die Arbeiten der regionalen Künstler. So wechselten die 13 Lose von Karl Hauptmann ausnahmslos und alle zu guten Zuschlägen den Besitzer. Darunter erzielte der Titisee von 1936 (Abb. 90774) mit 14.000 € (Limit 5.000 €) einen absoluten Spitzenpreis, der «Feldberg im Winter» von 1935 (Abb. 91776) wurde ebenfalls erst bei 12.000 € (Limit 4.000 €) und der Sonnige Wintertag im Schwarzwald (Abb. 91901) bei 9.200 € (Limit 4.500 €) abgegeben.

Doch auch die moderne und zeitgenössische Kunst brachte eine Reihe von beachtlichen Zuschlägen. So erzielte das Metropolitan-Triptychon aus dem Jahre 1981 von Francis Bacon 12.500 € (Abb. 90703) und das Originalmappenwerk «Kinderstern» (Abb. 90704), 1989 von Michael Domberger herausgegeben, wechselte für 15.000 € den Besitzer. Auch die Arbeiten von Joseph Beuys aus einer südbadischen Privatsammlung erhielten fast durchgängig bemerkenswerte Zuschläge.

In der Kategorie des Kunsthandwerks konnte die Tiffany-Laburnum-Stehlampe (Abb. 91063) mit einem leichten Untergebot von 120.000 € Netto für eine der bedeutendsten Londoner Privatsammlungen gewonnen werden, während bei den Möbeln ein seltenes, überaus reich mit kostbaren Einlegearbeiten verziertes Kabinettmöbel (Abb. 91771) bei einem Limit von 6.000 € für 14.000 € vergeben wurde.

Dank des Artikels einer russischen Zeitschrift standen die Ikonen bei den Bietern hoch im Kurs und konnten fast ausnahmslos zu sehr guten Zuschlägen vergeben werden. So stieg die russische Ikone aus der Palech-Schule mit dem Einzug Christi in Jerusalem (Abb. 90441) von 1.700 € auf eine Höhe von 7.600 €, und die Dreiteilige Deesisgruppe (Abb. 90433) sowie die Okladikone Vladimirskaja (Abb. 90446) konnten bei einem Zuschlag von 7.500 € bzw. 5.000 € ähnlich hohe Preissteigerungen verbuchen.

Bei den Großuhren sorgten insbesondere die Schwarzwälder Automatenuhren für Überraschungen. Es gibt wohl kaum einen anderen Uhrentypus, der so stark zum Synonym einer Region und ihrer Kultur geworden ist als diese technischen Wunderwerke der Uhrmacherkunst. Und so war das Staunen nicht minder groß an diesem Freitagnachmittag, als die verschiedenen, zum Teil extra angereisten Käufer aus der USA ihre Gebote für die zum Aufruf kommenden Automatenuhren so weit erhöhten, bis der Zuschlag ihnen zugesprochen wurde.

Zu den Höhepunkten der Asiatika gehörte ein kaiserliches Rollbild (Abb. 90660), das bei einer beachtlichen Preissteigerung von 4.800 € Startpreis sich ein Kunsthändler aus Taiwan für 40.000 € sichern konnte. Zahlreiche Telefonbieter trieben den Preis für einen Tangka der weiblichen Göttin (Abb. 91048) von 2.200 € auf respektable 22.000 € und die große Bronzefigur des Buddha Shakyamuni (Abb. 91035) wurde zu einem leichten Untergebot von 31.000 € zugeschlagen.

Bitte beachten Sie nochmals, dass die genannten Zuschläge alle ohne Aufgeld und Mehrwerststeuer angegeben sind.






  • 18.10.2013
    Presse »
    AUKTIONSHAUS KAUPP »

    PRESSE-INFORMATION NACHBERICHT zu den HERBSTAUKTIONEN: 04. - 05. Oktober 2013



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  • Abb. 91776: Karl Hauptmann, «Feldberg im Winter». Öl/Holz. U.l. sign. und (19)35 dat. H. 70, B. 90 cm. Limit 4.000 € / Zuschlag 12.000 €.
    Abb. 91776: Karl Hauptmann, «Feldberg im Winter». Öl/Holz. U.l. sign. und (19)35 dat. H. 70, B. 90 cm. Limit 4.000 € / Zuschlag 12.000 €.
    AUKTIONSHAUS KAUPP
  • Abb. 91771: Bedeutendes und seltenes Kabinettmöbel. Frankreich oder Orient 18./19. Jh. Edelhölzer, Schildpatt, Perlmutt und Elfenbein, furniert. 2-tlg. Stand H. 56, B. 62, T. 38, Kabinett H. 34,5, B. 52, T. 36 cm. Limit 6.000 € / Zuschlag 14.000 €.
    Abb. 91771: Bedeutendes und seltenes Kabinettmöbel. Frankreich oder Orient 18./19. Jh. Edelhölzer, Schildpatt, Perlmutt und Elfenbein, furniert. 2-tlg. Stand H. 56, B. 62, T. 38, Kabinett H. 34,5, B. 52, T. 36 cm. Limit 6.000 € / Zuschlag 14.000 €.
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  • Abb. 91449: Niederländischen Meister, Gesellschaft vor dem Wirtshaus. Öl/Lw. Unsign. H. 95,2, B. 110,4 cm. Authentifizierung: Fred Meijer, Conservator, Afd. Oude Nederlandse Schilderkunst/Curator, Dpt. of Old Netherlandish Painting, Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD). Limit 4.000 € / Zuschlag 10.000 €.
    Abb. 91449: Niederländischen Meister, Gesellschaft vor dem Wirtshaus. Öl/Lw. Unsign. H. 95,2, B. 110,4 cm. Authentifizierung: Fred Meijer, Conservator, Afd. Oude Nederlandse Schilderkunst/Curator, Dpt. of Old Netherlandish Painting, Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD). Limit 4.000 € / Zuschlag 10.000 €.
    AUKTIONSHAUS KAUPP
  • Abb. 91013: Franz Kafka, L.A.S. «F», Planá nad Lužnici [Ankunftsstempel Prag:] 11.IX.1922. Zwei Doppelblätter Großoktav-Format, alle acht Seiten eng beschrieben, kariertes Papier, beschrifteter Briefumschlag adressiert an Martin Salvat, Ledermappe (signiert «ANTONIO P.N» = Antonio Pérez-Noriega) mit blauschwarzer Beschriftung. Limit 120.000 € / Zuschlag 154.000 €.
    Abb. 91013: Franz Kafka, L.A.S. «F», Planá nad Lužnici [Ankunftsstempel Prag:] 11.IX.1922. Zwei Doppelblätter Großoktav-Format, alle acht Seiten eng beschrieben, kariertes Papier, beschrifteter Briefumschlag adressiert an Martin Salvat, Ledermappe (signiert «ANTONIO P.N» = Antonio Pérez-Noriega) mit blauschwarzer Beschriftung. Limit 120.000 € / Zuschlag 154.000 €.
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  • Abb. 90910: Rachel Ruysch, Stillleben mit Blumen. Um 1695. Öl auf Holz. U.r. schwer leserlich monogr. H. 32, B. 25 cm. Echtheitsbestätigung von Frau Dr. Marianne Berardi und Beurteilung vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD) liegen vor. Limit 12.000 € / Zuschlag 70.000 €.
    Abb. 90910: Rachel Ruysch, Stillleben mit Blumen. Um 1695. Öl auf Holz. U.r. schwer leserlich monogr. H. 32, B. 25 cm. Echtheitsbestätigung von Frau Dr. Marianne Berardi und Beurteilung vom Rijksbureau voor Kunsthistorische Documentatie (RKD) liegen vor. Limit 12.000 € / Zuschlag 70.000 €.
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  • Abb. 91035 Großer sitzender Buddha Shakyamuni. Myanmar, Mandalay 18./19. Jh. Bronze über Rotlack, vergoldet. H. 90, B. 82 cm. Limit 45.000 € / Zuschlag 31.000 €.
    Abb. 91035 Großer sitzender Buddha Shakyamuni. Myanmar, Mandalay 18./19. Jh. Bronze über Rotlack, vergoldet. H. 90, B. 82 cm. Limit 45.000 € / Zuschlag 31.000 €.
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