Universitätskirche
Erinnerung an den Vertreter der lutherischen Hochorthodoxie
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Presse30.05.2011
Ein weiteres wertvolles Epitaph aus der ehemaligen Leipziger Universitätskirche kann restauriert werden. Das vor der Sprengung 1968 geborgene Grabmal des deutschen lutherischen Theologen Johann Adam Schertzer wird dank einer zweckgebundenen Spende des Leipziger Ehepaares Dr. Astrid und Professor Dr. Jörg Gabert in Kürze wiederhergestellt. Mit ihrer Spende wollte das Ehepaar dazu beitragen, die Universitätsgeschichte im Gedächtnis zu bewahren und wieder erlebbar zu machen. Den Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) überbringt Brigitte Kempe vom DSD-Ortskuratorium im Beisein der Spender am Montag, den 30. Mai 2011 um 14.00 Uhr an Dr. Frank Nolden, den Kanzler der Universität Leipzig.
Das Ortskuratorium Leipzig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz engagiert sich gemeinsam mit der Kustodie der Universität bei der Suche nach Spendern für rund 40 Epitaphien bedeutender Universitätsgelehrter, die vor der Sprengung der Leipziger Universitätskirche St. Pauli 1968 gerettet werden konnten. Sie sollen nach der Restaurierung in den Kirchenraum des neuen Paulinums der Universität Leipzig gewissermaßen an ihren historischen Ort zurückkehren. Als Folge der dramatischen Bergungsumstände und jahrzehntelanger unsachgemäßer Einlagerung im Keller des ehemaligen Reichsgerichts sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten an den 11 aus Stein, 13 aus Holz und 14 aus Metall gefertigten Denkmalen dringend notwendig. Sie sind teilweise zerbrochen, korrodiert, von Holzwürmern zerfressen oder von Pilzen und Schimmel befallen. Seit 2004 befinden sie sich in einem - eigens dafür eingerichteten - universitätseigenen klimatisierten Depot. Die Epitaphien aus der Zeit zwischen 1450 und 1780 sind äußerst qualitätvoll und von großer kunst- und universitätsgeschichtlicher Bedeutung.
Johann Adam Schertzer wurde am 1. August 1628 in Eger geboren und starb am 23. Dezember 1683 in Leipzig, wo er sich 1652 nach Studien der Philosophie, Medizin und Theologie in Altdorf und Jena zum Magister der Philosophie habilitierte. 1666 promovierte er in Theologie und wurde ein Jahr später Professor. Schertzer war dreimal Rektor der Universität, sechsmal Dekan der Theologischen Fakultät, ferner Senior der Polnischen Nation, Domherr zu Meißen und Dompropst in Bautzen. Schertzers kompiliertes Lehrbuch der aristotelisch-scholastischen Philosophie von 1654 war weit verbreitet und diente unter anderen G. F. Leibniz als Studienbuch. Als Vertreter der lutherischen Hochorthodoxie wurde Schertzer nicht zuletzt wegen seiner Polemiken gegen die Jesuiten und Calvinisten bekannt.
Dank der großzügigen Spende des Ehepaares Gabert kann die DSD nun das Epitaph für den Leipziger Theologieprofessor und seine beiden Ehefrauen wiederherstellen lassen. Es ist in Form eines aufgespannten Tuches gestaltet und war zerbrochen, durch die jahrzehntelange falsche Lagerung morsch und von Schädlingen befallen. Bei der Restaurierung der Epitaphien wird eng mit der Fachklasse Restaurierung der Hochschule für Bildende Künste in Dresden zusammengearbeitet.
Bonn, den 26. Mai 2011/Schi
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