76. Auktion der Hermann Historica GmbH, München - Ergebnisse
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Presse21.05.2018
Blankwaffen aus allen Epochen, antike Schusswaffen von höchster Qualität, eindrucksvolle Schutzwaffen und Erinnerungsstücke von europäischen Herrschern begeisterten in der 76. Auktion des Spezialauktionshauses.
München, Mai 2018 – Vom 1. bis 11. Mai fand die diesjährige Frühjahrsauktion der Hermann Historica GmbH mit gewohnt großer und qualitätsvoller Offerte an Kostbarkeiten aus vielen Zeiten und Regionen statt. Zum Aufruf kamen rund 6.500 Lose aus allen Themengebieten des Hauses – Antiken, Alte Waffen, Kunsthandwerk, Jagdliches, Orden sowie historische und militärgeschichtliche Objekte.
Antiken
Ungebrochen ist seit Jahren das Interesse an den kunstvoll gefertigten frühen Bronzehelmen und antiken Schwertern aus den Händen archaischer Schmiede. Wahre Raritäten, teils langjährig in Sammlungen dokumentiert, einzigartig und bestens erhalten, fanden sich auch jetzt wieder im Kapitel der Antiken. So ein später, illyrischer Bronzehelm mit Punzenverzierung an Wangenklappen und Gesichtsausschnitt, der im fünften bis frühen vierten Jahrhundert vor Christus aus einem Stück getrieben wurde. Nicht nur die Erhaltung, sondern auch der dokumentierbare Werdegang beeindruckten an diesem Stück, das zu seiner Taxe von 12.000 Euro versteigert wurde. Bronzene Schmiedearbeiten überzeugten auch unter den moderat angesetzten Blankwaffen, wie ein Vollgriffschwert aus der älteren Urnenfelderzeit, dem 12. Jahrhundert vor Christus, das eine akzentuiert abgesetzte Mittelrippe mit flachem Mittelgrat und nahezu parallel verlaufenden Schneiden zeigte. Gebote ab 4.000 Euro waren hierfür erbeten, für den Erwerb dann doch 4.600 Euro notwendig. Von außergewöhnlicher Seltenheit und bestechend schön mit spätantiker Ornamentik verziert, kam ein chasarisches Langschwert mit silberplattierter Parierstange für 5.000 Euro zur Versteigerung - dem Betrag, zu dem die im achten Jahrhundert im nördlichen Schwarzmeerraum gearbeitete Waffe dann auch den Besitzer wechselte.
Kunsthandwerk
Den Katalog der Alten Waffen eröffneten traditionsgemäß Jagdliches, Kunsthandwerk und seltene Wunderkammerobjekte. Dass die besonderen handwerklichen Meisterstücke nicht nur dem militärischen Bereich vorbehalten waren, bewies eine gotische Zimmertür aus Nürnberg, die um 1400 gefertigt wurde. Die Tür, ein Vergleichsstück fand sich im Germanischen Nationalmuseum am Ort seiner Entstehung, präsentierte an der Vorderseite schräg überlappende Eisenbänder mit erhabenen, blütenförmigen Nietköpfen. Gemodelte Bleche füllten die rautenförmigen Zwischenräume, mal das Stadtwappen von Nürnberg, mal heraldische Adler und Löwen zeigend. Eine eindrucksvolle mittelalterliche Arbeit, deren Qualität und Seltenheit Anerkennung im Zuschlag von 12.500 Euro, bei einem Rufpreis von 9.000 Euro, fand. Deutlich jüngeren Datums eine süddeutsche Zunftlade der Bäcker, um 1520, mit original erhaltenen Beschlägen, Schloss sowie Bemalung, die zum Startpreis von 7.500 Euro erworben wurde. Schön auch das Ergebnis von 6.900 Euro, bei einer Taxe von 3.600 Euro, für die feuervergoldeten Bronzebüsten von Hektor und Achill, Frankreich, um 1860. Kunstfertig mit gravierten und ziselierten Details gestaltet, zeigten die zwei auf Marmorsockeln montierten Skulpturen die antiken Krieger jeweils mit behelmten Häuptern und drapierten Mänteln über den Schuppenpanzern.
Alte Waffen
In den Arbeiten der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rüstungs- und Waffenschmiede spiegelten sich neben einer oft lebenslangen Erfahrung die höchsten Ansprüche an Funktionalität und Ästhetik. Eine Ambition, die sich auch an der Gestaltung des zusammengesetzten, überaus dekorativen deutschen Turnierharnisches im Augsburger Stil aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erkennen ließ. Die Ausstrahlung und Qualität des schönen, auf 25.000 Euro taxierten Stücks, entging dem internationalen Fachpublikum nicht, und so goutierte es die Offerte mit einem erfreulichen Zuschlag von 38.000 Euro. Denn jedes einzelne Detail des mit einem eleganten, einteilig geschlagenen Helm komplettierten Ensembles war genauestens durchdacht, einer Funktion geschuldet und dazu noch kunstvoll nach bestem Einsatz des Materials verarbeitet. Dass der Harnisch unzweifelhaft dem Zweck, einem Teilnehmer im Turnier bestmöglichen Schutz zu bieten, zugedacht war, ließ die besonders kräftige, gegratete Brustplatte sowie der seitlich auf ihr verschraubte, klappbare Rüsthaken erkennen. Dazu lenkten geschnürlte Brechränder an Armeinsätzen und Halsausschnitt jedweden Angriff vom Körper ab, während größtmögliche Bewegungsfreiheit mit mehrfach geschoben gearbeiteten Schultern, Beinschienen und Handschuhen erreicht wurde.
Ebenfalls eine wunderbare, schon anmutig zu nennende Arbeit, ein bedeutender, reich mit geätztem Schwarzlotdekor dekorierter Morion in seiner charakteristischen Form, für den eine überaus namhafte Provenienz, die berühmte Sammlung Conan Doyle, belegt war. Der Helm, zugeschlagen zum Startpreis von 12.500 Euro, zeigte über und über eine kunstvolle Dekoration mit Trophäen, Löwe und Drache auf dem Kamm und Fortuna zwischen zwei Putti und Trophäendekor auf der Kalotte. Umlaufende, blütenförmige Zierrosetten rundeten die ästhetische Anmutung des 1580 wohl im italienischen Pisa gefertigten Helms ab. Sehr schön auch ein ritterliches Stechschwert (Estoc) zu anderthalb Hand, das um 1520/30 in Süddeutschland geschmiedet wurde. In gutem Zustand, sehr selten und früh, konnte mit 16.000 Euro für das eindrucksvolle, 137 cm messende Schwert mit großem, pilzförmigem Knauf und ausladender Parierstange das annähernd Doppelte der Schätzung von 8.500 Euro erzielt werden.
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