Nachbericht
ZEITGENÖSSISCHE KUNST Juni 2017
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Presse04.06.2017
An der Spitze der Auktion stand mit 620.000 Euro unangefochten eine Homage to the Square von Josef Albers. Gerhard Richter folgte mit 360.000 für eine kleine Leinwand mit Vorhang. Günther Uecker kam mit einer kleinen Nagelung auf 174.000. Eine Pyramide von Keith Haring lag ebenso bei 124.000 wie einer der typischen Köpfe von Marwan und auf 136.000 kamen leuchtend grüne Trauben von Karin Kneffel. 105.500 lautete das Resultat für eine Plastik von Fritz Koenig. Insgesamt spielten die drei Auktionen das sehr erfreuliche Gesamtergebnis von knapp 8 Mio. Euro ein.
Homage to the Square Josef Albers aus dem Jahr 1961 wurde mit 620.000 das alles überragende Highlight der Auktion. Alleine elf nationale und internationale Telefone kämpften um die quadratische Arbeit. Das Werk in Öl auf Aluminium mit den Maßen 50,5 x 50,5 cm zählt zu der bedeutenden Serie der Homage to the Square-Bilder und stammt ursprünglich aus der Sammlung des Schweizer Schriftstellers und Begründers der Konkreten Poesie Eugen Gomringer. Die streng geometrische Anordnung bildet die Grundlage von Albers ikonischen Bildern, mit denen er die Wirkung der Farbe studierte (Lot 505, 250/350.000).
Zu den Höhepunkten der Auktion gehörte mit 360.000 auch Gerhard Richters Gemälde Vorhang. Das kleinformatige Werk (30 x 24 cm) von 1964 gehört zu den frühesten Arbeiten, in denen sich Richter mit dem Motiv des Vorhangs befasst. Insgesamt entstanden zwischen 1964 und 1967 zwölf Werke zu diesem Sujet, das durch die Aneinanderreihung von hellen und dunklen Streifen das Bild eines Vorhanges mehr assoziiert als darstellt. Die 1960er Jahre gelten als stilprägendes Jahrzehnt für Richter, in dem sich die grundlegenden Themen und Techniken im Œuvre des Künstlers entwickelten (Lot 519, 250/350.000).
Erst bei 174.000 konnte deutscher Handel für Günther Ueckers etwa 54 x 32 x 10 cm große Ampel von 1958 für sich gewinnen. Die Verwendung von Nägeln als Strukturelement setzt sich seit 1957 als maßgeblicher Bestandteil in Ueckers Werk durch. Die unterschiedlichen Farben der drei Blechdeckel, der Glanz des Materials, ihre vertikale Positionierung sowie die rechteckige Form des mit Leinwand überspannten Holzes unterstützen die Assoziation des Bildtitels. Die kreisförmigen Nagelfelder können durch Bewegung in Schwingung gebracht werden, wodurch die Dynamik des Objekts unterstützt wird (Lot 512, 80/120.000).
In den letzten Jahren hatte Lempertz mehrfach Rekorde für Gemälde, insbesondere für Früchtestillleben von Karin Kneffel aufgestellt. Diesmal wurde eine Leinwand mit intensiv leuchtenden grünen Trauben offeriert. Ein norddeutscher Sammler konnte sich mit 136.000 gegen die Konkurrenz durchsetzen (Lot 541, 100/150.000). In einer Auflage von 15 Exemplaren ist Keith Harings dreidimensionales Objekt Pyramid Sculpture 1989 entstanden, das sich aus vier Aluminium-Tafeln zusammensetzt und somit ein skulpturales Werk in Form einer Pyramide darstellt. Die spitz zulaufende Form stellt für Harings dicht arrangierten und verschachtelten Zeichnungen eine passende Analogie her, die seinen charakteristischen Motiven prägnanten Ausdruck verleihen. Bei 124.000 erhielt ein amerikanischer Sammler den Zuschlag (Lot 525, 100/150.000). 124.000 lautete auch das Ergebnis für einen der 1975/1976 gemalten charakteristischen Köpfen von Marwan, der nun in eine Londoner Sammlung geht (Lot 528, 80/100.000).
Paul Thek war mit zwei Arbeiten aus dem Jahr 1969 präsent: Die in Acryl und Gouache auf Zeitungspapier ausgeführten Island spielte 74.400 ein (Lot 522, 40/50.000) und Schwimmer 10.10.69 kam auf 72.000 (Lot 523, 30/40.000). Antonio Calderara war mit allen seiner sieben offerierten Arbeiten erfolgreich, darunter ein unbetiteltes Gemälde aus dem Jahr 1970, das für 57.000 an einen italienischen Sammler ging (Lot 506, 28/32.000). 54.500 wurden für einen geritzten und gebohrten Keramikteller von Lucio Fontana geboten (Lot 511, 35/45.000), die ebenfalls ein kleines Kissenbild von Gotthard Graubner aus dem Jahr 1968 einspielte (Lot 515, 35/45.000). Katharina Grosse, deren Großformate Lempertz im letzten Herbst mit großem Erfolg versteigert hatte, war u.a. wieder mit zwei Großformaten vertreten, in denen sie sich mit den materiellen Grundbedingungen des Mediums Malerei auseinandersetzte. Während das größere Gemälde für 74.400 in eine deutsche Sammlung ging, wurde das etwas kleinere Format von deutschem Handel für 59.500 übernommen (Lots 542/543, je40/50.000).
Das starke Angebot mit skulpturalen Werken wurde von Fritz Koenigs Epitaph für Zwei III von 1976 angeführt. Die 180 cm große Bronze ist mit einer Taxe von 90.000 versehen. Während in den späteren Ausführungen der Grabmäler überwiegend Eisen genutzt wurde, zeigt das vorliegende Bronze-Exemplar von „Epitaph für Zwei III“ ein frühes Beispiel von Fritz Koenigs bedeutender Werkserie, in der sich der Bildhauer mit der Todesthematik auseinandersetzt. Ein deutscher Sammler setzte sich mit einem Zuschlag von 105.500 durch (Lot 531, 90.000).
Das wohl außergewöhnlichste Stück der Auktion lag mit der Arbeit des koreanischen Künstlers Do-Ho Suh vor. Der Stove (Herd) ist Teil seiner Specimen-Series, in welcher der Künstler seine persönlichen Alltagsgegenstände maßstabsgetreu mit Polyestergewebe nachbildet. Für 99.000 ging sie in New Yorker Handel (Lot 544, 80/120.000).
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Lempertz Auktion 1071 1. Juni: Zeitgenössische Kunst