Nachbericht
MODERNE KUNST KAFFEE IM GARTEN
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Presse03.06.2017
Höhepunkt der Offerte wurde mit 592.000 Euro ein Gartenbild August Mackes. Zu den weiteren Highlights zählten: Eine erheblich gestiegene Montmartre-Ansicht von Maurice Utrillo für 273.000, ein frühes abstraktes Gemälde von Hermann Glöckner (161.00) und ein Landschaftsaquarell von Emil Nolde für 164.000. Ein Porträt von Mela Muter kam auf 118.000.
Aus dem breitgefächerten Angebot ragte mit 592.000 August Mackes bedeutendes Gemälde Kaffeetafel im Grünen heraus. Das bislang nicht öffentlich präsentierte Bild aus dem Jahr 1912 zeigte die Familie des Künstlers im Garten seines Bonner Hauses. Der Garten spielte in der Familie Macke eine zentrale Rolle – dies belegen nicht nur überlieferte Fotografien, sondern auch eine ganze Reihe von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälde des Künstlers. Mackes wichtiges Gemälde ist sowohl erzählerisches Familienporträt als auch Beleg für das außergewöhnliche Talent des Künstlers, über die Präsenz des Alltäglichen auf die Welt jenseits ihrer sichtbaren Erscheinungen zu verweisen. (Lot 260, 400/500.000).
Eine beachtliche Steigerung gelang Maurice Utrillos nur 41 x 33 cm messenden Gemälde Place du Tertre et Sacré Cœur, Montmartre von 1938 mit aktualisierter Expertise, die ein deutscher Sammler gegen hartnäckige Konkurrenz von 80/100.000 bis auf 273.000 nach oben trieb. Die vorliegende Ansicht des Platzes in Montmartre ist ein eindrucksvolles Beispiel jener feinen Farbigkeit, die Utrillos Werk neben der meisterhaften Differenzierung des Weiß auszeichnet. Ihre Lebendigkeit erhält die dichte Komposition durch die komplexe Palette mit ihren differenzierten Farbakzenten in Braun und Grün sowie die Utrillo-typische Personenstaffage. Mit großer Leichtigkeit gelingt Utrillo ein ausgesprochen atmosphärischer Blick auf den Place du Tertre, über den sich weithin sichtbar die leuchtend weiße Kuppel von Sacré Cœur erhebt (Lot 281).
Groß war der Erfolg auch für Hermann Glöckners Rechtwinklige Durchdringung: Zeichen F auf Schwarz, eine frühe Tafel aus dem Jahr 1932, für die eine öffentliche Sammlung mit 161.000 ein Mehrfaches der Taxe investieren musste. Entstanden ab 1930, bilden Glöckners Tafeln eine zentrale Werkgruppe innerhalb seines reichen Schaffens. Das von Glöckner in Abgrenzung zum klassischen Gemälde entwickelte Konzept der Tafel zeichnet sich durch seinen dezidiert objekthaften Charakter aus und wird nicht zuletzt mit diesem Zuschlag als bedeutender Beitrag zur konstruktiv-konkreten Kunst gewürdigt (Lot 276, 40/50.000). Emil Noldes um 1930/1935 entstandenes Aquarell Weite Marschlandschaft mit Bauernhöfen zeigte sehr wahrscheinlich die friesische Marsch im Gotteskoog mit den Seebüll umgebenden großen Gehöften. 1927 hatte der Künstler auf der erhöht liegenden Warft von Seebüll sich ein neues Wohn- und Atelierhaus nach eigenen Entwürfen bauen lassen. Die damals entstandenen Gemälde und Aquarelle mit ihrer ebenso intensiven wie expressiven Farbigkeit sind heute unangefochtene Meisterwerke im Œuvre Noldes. Ein Bieter aus Amerika investierte 164.000 (Lot 274, 140/160.000).
Steil nach oben stieg mit 118.000 Maria Mela Muters Frau im Pelzkragen aus dem Jahr 1919. Mela Muter, aus Warschau 1905 in die Kunstmetropole Paris gekommen, avancierte nach dem I. Weltkrieg zur gefragten Porträtistin – Intellektuelle und Künstler stehen ihr gleichermaßen Modell, wie sie Kinder und Menschen aus ärmsten Bevölkerungsschichten festhielt. Ihren sehr ausdrucksstarken Porträts liegt ein schonungsloser Realismus zu Grunde. Dieser geht mit einer kostbaren wie prachtvollen Malweise einher. Sie neutralisiert gleichsam alle körperlichen Unzulänglichkeiten und hebt die eigenartige Individualität und menschliche Bedeutung ihrer Modelle hervor. (Lot 254, 40/50.000).).
Von Auguste Rodin stammte die Bronze Jean de Fiennes, vêtu, réduction aus der Gruppe der „Bourgeois de Calais“ in einem Guss des Musée Rodin, im Archiv, durch Expertise und Provenienz, bestens dokumentiert. Es handelt sich um die von Rodin konzipierte verkleinerte Fassung einer der Figuren aus dem berühmten Denkmal der Bürger von Calais, von Georges Rudier zwischen 1956 und 1963 posthum in einer letzten Auflage des Museums in acht Exemplaren gegossen. Die Bronze wurde für 74.500 von einem amerikanischen Sammler übernommen (Lot 250, 40/50.000). Für Jean Léon Fautriers 1929 gemalte Buste de Femme übernahm deutscher Handel bei 74.500 (Lot 272, 50/60.000). Wie die Werke seiner Zeitgenossen Alberto Giacometti oder Jean Dubuffet wollen Jean Fautriers Arbeiten das Unfassbare fassen, sie wollen abbilden, wo das Ende von Figur und Raum längst gekommen schien. Beinahe wie ein Abbild Gaias malt der Künstler seine Frauengestalten in strenger, monumentaler Frontalität, als sollten sie die Idole einer archaischen Kultur beschwören.
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