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Zeiten des digitalen

Kunst der Vermittlung

Zeiten des digitalen

Die Kunst der Vermittlung Konferenz zu Museumsarbeit in Zeiten des digitalen und demografischen Wandels in Hamburg

Hamburg, 3. April 2017. Die Gesellschaft wird älter und diverser, gleichzeitig werden die Möglichkeiten zur digitalen Kommunikation immer zahlreicher. Dieser Wandel stellt auch Museen vor neue Herausforderungen ihre Inhalte zeitgemäß zu vermitteln. Wie sich Zielgruppen und Methoden verändern, aber auch welche Perspektiven und Potenziale sich auftun, diskutieren heute und morgen rund 150 Fachleute erstmals bei der Konferenz »Hallo Vermittlung!?« in Hamburg. Die Veranstaltung von Deichtorhallen und Körber-Stiftung untersucht drei Herausforderungen für die Vermittlung von Kunst: Digitalisierung, Interkulturalität und Öffnung für Menschen mit Demenz.

»Die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen durch Entwicklungen wie den demografischen und digitalen Wandel oder die weltweite Migration führen zu einer immer größeren Heterogenität der Bevölkerung, die die Kulturvermittlung immer neu fordert«, sagt Kultursenator Dr. Carsten Brosda zur Eröffnung der Konferenz. »Es geht darum, Brücken zu bauen und Verständnis für unterschiedliche Lebenswelten zu wecken. Hier kommt Kultur eine zentrale Rolle zu und es bedarf eines intensiven Diskurses darüber, wie dieser Austausch gelingen kann. Die Konferenz »Hallo Vermittlung?!« leistet hier einen wichtigen Beitrag.«

Die Frage wie es Ausstellungshäusern gelingt, möglichst vielen einen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen, wird bereits beim Auftakt der Tagung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Was Hirnforscher zu einem erweiterten Blick auf Kunstwerke beitragen können erklärt Prof. Dr. Ernst Pöppel vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der Ludwig-Maximilians-Universität München in seiner Keynote. »Künstler geben uns Naturforschern Hinweise, wie Wissen in uns verankert ist oder sein sollte, sodass wir nicht blind durch die Welt stolpern«, so Pöppel. Wie Wissenschaft und Kulturort konkret zusammenarbeiten können, erforschen Michael Ganß von der Hamburg Medical School und Sybille Kastner vom Lehmbruck Museum in Duisburg. In einem Impulsvortrag konstatieren sie, dass Einschränkungen immer auch Potenziale eröffnen. Über Menschen, die nicht sehen können, wisse man beispielsweise, dass sie eine besonde rs differenzierte taktile Wahrnehmung ausbilden. »In der Kunstvermittlung wird dies für gezielte Werkzugänge genutzt«, erläutert Kastner. Bei Menschen mit demenzieller Erkrankung seien diese Potenziale zwar schwieriger zu erkennen, entdecke man sie aber, eröffneten sie den Vermittlern neue und bereichernde Möglichkeiten zur Werkbetrachtung, so Ganß und Kastner.

Besonders an jüngere Zielgruppen denkt man, wenn es um Kunstvermittlung über digitale Medien geht. So scheint die Nutzung neuer Technologien und Kommunikationsweisen auch im Kunstsektor zu einem Wettbewerb geworden zu sein. Als Professor für Mediengestaltung und Medientheorie sieht Ralf Lankau von der Hochschule Offenburg einige Entwicklungen kritisch. In einer zunehmend digitalisierten Welt müsse Kunstvermittlung zum realen Objekt führen. »Das gestalterisch-künstlerische Arbeiten und Rezipieren bildet den notwendigen Gegenpol«, meint Lankau.

An Hand zahlreicher Beispiele von Museen nicht nur in Deutschland, sondern auch Paris, London und Amsterdam, versucht Dr. Miriam Schultze, Ethnologin & Museumspädagogin sowie Leiterin der Vermittlung am Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig, das Museum in Frage zu stellen und neu zu denken. »Die zunehmende Radikalisierung, Fremdenfeindlichkeit und Islamophobie nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland, Europa und weltweit zwingt auch kulturelle Institutionen dazu, sich mit aktuellen politischen Debatten zu beschäftigen« so Schultze. In ihrem Impulsvortrag gibt sie Beispiele dafür, welchen Beitrag Museen in Bezug auf das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen leisten können oder wie ein Museum den interkulturellen Dialog tatsächlich so ausrichten kann, dass symmetrische, bi-direktionale Beziehungen die Regel sind.

Nach Experten-Vorträgen am Vormittag geht es im weiteren Verlauf der Konferenz vor allem darum, dass die Experten sich über gelungene Beispiele aus der Praxis austauschen und gemeinsam Ziele für die Zukunft formulieren. »Wir wissen, dass viele Häuser schon tolle Vermittlungsarbeit leisten. Genau deshalb haben wir »Hallo Vermittlung?!« ins Leben gerufen: um voneinander zu lernen, den Austausch zu fördern und gute Ideen für die Zukunft zu entwickeln.«, so Anja Paehlke, Mitglied im Vorstand der Körber-Stiftung. Prof. Dr. Dirk Luckow, Intendant der Deichtorhallen ergänzt: »Die Kunstvermittlung ist heutzutage eine brisante Herausforderung. Sie muss sich neu den gesellschaftlichen Ungleichheiten stellen, um zu sehen, wie sie Menschen in unterschiedlichsten Schichten erreichen kann. Sie kann sich nicht darauf ausruhen, nur bestimmte Gruppen anzusprechen frei nach dem Motto »Kunst ist nur etwas für Eingeweihte&l aquo;.«






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  • 03.04.2017
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