Nachbericht: Moderne Kunst
REKORDE FÜR MACKE UND SINTENIS
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Presse30.11.2015
Die Auktionen Moderne Kunst, Zeitgenössische Kunst und Photographie spielten das sehr erfreuliche Gesamtergebnis von 9 Millionen Euro ein. Rekordergebnisse wurden in der Moderne für Macke und Sintenis erzielt sowie bei den Zeitgenossen für eine Arbeit von Isa Genzken; die Photographie stellte mit 136.400 einen internationalen Rekordpreis für Renger-Patzsch auf.
Von August Macke wurde eine prominente und hochqualitative Partie offeriert. Vier Arbeiten stammten direkt aus dem Nachlass des Künstlers und sind bisher nicht auf dem Kunstmarkt angeboten worden. Sie hingen als langjährige Leihgaben in deutschen Museen, und sind u.a. aus Sorge um die möglichen Auswirkungen des Kulturgutschutzgesetzes zurückgezogen und Lempertz zur Versteigerung anvertraut worden.
Angeführt wurde die Offerte von dem 1911 entstandenen Weiblichen Akt von rückwärts auf rosa Grund. Macke zeigt den Akt in der von ihm bevorzugten Rückenansicht mit abgewandten Dreiviertelprofil, wobei der Künstler einen entscheidenden Schritt in Richtung Abstraktion geht. Ein rheinischer Sammler übernahm das Gemälde bei 446.000 (Lot 305, 350/450.000).
Großes Interesse weckte die großartige, voll ausgearbeitete schwarze Kreidezeichnung der beiden sehr begehrten Werkgruppen, die Macke hier zusammengeführt hat: Spaziergänger unter Bäumen (Leute vor dem Schaufenster) aus dem Jahr 1914. Auch diese Papierarbeit stammte aus dem Nachlass des Künstlers und war während der letzten Jahre eine Dauerleihgabe im Kunstmuseum Bonn. Zahlreiche Bieter kämpften um den Zuschlag, den eine süddeutsche Privatsammlung erst bei 273.000 für sich entscheiden konnte: Internationaler Rekordpreis für eine Zeichnung Mackes (Lot 306, 150/200.000).
Auch die 1907 entstandene Leinwand Wäsche im Garten in Kandern – rückseitig mit einer nicht ausgearbeiteten Ansicht des Bonner Münsters versehen – reüssierte. Das von einer locker-leichten Malweise und durch subtile Farbnuancierungen gekennzeichnete Gemälde hing lange Jahre als Dauerleihgabe im Museum für Neue Kunst in Freiburg und wurde nun für 260.000 von deutschem Handel übernommen (Lot 302, 200/250.000). Für 35.000 ging Elisabeth Obst schälend aus dem Jahr 1907 in eine deutsche Sammlung. Die Bleistiftzeichnung aus demselben rheinischen Privatbesitz befand sich ebenfalls für viele Jahre als Dauerleihgabe im Städtischen Kunstmuseum Bonn (Lot 303, 30/35.000).
Bei 74.000 ging der 1912 in Aquarell und Gouache ausgeführte Sitzende Akt II, der ebenfalls aus dem Macke-Nachlass stammt, sich allerdings seit 1957 in einer Münchner Privatsammlung befand, in eine norddeutsche Sammlung (Lot 304, 60/80.000).
Sehr begehrt war auch die starke Skulpturen-Offerte. So war der 1930/1931 entstandene Zweifler von Ernst Barlach, ein mit Flechtheim-Provenienz versehener Lebzeit-Guss, heftig umkämpft. Ein deutscher Sammler trieb die Figur von 90/110.000 bis auf den Spitzenpreis von 273.000 (Lot 318). Auf den Rekordpreis von 211.000 für eine Tierplastik der Künstlerin wurde ein seltenes Großes Vollblutfohlen von Renée Sintenis aus dem Jahr 1940 gehoben. Die mit einer Taxe von 90/120.000 versehene, 108 cm große Bronze aus der Sammlung Wilhelm Reinold, Hamburg, zeigte beeindruckend die künstlerische Qualität der begnadeten Tierplastikerin (Lot 313). Fritz Klimsch kam mit seinem Frühling, eine spätere Bronze des Künstlers auf 57.000 (Lot 326, 35/40.000). Auf 37.000 stieg die 1965 gearbeitete Bronze Stehende mit Locken von Gerhard Marcks (Lot 452, 20/25.000).
Hans Purrmann war mit einer frühen, 1915 gemalten Landschaft bei Beilstein vertreten. Aus der Schule von Matisse kommend, hat der Künstler diese Landschaft quasi „fauvistisch“ gänzlich aus der Farbe entwickelt. Eine rheinische Sammlung konnte sich erst mit der Bewilligung von 173.500 gegen die hartnäckige Konkurrenz durchsetzen (Lot 307, 100/120.000). Bei 161.000 wechselte das 1937 entstandene Großes Stilleben bzw. Bouquet à l'heure bleue – ein charakteristisches Beispiel von Alexej von Jawlenskys Spätwerk – in eine süddeutsche Privatsammlung (Lot 324, 120/130.000). Ein lange Zeit in Vergessenheit geratenes Spätwerk von Otto Dix aus dem Jahr 1939 zeigte eine Weite Ebene (Weiler bei Bohlingen), eine Landschaft von großer räumlicher Tiefe und Ausdehnung. Bei 136.000 wurde das Gemälde von einem deutschen Privatsammler übernommen (Lot 327, 100/120.000). Eine um 1910 entstandene Herbstliche (Elb?)Landschaft des Künstlers kam auf 42.000 (Lot 393, 30/40.000).
Für 81.000 ging Max Liebermanns Zwei Spaniels, 1913/1914 auf Karton gemalt, in eine deutsche Privatsammlung. Das Gemälde beeindruckte durch die Wiedergabe des langen seidigen Fells in freier impressionistischer Malerei in gewollt ungewöhnlichem Bildausschnitt (Lot 317, 60/70.000). 81.000 bewilligte ein Schweizer Sammler für Mela Muters Leinwand 2 Kinder von 1912 (Lot 316, 80/90.000). Ebenfalls in die Schweiz ging für 74.000 Raoul Dufys Gemälde Le funiculaire à l’Estaque von 1908, das deutlich den ab 1907 wirksamen Einfluss Cézannes zeigte (Lot 301, 60/80.000).
Von Pablo Picasso kamen neben bedeutenden Blättern aus der „Suite Vollard“ ein Mappen-werk und ein Buch. La tauromaquia, o arte de torear von 1959 enthielt alle 26 Aquatintaradie-rungen. Das vollständige Portfolio kam auf 52.000 (Lot 330, 35/40.000). Die 66 Radierungen des 1968/1971 geschaffenen Buchs Célestine spielten 42.000 ein (Lot 331, 35/40.000). Marc Chagalls prominente Original-Farblithographie Carmen von 1967 lockte zahlreiche Bieter, die das Blatt bis auf 52.000 hochtrieben (Lot 332, 25/35.000).
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