Nina Gockerell
Ethno-Salon am 28. September im Staatlichen Museum für Völkerkunde
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Messe28.09.2012
Das in Bayern auch Schweizer Uhren anders gehen, ist bekannt. Spätestens seit der jüngsten Aufklärungskampagne großer Münchner Tageszeitungen wissen wir auch, dass Nähmaschinen in Pakistan und Sri Lanka dortige Ziegenhäute in echt bayerische Lederhosen zum Economy-Tarif umsticheln. Wem derartig tiefgreifende Erkenntnis nicht genug ist, wer Blädel Schorsch, Kraudn Sepp & Co. schon immer für gehaltvoller hielt als manchen postmodernen Vorzeigebayern, der hat am kommenden Freitag auf dem Oktoberfest nichts verloren, sondern kommt zum ersten nachsommerlichen Ethno-Salon im Foyer des Münchner Völkerkundemuseums.
- "Trunksüchtig, grob und gut katholisch oder heimatliebend, treuherzig und heiter? Wie die Bayern beurteilt wurden und werden" - Ausführungen von Nina Gockerell (Volkskundlerin)
- "Der G'scheerte in der Stadt" - Lesung einer "Komischen Szene für 3 Herren" von Georg Stöger mit Karl Sommer, Andreas Koll und Stefan Eisenhofer
- "Strietzis, Lackel'n, Goaßlschnalzer. Bayernbilder in der volkstümlichen Unterhaltung" - Anmerkungen mit Film- und Tonbeispielen von Andreas Koll (Volkskundler und Musiker) Offenes Forum Moderation: Karin Sommer und Stefan Eisenhofer
Über kaum jemanden sind so viele Klischees im Umlauf wie über die Bayern. Die Vorurteile betreffen Aussehen, Eigenschaften, und - allem voran - den angeblichen "Charakter". Vornehmlich Schilderungen in der Reiseliteratur prägten diese Stereotypen, denn der Fremde sucht und findet stets das, worüber er vor Reiseantritt gelesen und gehört hat.
Nina Gockerell hat aus Quellen der letzten fünf Jahrhunderte viele Beispiele zusammengestellt. Sie zeigen nicht nur die Entstehung einzelner Züge des ?Bayernbildes?, sondern auch, wie die Erwartungshaltung der Fremden zuweilen zu einer übersteigerten Selbsttypisierung der Bayern geführt hat. Andreas Koll, ein ausgewiesener Kenner der Münchner Volkssänger-Szene, geht dem speziellen Bayernbild in der volkstümlichen Unterhaltung in München um 1900 nach. Damals zogen viele Menschen vom Land in die Stadt, verklärten ihr (neues) Leben in der Stadt und verspotteten das (alte) Leben auf dem Land. Gleichzeitig entstand eine große Sehnsucht nach Natur und Natürlichkeit. Man schuf sich Idyllen, um der städtischen Betriebsamkeit zu entfliehen. Die Exotik der Bergwelt wurde zum Inbegriff des "usprünglichen" Lebens. Indem man Lieder und Tänze der Gebirgsbewohner in sich aufsog und deren Kleider anzog, glaubte man, selbst mit dem "wahrhaft Echten" verschmolzen zu sein.
Dr. Nina Gockerell leitete bis 2011 die Abteilung Volkskunde im Bayerischen Nationalmuseum in München. Andreas Koll ist Volkskundler, Musiker und Archivar des Valentin-Karlstadt-Musäums.
Ein Abend über das ewige Nord-Süd- / Stadt-Land-Gefälle und die Sehnsucht nach dem edlen wilden Bayern.
Eintritt 5 € / ermäßigt 3 €. Ermäßigter Eintritt für Mitglieder des Freundeskreises.
Für Speisen und Getränke sorgt max2 - das Café im Völkerkundemuseum.
Weltoffen seit 1862
Staatliches Museum für Völkerkunde München
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