Wien Museum
Wiederentdeckung einer großen österreichisch-britischen Fotografin
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Ausstellung13.06.2013 - 08.09.2013
Während der leichten wirtschaftlichen Erholungsphase Mitte der 1930er Jahre gelang es Tudor-Hart, sich ein Fotostudio in London aufzubauen: „Edith Tudor-Hart – Moderne Fotografie“ stand auf ihrem Briefkopf. Sie spezialisierte sich auf Porträtfotografie und konnte auch Werbeaufträge an Land ziehen, u. a. für den Spielzeughersteller Abbatt Toys. Außerdem belieferte sie neue britische Illustrierte, darunter das Magazin Lilliput und das Massenblatt Picture Post sowie Regierungsstellen wie das britische Bildungsministerium. Für die traditionellen Medien der Fleet Street zu arbeiten, kam für sie allerdings nicht infrage. Neben der ebenso konsequenten wie nuancierten Arbeiterfotografie konzentrierte sich Tudor-Hart vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Arbeit mit Kindern, wobei sie auf ein großes Netzwerk an Kontakten zurückgreifen konnte. Dazu zählten unter anderem der österreichische Kinderarzt und Heilpädagoge Karl König sowie Anna Freud und Donald Winnicott, zwei führende Protagonisten der Kinder-Psychoanalyse. Kinderfürsorge, Gesundheit und Bildung beschäftigten sie, Agenturen wie die British Medical Association, Mencap und der National Baby Welfare Council wurden Auftraggeber. Im Gegensatz zur damals üblichen statischen Porträtfotografie im Studio zeigte Tudor-Hart Familien und im Speziellen Kinder natürlich und lebendig.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Beginn des Kalten Krieges verschärfte sich die persönliche Situation Tudor-Harts, die nach wie vor als sowjetische Agentin niederen Ranges tätig war. 1951, kurz nachdem der sowjetische Spion Kim Philby erstmalig verhört worden war, zerstörte sie aus Angst vor Verfolgung die meisten ihrer Fotos sowie viele Negative. „Ihr Leben als Partisanin der sowjetischen Sache endete für sie als besiegte und zermürbte Frau“, so Duncan Forbes. Ab Ende der 50er Jahre veröffentlichte sie keine Fotos mehr, vermutlich auf Verlangen der britischen Geheimdienste. Trotz zahlreicher Verhöre wurde sie jedoch nie verhaftet. Ihre letzten Lebensjahre bis zu ihrem Tod 1973 verbrachte Edith Tudor-Hart als Antiquitätenhändlerin in Brighton.
verbrachte Edith Tudor-Hart als Antiquitätenhändlerin in Brighton.
Dass ihr fotografisches Werk wieder entdeckt wurde, ist dem Bruder der Fotografin, dem Fotografen und Kameramann Wolfgang Suschitzky, zu verdanken. Er bewahrte etliche Negative vor der Vernichtung und übergab 2004 den Scottish National Galleries den fotografischen Nachlass seiner Schwester. Ausstellung und Katalog machen nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit das außerordentliche Werk Edith Tudor-Harts bekannt. Die Schau wurde im Frühling 2013 in den National Galleries of Scotland in Edinburgh gezeigt und macht nach dem Wien Museum auch in Berlin Station. Sie vermittelt erstmals einen Werküberblick über die Wiener wie auch die englischen Jahre Tudor- Harts, viele Fotografien sind zum ersten Mal zu sehen. Zudem erscheint anlässlich der Ausstellung die erste umfassende Publikation zu dieser großen österreichischen Künstlerin.
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13.06.2013 - 08.09.2013
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
24. Dezember: 10 bis 14 Uhr; 25. Dezember und 1. Jänner:v geschlossenEintritt:
Erwachsene: 8 €. Ermäßigt 6 € (SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Studierende bis 27 Jahre, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Gruppen ab 10 Personen) Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!Katalog zur Ausstellung:
Edith Tudor-Hart. Im Schatten der Diktaturen (dt.) Edith Tudor-Hart. In the Shadow of Tyranny (engl.), Hg.: Duncan Forbes im Auftrag des Wien Museums, Hatje Cantz Verlag,152 Seiten, EUR 24,-