Hamburg
Neueröffnung Sammlung Moderne
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Ausstellung01.02.2012
Abstraktion Moderne
Im politisch-gesellschaftlichen Vakuum nach dem Ersten Weltkrieg reifte die Vision der abstrakten Kunst heran, die die Avantgarde schon seit der Jahrhundertwende beschäftigt hatte. Die abstrakten Künstler sahen sich als Weltbürger und betrachteten ein Denken in nationalen Kategorien als überwunden. Stattdessen strebten sie nach einer kollektiven und universellen Kunst, befreit vom Ballast der Gegenständlichkeit. Eine wichtige Keimzelle der Abstraktion entstand in Holland mit der Künstlergruppe De Stijl, die sich 1917 formierte. Die Ideen von De Stijl lieferten wichtige Impulse für die Entwicklung der Abstraktion in Frankreich und Deutschland, vor allem am Bauhaus. Mit dem 1925 entstandenen Esszimmer von Félix del Marle (1889-1952), besitzt das MKG eines der ganz wenigen Beispiele französischer Interieurs, die nahezu manifestartig die utopischen Prinzipien von De Stijl, umsetzen. De Stijl strebte das Ideal der reinen, abstrakten Form an, um eine universelle, von Natur und Emotionen unabhängige Ordnung zu schaffen. Diese künstlerisch radikalen Ideen wollten sie auf die Gestaltung aller Lebensbereiche übertragen. Ganz in diesem Sinne sind die Möbel von Félix Del Marle auf ihre wesentlichen Grundelemente reduziert. Sie bestehen aus einfachen Vierkanthölzern und Brettern; die jeweiligen konstruktiven Elemente sind durch die unterschiedliche Farbgebung betont.
Expressionismus und Tanz
Um 1900 entwickelte sich unter den Künstlern eine starke Sehnsucht nach „Ursprünglichkeit“. Die Suche nach dieser Ursprünglichkeit führte im frühen 20. Jahrhundert in zwei entgegengesetzte Richtungen: in die Ferne, zur Kunst der außereuropäischen Kulturen Afrikas und Ozeaniens, und, ausgelöst durch Sigmund Freud (18561939) und seine Psychoanalyse, auch weit in das eigene Ich. Bei der Herausbildung der neuen expressionistischen Künstlersprache spielte der zeitgenössische Tanz eine entscheidende Rolle. Tanz galt als existenzielle Metapher des menschlichen Schicksals schlechthin, vermittelte ein rhythmisch-dynamisches Lebensgefühl, den Dualismus von Körper und Seele, die Dominanz des Gefühls über den Verstand, Wildheit, Erotik und Exotik. Das MKG besitzt ein äußerst rares Beispiel expressionistischer Bühnenkunst: Zwischen 1919 und 1924 gestaltete das in Hamburg lebende Künstlerpaar Lavinia Schulz (1896-1924) und Walter Holdt (1899-1924) rund 20 Ganzkörpermasken, die in ihrer Erscheinung absolut einzigartig sind. Auf den Bühnen der legendären Hamburger Künstlerfeste führten sie ihre wilden Tänze auf, bevor die finanzielle Not das Künstlerpaar 1924 in den Freitod trieb.
Begleitprogramm: Maskentanz. Wir feiern die Moderne! Sa, 18. Februar/So, 19. Februar 2012, jeweils 11 – 18 Uhr
Zur Neueröffnung der Sammlung Moderne veranstaltet das MKG in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) sowie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg am 18. und 19. Februar 2012 ein großes Kunstfest. Unter der künstlerischen Gesamtleitung von Prof. Frank Böhme von der HfMT werden in Tanzaufführungen, Musikdarbietungen und Textcollagen die Epochen vom Jugendstil über Expressionismus bis zum Bauhaus wieder lebendig und die für die Zeit charakteristische Einheit der Künste erfahrbar gemacht. Die sinnlichen Schleiertänze von Loie Fuller kontrastieren mit dem reduziert abstrakten Stabtanz des Bauhauslehrers Oskar Schlemmer. Die expressionistischen Tanzmasken des Hamburger Künstlerpaars Lavinia Schulz und Walter Holdt werden mit Musik von Hans Heinz Stuckenschmidt und Stefan Wolpe zu neuem Leben erweckt. Musik Arnold Schönbergs, Erwin Schulhoffs, Eric Saties, Alexander Skrjabins und anderer Komponisten der Zeit ist zu hören. Es werden die Experimente von Ton-Lichtinstallationen rekonstruiert und eine zeitgenössische Modenschau dargeboten. Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Frank Böhme (HfMT); Ausführende: Studierende und Lehrende der HfMT; Choreografie: Namoo Kim und Tyll Wibben. Ermöglicht durch die Martha Pulvermacher Stiftung.
Die Neueinrichtung der Sammlung Moderne wird ermöglicht durch Mittel aus dem Sonderausstellungsfonds der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg sowie durch die großzügige Unterstützung von Saalpaten:
§ Milde-Speckter-Zimmer: Stiftung Voss-Andreae
§ Louis-Seize-Raum: Agnes Gräfe Stiftung
§ Historismus. Weltausstellung und Stilpluralismus: Peter und Dietlinde Bischoff-Stiftung
§ Expressionismus und Tanz: Annegret und Claus-G. Budelmann
§ Abstraktion Moderne: Mara und Holger Cassens Stiftung
§ Neues Wohnen: Hamburger Feuerkasse Versicherungs-AG
§ Luxus als Stil: Art Déco: Heribert Diehl
§ Modewelle: Karin Stilke Stiftung
§ Vom Jugendstil zum Industriedesign: Peter Behrens; Malerische Technik: Kunstfotografie um 1900: Martha Pulvermacher Stiftung
Kuratorin: Dr. Claudia Banz
Presse: Michaela Hille
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