Hamburg
Neueröffnung Sammlung Moderne
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Ausstellung01.02.2012
Die Neueröffnung der Sammlung Moderne bildet den Auftakt der Wiedereinrichtung wichtiger Sammlungsbereiche des MKG. Die neue Dauerausstellung erzählt in sechs großen Kapiteln vom Aufbruch in die Moderne, dem Aufbrechen ästhetischer Traditionen und der Suche nach Einfachheit und Funktionalität. Die Besucher erwartet in renovierten Räumen eine neue Präsentation, die Möbel, Kunsthandwerk, Produktdesign, Fotografie und Mode zu einem großen Ganzen zusammenbringt und den Geist der Zeit wieder lebendig werden lässt. Die Ausstellung schlägt den Bogen von den ersten Weltausstellungen im 19. Jahrhundert und der Gründung des MKG als stilistische Vorbildersammlung bis zu den Ideen von Bauhaus, Neuem Wohnen der 1920er Jahre und der Reformpädagogik. Sie lässt die legendären, expressionistischen Künstlerfeste wieder aufleben und beleuchtet zugleich den rückwärtsgewandten, pompösen Stilpluralismus dieser Zeit.
Ein Raum des Künstlers Peter Behrens (1868-1940) zeigt beispielhaft, wie Künstler zwischen Kunst und industrieller Form ihren Weg suchen. Auch die Kunstfotografie entwickelt mit dem Einsatz malerischer Techniken ein Neues Sehen. Architekten und Designer strebten mit ihren Entwürfen nach einer universellen Weltordnung und schlagen später mit der Abstraktion ganz neue Wege ein. Zeitgleich und völlig gegensätzlich zu diesen gestalterischen Absichten entsteht ein neues Bedürfnis nach dem exklusiven handgefertigten Einzelstück und luxuriöser Ausstattung. Besonders wirkt sich dieses Bestreben bei den Entwürfen berühmter Modeschöpfer wie Elsa Schiaparelli (1890-1973), Paul Poiret (1879-1944) oder Mariano Fortuny (1871-1949) aus. Der gesamte Rundgang beginnt mit den bereits in 2011 eröffneten Milde-Speckter-Zimmer und der Louis-Seize-Raum. Am 18. und 19. Februar 2012 lädt das MKG zu einem großen Kunstfest mit expressionistischen Tanzaufführungen, sinnlichen Schleiertänzen, Modeperformances und Textcollagen ein. Die Neueinrichtung der Sammlung Moderne wird ermöglicht durch Mittel aus dem Sonderausstellungsfonds der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und durch die großzügige Unterstützung zahlreicher Saalpaten.
Weltausstellungen
Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist das Zeitalter der großen Weltausstellungen. Sie wurden zu Schauplätzen des internationalen wirtschaftlichen Wettbewerbs im Zeitalter von fortschreitender Industrialisierung. Mit dem technischen Fortschritt kamen neue Produktionsmethoden auf, neue Gegenstände und Geräte wurden entwickelt. Was jedoch fehlte, was ein neuer ästhetischer Stil. Daher griff man ab der Mitte des Jahrhunderts auf historische Stile zurück: die Epoche des Historismus brach an, der sich jedoch schnell zu einem repräsentativen Stil entwickeln sollte. Der wirtschaftliche Reichtum der Gründerzeit spiegelt sich im Reichtum der Ornamentik und des Dekors wider. Unter dem Titel „Stilpluralismus“ fokussiert die neue Dauerausstellung auf dieses typisch historistische Phänomen: den Mix der verschiedenen Epochenstile in allen Bereichen der angewandten Kunst. Für den technischen Fortschritt stehen nicht nur die Thonet-Stühle, Inbegriff des modernen Massenmöbels, sondern auch die Fotografie. In den ersten Dekaden des 19. Jahrhunderts entstanden eine Reihe von Reproduktionsverfahren, die für die weitere Entwicklung der Kunst von größter Bedeutung waren. Am 19. August 1839 kaufte der französische Staat das Patent für ein Verfahren, das als Daguerrotypie in die Geschichte einging. Das MKG besitzt eine umfangreiche Sammlung von Daguerrotypien, die erstmals seit vielen Jahren wieder in der Dauerausstellung präsentiert werden.
Malerische Technik: Kunstfotografie um 1900
Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert begann das MKG, Fotografie als eigenständiges Medium zu sammeln, und besitzt damit eine der ältesten, wenn nicht die älteste fotografische Sammlung in einem Museum überhaupt. In dieser Zeit entwickelte sich Hamburg, unterstützt durch Alfred Lichtwark (1852-1914), dem ersten Direktor der Hamburger Kunsthalle, zum internationalen Zentrum der zeitgenössischen Fotografie. Lichtwark sah im Bereich der Amateurfotografie eine große Chance zur Förderung des Kunstsinnes des Publikums. Ein wichtiger Mentor dieser Bewegung und Mitbegründer der "Gesellschaft zur Förderung der Amateurphotographie Hamburg" war der Hamburger Kaufmann Ernst Juhl, aus dessen Nachlass ein großer Teil der heutigen Sammlung im MKG stammt. Auch sie wird wieder einen festen Platz in der neuen Dauerpräsentation einnehmen.
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