FORUM 030
GESCHMACKSACHE - Mode der 1970er Jahre
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Ausstellung02.08.2013 - 15.09.2013
Haute Couture
Die Haute Couture distanzierte sich nach der Negierung der Modediktate von den Sechziger Jah - ren und kreierte schrille und Aufsehen erregende Entwürfe. Man experimentierte mit Materialien wie Plastik oder Metall, vor allem aber mit synthetischen Stoffen. Knallbunter Kitsch und gewagte Polyesterexzesse tauchten in der Haute Couture genauso auf wie der elegante farblich dezente Nostalgie-Flair mit seinen schlichten Modestilen der 1920er und 1930er Jahre. Die Abendmode für die Frau war in den Siebzigern durch eine unglaubliche Vielfalt an Stilen, Schnitten und Materialien geprägt: minimalistische einfarbige Schlauchkleider, Paillettenjacken und Perlenroben, Rüschen - kleider mit zahlreichen Volants, flatternde Chiffon-Gewänder, farbenprächtige Musterungen auf flie - ßenden Stoffen und raffinierte Spiele mit Durchsichtigkeit auf nackter Haut machten die Kleider zum körperlichen Erlebnis und den großen Auftritt zur Gewissheit.
Der Herr und sein Anzug
In der Herrenmode etablierte sich anfangs eine sehr eng anliegende, jugendliche Linie, die sich ganz im Einklang mit der weiblichen Modesilhouette befand. Die Sakkolinie war stark tailliert mit knapp sitzenden Schultern. Die Krawatten wurden immer breiter und boten Platz für abenteuerli - che Formen und Farben. Lässiger Komfort kam mit der Verbreitung von Kordstoffen. Diese verän - derten die seriöse Herrenmode in eine schicke Freizeitkleidung. Der Pullover bescherte dem Mann eine legere Mode in der Alltagsgarderobe und leistete einen entscheidenden Beitrag, um die star - ren Bekleidungsformen der modernen Wirtschaftswelt zu lockern.
Kinderkram und Jugendträume
Auf dem Bekleidungssektor erkannte die Wirtschaft die Kinder der 1970er Jahre erstmals als kauf - kräftige Zielgruppe. Der Trend, das zu tragen, was einem gefällt, und sich von strengen Modedikta - ten zu lösen, manifestierte sich auch in der Jugendbekleidung. Die Jeansmode spielte hier eine außerordentlich große Rolle, da sie einerseits Lässigkeit und Unabhängigkeit symbolisieren sollte, andererseits aber auch durch den Einheitslook eine Zugehörigkeit zu anderen Jugendlichen dar - stellte. Daneben gab es den Schick der Katalogmode von Quelle und Neckermann, der die kleinen Damen und Herren in Kostüme und Anzüge steckte.
Unter der Discokugel
Die Discobewegung koppelte ausgefallene Outfits an die Liebe zur Musik, denn ein Discobesucher wollte auf der Tanzfläche auffallen. Für Jugendliche bedeutete die Glam- und Glitterwelt eine Flucht aus dem gewöhnlichen Alltag. In dem Kosmos der Disco fand das eigentliche und aufregen - de Leben statt. Für das Outfit bevorzugte man Materialien wie Polyester, Lurex, Lamé, Samt und Satin, die den Körper selbst zu einer reflektierenden Oberfläche machten. Sportliche Tanzarten ka - men in Mode und wirkten sich auf die jugendlichen Modetrends aus. Stretchartikel wie Trikots und Catsuits, die Bestandteil des modernen Balletts waren, wurden auch in der Disco getragen und flossen in die Couture ein.
Münchner Boutiquen / Münchner Modegeschichten
München als ehrgeizige Modestadt bot zahlreiche Veranstaltungen wie die Münchner Modewoche, die Münchner Modetage, die Messe Heim und Handwerk und vergab begehrte Modepreise an er - folgreiche Designer. Das Modezentrum München bekam 1972 Konkurrenz durch die Gründung des Münchner Textil-Centrums (MTC), das sich zum größten Modemarkt in Süddeutschland entwi - ckelte. Die Münchner Modezeitschrift MADAME, die seit 1952 existiert und Deutschlands erste Mo - dezeitschrift war, holte durch attraktive Schauen die internationalen Couturiers in die Stadt, wo sie in den 1970ern ihre Boutiquen und Salons eröffneten. Zudem sorgten Institutionen wie die Deut - sche Meisterschule für Mode München und das Deutsche Mode-Institut fortlaufend für ambitionier - ten, fachmännischen und kreativen Nachwuchs.
Die 1970er Jahre waren auch die Zeit, in der in München zahlreiche Mode-Boutiquen aus dem Bo - den schossen. Vor allem in Schwabing eröffneten exklusive Läden, die ähnlich wie Szenelokale bei der Münchner Society ein fester Bestandteil des sozialen Lebens wurden. Hier kleideten sich die Damen und Sternchen von Film und Fernsehen ein, plauderten und tranken Sekt. Nicht selten machten dorthin internationale Stars wie Tina Turner, Bianca Jagger, Rod Stewart, Elton John oder die Bee Gees einen kleinen Abstecher. Das Designer-Duo Rolf Albrecht und Bernd Stockinger fei - erte in den 1970er Jahren in ihrem Schneider-Laden »Sweetheart« in der Leopoldstrasse ihre größten Erfolge, ebenfalls im Herzen Schwabings residierten »Lord John und Lady Jane« und der Leopoldmarkt von Rosa Ronstedt. Bereits 1966 eröffnete Maja Schulze-Lackner mit »Maja of Mu - nich« eine der ersten Boutiquen in München. Rudolph Moshammer gründete sein Geschäft mit dem klangvollen Namen "Carneval di Venise". Günther Schmalor entwarf in seinem kleinen Atelier modische Strickware.
1976 wurde »MCM Lederwaren und Mode GmbH« von Michael Cromer ge - gründet, der in Anlehnung an Aigner zum Trendsetter für Lifestyle-Marken avancierte. 1967 gründete Hartmut Rathmayer in Schwabing die Boutique DAISY, deren Name für exklusive Mode, traumhafte Schnitte und extravagante aber tragbare Kleidung stand. Von seinen Streifzügen auf den internationalen Modemessen brachte er zahlreiche Designermarken nach München. 1969 kam Margarethe Jonas zum DAISY-Team und führt seit 2004 das Geschäft im Sinne von Hartmut Rathmayer weiter.
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02.08.2013 - 15.09.2013
Öffnungszeiten Dienstag - Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr Montags geschlossen
Eintrittspreise Gesamtes Haus Dauerausstellungen Personen ab 18 Jahren 6 € 4 €