Ersten Weltkriegs
Krieg und Propaganda 14/18
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Ausstellung20.06.2014 - 02.11.2014
2014 jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um den Blick auf die Methoden und Auswirkungen der modernen Massenpropaganda zu richten.
Erstmals setzten alle Kriegsparteien konsequent auf die neuen technologischen Möglichkeiten, mit modernen Medien die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Vor dem Hintergrund der zeitgleich entstehenden Forschung zur Massenpsychologie wurden kommunikative und künstlerische Strategien entwickelt, die entscheidenden Anteil hatten an der Intensität und Dauer des Ersten Weltkriegs auf internationaler Ebene. Welche Bedingungen und welche Strategien sind es, die die Menschen dazu brachten, sich in den Dienst einer so verhängnisvollen Sache zu stellen? „Krieg und Propaganda 14/18“ greift verschiedene thematische Stränge auf, die immer wieder auch in die Gegenwart verweisen und grundlegende Fragen zur gesellschaftlichen Bedeutung der Massenmedien aufwerfen. „Krieg und Propaganda 14/18“ zielt ab auf einen medienkritischen Diskurs über die Glaubwürdigkeit der Bilder und die Macht der Meinungslenkung, die den Medien innewohnt.
„Krieg und Propaganda 14/18“ zeigt über 400 Exponate, darunter Plakate und Künstlergrafiken, Bildpostkarten und Fotografien, Illustrierte und Zeitungen, Skulpturen und Alltagsgegenstände wie Kinderspielzeuge oder Patriotika. Historische Film- und Tonaufnahmen sowie Musik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs bilden einen weiteren wichtigen Teil der Ausstellung.
Mobilisierung der Massen: Die Strategie der Euphorisierung setzte im Deutschen Reich wie auch bei den Gegnern der Mittelmächte zu Kriegsbeginn stark auf das Medium der Musik als emotional aufladenden Träger von Nationalstolz und siegesgewissem Optimismus. Obrigkeitstreue, Ehr- und Wir-Gefühl vermengten sich mit politischen und wirtschaftlichen Interessen: eine Industrie an Druckerzeugnissen zum Krieg entsteht. Zensierte Kriegsnachrichten, Soldatenlieder und Tagebücher in Tornistergröße wurden im deutschen Reich als mentales Rüstzeug für die Frontsoldaten produziert. Die Rekrutierungskampagnen in England, das bis 1916 keine Wehrpflicht hatte, setzten gezielt und mit Erfolg auf einstige Reklamemittel wie Plakate und das neue Medium Film. Die Argumente reichten vom Anteil an einem großen sportlichen Abenteuer bis zum Prestigeverlust bei Frauen, Freunden und Familie. Die professionelle Arbeit des Londoner War Propaganda Bureau strahlte in das ganze Empire aus, der europäische Konflikt wurde zum Weltkrieg.
Abgrenzung: Eine Tendenz, die sich zu Krisenzeiten beobachten lässt, ist die Konstruktion und Aufwertung der eigenen Identität bei gleichzeitiger Abwertung des Anderen. Dieses „Othering“ wurde im Ersten Weltkrieg getragen von einer versuchten Negierung bzw. Ausschaltung aller internationalen Einflüsse auf den heimischen Warenverkehr und die Kultur. Im Deutschen Reich führte dies zu einem Feldzug der „Verdeutschung“ bzw. bei der Entente und ihren Verbündeten zur „Entdeutschung“. In der Ausstellung wird dies anhand der Umbenennung kanadischer und australischer Städte von deutschen Namen ins Englische und der Vertriebsgeschichte des deutschen Mundharmonika-herstellers Hohner thematisiert, der zu Kriegszeiten auch die Gegenseite beliefert.
Fakt und Fiktion: Der Krieg verschiebt die Grenzlinie zwischen Fakt und Fiktion. Hierin besteht die große Chance der Propaganda. Bei allen Kriegsteilnehmern bieten Gerüchte, kalkulierte Dramatisierungen und zielgerichtete Gräuelpropaganda ein großes Potential, um Menschen zu beeinflussen und die Massen zu lenken. Bis heute herrscht nur bedingt Klarheit über die gewaltsamen Übergriffe auf die belgische Bevölkerung durch deutsche Soldaten oder die Katastrophe der Versenkung des Passagierschiffs Lusitania am 7. Mai 1915. Dessen ungeachtet nutzte die Propaganda der Entente die Darstellung des Kaisers, bzw. allgemeiner, des Deutschen als grausamem, blutrünstigem Tier.
Die „War Cartoons“ von Louis Raemaekers hatten prägende Auswirkungen auf das Deutschlandbild in der Entente. Zahllose Filme, Plakate und Bildpostkarten transportierten dieses Bild bis nach Australien und Südafrika. Die deutsche Rechtfertigungspropaganda beruft sich vor allem auf Statistiken und suggeriert eine sachliche Argumentation.
Darstellung des Krieges: Der Erste Weltkrieg weckt bei den Daheimgebliebenen ein großes Bedürfnis nach Bildern vom Geschehen an der Front: Maler, Zeichner und Fotografen illustrierten die Ereignisse und boten sie u.a. in Mappenfor- maten zum Kauf an. Als Quellen dienten ihnen die eigene Anschauung oder Erzählungen aus zweiter Hand. Insbeson-dere die Arbeiten der Frontmaler wurden aufgrund ihrer persönlichen Zeugenschaft für authentisch gehalten. Illustrierte Zeitschriften tragen diese Bilder in bürgerliche Haushalte. Die Glaubhaftigkeit derartig subjektiv produzierter Dar- stellungen ist während des Ersten Weltkriegs höher als heute. Die noch stärker mit dem Versprechen der Objektivität belegte Fotografie gewinnt zunehmend Bedeutung in der Kriegsberichterstattung, unterliegt jedoch der staatlichen Zensur.
Krieg erzieht: Ist das kindliche Kriegsspiel lediglich eine Facette der gewohnten Alltagswelt zu Beginn des 20. Jahrhun- derts oder hat die Militarisierung im Kinderzimmer zur Verharmlosung und Akzeptanz des Krieges beigetragen? Die Propaganda setzt auf Emotionalisierung und Vereinfachung. Kinderbücher, Brettspiele und Kostüme transportieren auf diese Weise klar vorgegebene Feindbilder im Rollenspiel und sorgen so für die frühe Einübung einer patriotischen Haltung. Die Begeisterung für das kriegerische Rollenspiel in der Bevölkerung sind sogar durch Amateur-Filme dokumentiert.
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20.06.2014 - 02.11.2014
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr
Donnerstag: 10-21 Uhr
Donnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 Uhr
Eintritt
10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Donnerstag ab 17 Uhr 7 Euro nur Besuch der Destille 2 Euro nur Besuch der Gerd Bucerius Bibliothek 2 Euro (frei für Studierende der staatl. Hamburger Hochschulen) Kunstmeilenpass (5 Häuser, 1 Ticket) 29 Euro, ermäßigt 15 Euro Jahresticket für Studierende staatlich anerkannter Hoch- und Fachhochschulen, Azubis und Schüler über 17 Jahre einmalig 10 Euro pro Jahr (gültig bis Ende des Kalenderjahres)Projektleitung: Dennis Conrad