Wanderausstellung
Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt
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Ausstellung18.12.2012 - 31.03.2013
Archäologie der Zukunft: Auch Jahrhunderte nach unserer Zeit finden sich Plastikobjekte von heute an Stränden oder im Meer. Als Zeugen unserer Zivilisation werden sie so langfristig zu archäologischen Objekten. Studierende der Vertiefung Scientific Visualization an der Zürcher Hochschule der Künste haben Schwemmgutobjekte aus Hawaii zeichnerisch untersucht, als wären es Funde aus der Bronze- oder Steinzeit. Die Darstellungen eröffnen einen faszinierenden Blick auf die an sich wertlosen Plastikabfälle.
Plastikmüllstrudel: In den Meeren existieren großräumige dreidimensionale Strömungssysteme, die durch die Erdrotation, Windbewegungen, Druck-, Temperatur- und Salzgehaltunterschiede sowie die Topografie des Meeresgrundes entstehen. Die sogenannten oberflächlichen Meeresströmungen, welche vor allem durch Windbewegungen gelenkt werden, führen in fünf Bereichen der Weltmeere zur Bildung von großen kreisförmig rotierenden Wasserwirbeln. Die stillen Zonen innerhalb dieser Wirbel sind als »Garbage Patches« bekannt, weil sich dort besonders viele schwimmende Plastikobjekte konzentrieren. Einmal im Wirbel angelangt, dreht das Schwemmgut oft über Jahrzehnte seine Runden und zerfällt durch Reibung und Lichteinwirkung in immer kleinere Stücke.
Plastikmüll im Meer: Was passiert mit Plastikobjekten, die ins Wasser gelangen? Leichte Kunststoffstücke treiben an der Oberfläche und werden von den Strömungen über weite Strecken und große Zeiträume mitgetragen. Ein Teil davon wird an die Küsten gespült. Plastikarten, deren Dichte höher ist als diejenige von Meerwasser, sinken auf den Meeresboden. Ein großer Teil des Kunststoffes wird aber auch von Tieren gefressen. Vom Problem des Plastikmülls im Meer sind nicht nur Anrainerstaaten betroffen, sondern auch Länder, die über keine Meeresküsten verfügen. Schätzungsweise 80 Prozent des Abfalls gelangt über Flüsse vom Land ins Meer.
Auswirkungen auf die Tierwelt: Viele Tiere verwechseln Plastikstücke mit Nahrung. Vögel fressen PET-Flaschendeckel, Feuerzeuge sowie verschiedene Plastikbruchstücke. In Schildkrötenmägen von tot aufgefundenen Tieren wurden auffällig viele Überbleibsel von Plastiktüten gezählt. Je nach Form und Funktionsart der Speiseröhren und Mägen der Tiere können die unverdaulichen Stücke nicht mehr ausgeschieden werden, was zu Verhungern mit vollem Magen, Ersticken oder inneren Verletzungen führt. Eine wichtige Dokumentation dieses Phänomens ist Chris Jordans Arbeit Midway: Message from the Gyre. Planktonfressende Organismen nehmen mit ihrem natürlichen Futter auch Mikroplastik auf. Untersuchungen von Wasserproben aus dem nördlichen Pazifik ergaben, dass in der oberen Meerwasserschicht stellenweise 46mal mehr Plastik als Plankton vorkommt.
Mikroplastik: Wie sich die Aufnahme von Plastikteilen über die Nahrung auf die verschiedenen Stufen der Nahrungskette auswirkt, ist heute noch nicht absehbar. Da Kunststoffe zum Teil gefährliche Zusatzstoffe enthalten und sich gewisse Schadstoffe auf dem Plastik anreichern, werden weitreichende Folgen vermutet. Forschungen an Muscheln haben bereits gezeigt, dass Mikroplastikteile auch ins Gewebe von Filterorganismen aufgenommen werden können. In der Installation The Mermaid’s Tears kombiniert das Künstlerduo Richard und Judith Lang Großaufnahmen von Plastikpellets mit einem Sandtisch, auf dem die Situation von Mikroplastikstücken am Strand nachgestellt ist. So wird direkt erfahrbar, wie schwierig es ist, Sandkörner von Plastikstücken zu unterscheiden.
Polymeer: Die Bildergeschichte Polymeer von Alexandra Klobouk erzählt die apokalyptische Utopie eines überschwemmten Europas im Jahr 2043. Da die Pole geschmolzen sind, steht Holland unter Wasser, und die Schweizer Berge werden zum letzten Zufluchtsort. Vor der Beengtheit des alpinen Refugiums rettet letztlich der Plastikmüll, der überall durch die Meere treibt: Mit einem riesigen Plastik- Magnet wird dieser an einer Stelle gesammelt, damit daraus eine bewohnbare Insel wird. Die Bildergeschichte bietet am Ende des Ausstellungsteils »Plastik im Meer« einen düster-vergnüglichen Ausblick in die Zukunft.
2. Thema: Plastik im Alltag
Installation Plastik im Alltag: In Westeuropa werden pro Kopf und Jahr rund 92 Kilogramm Kunststoff verbraucht, mit steigender Tendenz. Weltweit liegt dieser Verbrauch bei etwa 35, in der Schweiz bei 120 Kilogramm. Der größte Teil des Kunststoffabfalls stammt aus der Verpackungsbranche, wobei zwei Drittel aus Haushaltungen und ein Drittel aus Industrie und Gewerbe stammen. Außer PET-Flaschen wird in der Schweiz nur wenig Kunststoff recycled. Die Installation zeigt einen Querschnitt unseres täglichen Kunststoffkonsums und veranschaulicht, wie groß das Potenzial für vermehrtes Kunststoffrecycling wäre.
Materialkunde Kunststoffe: Es ist erstaunlich, wie sehr Kunststoffe unseren Alltag durchdringen – sie scheinen unvermeidbar zu sein. Die Beliebtheit von Plastik erklärt sich nicht nur durch seine tiefen Produktionskosten, sondern auch durch seine zahlreichen praktischen Eigenschaften wie geringes Gewicht, Säureresistenz oder Biegsamkeit. Darüber hinaus fördern Kunststoffe mit ihren flexiblen Eigenschaften technologische Innovationen und führen insbesondere in den Be-reichen Medizin, Gebäudetechnik sowie in der Konstruktion von Flugzeugen und Automobilen zu neuartigen Lösungen. Genauso erstaunlich ist es aber, wie wenig wir oftmals über diese Materialien wissen. Dieser Ausstellungsteil gibt einen Überblick über die häufigsten Plastikarten und zeigt auf, wie man diese erkennt, wo sie zur Anwendung kommen, und welche giftigen Zusatzstoffe enthalten sein können. Achten Sie bei ihrem nächsten Einkauf auf Material und Recyclebarkeit der Produkte.
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* 1934 in Wien (Österreich), † 2014 in Wien (Österreich) Architekt, Theoretiker,...
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