Joseph Anton Koch
Der erste Nazarener?
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Ausstellung26.09.2014 - 22.02.2015
Ausstellung „Joseph Anton Koch“ bis 22. Februar verlängert
Tobende Wasserfälle und scharfkantige Berge. Liebliche Almen und unberührte Wälder. Joseph Anton Kochs romantisch-heroische Landschaftsdarstellungen gewähren großzügige Naturansichten. Sie sind Ikonen des Auflebens der Wertschätzung der sogenannten altdeutschen Malerei und haben den Historienmaler berühmt gemacht. „Mit dieser Ausstellung wollen wir Kochs Werke religiösen Inhalts in den Mittelpunkt stellen und eine bislang eher unbeachtete Entwicklung schlüssig präsentieren. Den reichen Bestand des Ferdinandeum an Zeichnungen Kochs sowie herausragende Gemälde des Künstlers stellen wir in Kontext mit Arbeiten der Nazarener. Zudem beleuchten wir natürlich auch die als bekannt geltenden Werke und kommen zu teilweise neuen Bewertungen“, hält PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, fest.
„Die Schau zeigt, dass Koch seiner Zeit voraus ist. Das Verhältnis zwischen Koch und den Nazarenern ist ambivalent. Die Hinwendung zum Mittelalter und zur Religion eint sie. Sie kommen allerdings künstlerisch zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen“, bringt Dr. Helena Pereña, Kuratorin der Ausstellung und Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen, ihre Erkenntnisse auf den Punkt. Der 175. Todestag des Künstlers ist ein willkommener Anlass für eine große Retrospektive – die letzte Einzelausstellung liegt zudem bereits 25 Jahre zurück.
Italienreise als Impuls für Erneuerung
Joseph Anton Koch verdankt seinen Durchbruch einer Italienreise 1803. Angeregt durch die Malerei der alten deutschen Meister wie Albrecht Dürer, der Altniederländer wie Joachim Patinier, der Florentiner Giotto und Orcagna sowie der Meister der Renaissance, Benozzo Gozzoli, Michelangelo und Raffael, führt Koch eine grundlegende Erneuerung der religiösen Kunst herbei. Gezielt kombiniert er Mittelalterliches mit Zeitgenössischem; er mischt auf kreative Weise Giotto mit Raffael und klassizistischen Vorbildern. Die Suche nach einem historisch korrekten Stil ist ihm fremd, genauso wie der barocke Illusionismus. Geeignete Themen findet er in der Bibel, in der Mythologie und in Dantes „Göttlicher Komödie“. Er setzt sich über die künstlerischen Konventionen seiner Zeit hinweg und bereitet damit der Künstlergruppe der Nazarener den Weg. Die Ausstellung eröffnet Querverbindungen zwischen Kochs Arbeiten und seinen Vorbildern, die der Künstler in Rom, Pisa, Florenz und Assisi vorfindet, u. a. durch Filmeindrücke eines heutigen Reisenden an eben diese Orte.
Die Nazarener
Als 1809 eine Gruppe von jungen Kunststudenten den Lukasbund in Wien gründet, ist Koch bereits 41 Jahre alt. Der Bund gilt als Geburtsstunde der „Nazarener“ – einer Bezeichnung für Maler des 19. Jahrhunderts, die eine Wiederbelebung der religiösen Kunst anstreben. Die verstärkte Suche nach religiöser Erfahrung ist symptomatisch für die Wertkrise nach den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress. Es ist die Zeit der Bildung der Nationalstaaten. Die Nazarener setzen sich für die Deutsche Nation ein. Religion und Vaterland, häufig in unmittelbarem Zusammenhang gesehen, liefern Motive für ihre Kunst. Ihr Blick richtet sich vermehrt auf die Vergangenheit, in der sie nach „historischer Wahrheit“ suchen.
Der Individualist Koch
Die Ausstellung macht deutlich, dass Koch bereits früh für sich das Mittelalter als stilistisches und thematisches Vorbild entdeckt. Breite Bilderzählungen, die Liebe zum Detail, harte Formen und starke Farbigkeit finden sich bei ihm wieder. Von den Nazarenern, mit denen Koch in freundschaftlichem Kontakt steht, wird er als Vorbild angesehen – der Maler Ferdinand Olivier bezeichnet ihn als Stammvater. Die Hinwendung zum Mittelalter, zur Religion und zu Friedrich Schlegel verbindet sie. Gemeinsame Projekte wie eine Bilderbibel und die Fertigung der Fresken für die Villa von Marchese Carlo Massimo in Rom zeugen von der Nähe. Ihr Verhältnis zueinander bleibt aber ambivalent. Die „sentimentalen, religiösen Süßigkeiten“ der Nazarener – wie Koch sie nennt – bleiben ihm suspekt.
Eine starke Verbindung besteht zwischen Koch und den Nazarenern in Bezug auf Themenkomplexe und bestimmte stilistische Merkmale, die jedoch völlig anders eingesetzt werden. Koch bewahrt sich hohe Eigenständigkeit. Neben den Landschaften zeichnet er sich auch als exzellenter Figurenmaler aus. Seine unzähligen Skizzen zeugen von einer akribischen Arbeitsweise. Scharfe Umrisse bei Figuren, die er zudem auch im Hintergrund oft gerne präzise darstellt, und der Verzicht auf den perspektivischen Illusionismus unterscheiden Koch von den Zeitgenossen und sind den Nazarenern näher. Trotzdem hat z. B. der bunte, detailreiche „Zug der Hl. Drei Könige“ nichts Nazarenisches an sich. Aus den mittelalterlichen Anregungen entsteht hier ein kantiges, kraftvolles Gemälde – ein „typischer Koch“. Auch seine dicht gedrängten Erzählungen mit mehreren Szenen, wie der Tiroler Wahlrömer sie in der „Geburt Christi“ und der „Flucht nach Ägypten“ einsetzt, widersprechen der nazarenischen Forderung nach leichter Verständlichkeit.
Die Bibel in Bildern
Kochs Bilder mit Bibelszenen werden in der Ausstellung in Beziehung zum Mittelalter gesetzt. Der Altar von Schloss Tirol (um 1370-1373), ein gotisches Meisterwerk in der Sammlung des Ferdinandeum, zeigt in sechs Szenen die Heilsgeschichte Jesu und ist ein historisches Denkmal für die Geschichte des Landes Tirol. Die Einflüsse Kochs und der Nazarener lassen sich bis zu den Bildtafeln im 20. Jahrhundert verfolgen, die im Religionsunterricht verwendet wurden.
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26.09.2014 - 22.02.2015
Di – So 9 – 17 Uhr, geschlossen am 5. Oktober, 25. Dezember und 1. Jänner
EINTRITTSPREISE
Kombiticket für alle Häuser der Tiroler Landesmuseen: € 10 / erm. € 7 Führungsbeitrag: € 2
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren, Schulklassen, Museumsvereinsmitglieder und mit Innsbruck Card Ermäßigter Eintritt für StudentInnen, SeniorInnen, Gruppen ab 10 Personen, JUFF-Familienpass InhaberInnen, Ö1- Clubmitglieder, ÖBB Vorteilscard …BEGLEITPUBLIKATION
Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Joseph Anton Koch. Der erste Nazarener?“ mit einem Vorwort von Wolfgang Meighörner sowie Beiträgen von Helena Pereña, Peter Prange, Cornelia Reiter, Roland Sila und Agnes Thum. Die Publikation beinhaltet zahlreiche Fotos und einen Katalog mit den ausgestellten Objekten. 232 Seiten, ISBN 978-3-7099- 7161-1, Preis € 24,90.