Radierungen
Ghost. Elizabeth Peyton
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Ausstellung09.02.2011 - 15.05.2011
Radierungen
„Bei Radierungen ist alles Linie, also habe ich eine relativ klare Vorstellung, bevor ich beginne. Aber vielleicht ist es auch eher die Atmosphäre, die ich im Gefühl habe. Bevor mir jemand Modell sitzt, habe ich manchmal eine Vorstellung davon, wie das Bild werden soll – aber das eigentliche Werk kann ich nicht wirklich vorhersehen. Ich mag all die Zufälle, die sich ergeben. Sie haben ein Eigenleben“ (Elizabeth Peyton)
Bereits ihre ersten Lithografien sind beredte Zeugnisse für Peytons bestimmende Bildästhetik und stringente Schönheitsthematik. Sie zeigen darüber hinaus, wie die Künstlerin die Drucktechnik analog zu ihren malerischen Verfahrensweisen nutzt. Die Lasierungen wie beispielsweise von „Oscar und Bosie“, 1998, erscheinen ähnlich wässrig wie in ihren Aquarellen. Später wird besonders in der Monotypie sichtbar, wie die Künstlerin die Tradition des malerischen Drucks von Edgar Degas und anderen praktiziert, wiederbelebt und mit der zeitgenössischen Form durchdringt. In ihren im Gegensatz zur Malerei großformatigen Drucken porträtiert die Künstlerin Stars der Popkultur wie Eminem oder Kurt Cobain, historische Figuren wie Richard Wagner oder Oscar Wilde und dessen Freund Bosie, Künstlerinnen und Künstler wie Frida Kahlo, David Hockney oder Robert Mapplethorpe ebenso wie viele ihrer Künstlerkollegen.
„Wenn ich ins Druckatelier gehe, denke ich daran, dass meine Arbeit vervielfältigt werden kann, also muss es etwas sein, das es wert ist, reproduziert zu werden. Es funktioniert aber auch umgekehrt. Drucken hat auch so eine Leichtigkeit, was dazu führen kann, dass ich einen Druck von jemandem herstelle, den ich nicht malen würde – als ob der Druck das Bedürfnis gestillt hätte“, sagt Elizabeth Peyton. *
In letzter Zeit hat sie sich zunehmend der Gattung des Stilllebens zugewandt. „Sogar die Menschendarstellungen fühlen sich eher wie Stillleben an, weil sie Gelegenheit bieten, ganz andere Gefühle zu fassen“, kommentiert Peyton.
Peytons malerischer Druck Was ihre Druckgrafik vor allem auszeichnet, ist die Tatsache, dass die Künstlerin für den malerischen Druck, insbesondere die Monotypie – die als Kunstform im ausgehenden 19. Jahrhundert verankert ist – eine für das 21. Jahrhundert relevante Form geschaffen hat. Daher stellen die druckgrafischen Arbeiten einen wichtigen und eigenständigen Teil ihres Werkes dar.
„Es hat sich so gut angefühlt, wieder an der Monotypie zu arbeiten und größer zu arbeiten. Malereien können so dicht werden, wenn man eine Zeit lang an ihnen arbeitet, so fein. Bei Monotypien zählt dagegen die Schnelligkeit. Es ist eine technische Frage, warum es für mich in der Größe funktioniert“, sagt Peyton.
„Als Elizabeth mir den Titel ihrer Ausstellung Ghost nannte, war ich darüber amüsiert und erfreut. Das Wort fängt jene einzigartige Charakteristik der Monotypie ein, die sie wirkungsvoll zu nutzen weiß. Der Druck der Platte ist zugleich die Geburt des Kunstwerkes und das Vorbeisein des Schaffenserlebnisses, von dem nur eine blasse Erinnerung auf der Platte zurückbleibt – der Geist eines halb erloschenen Gedankens“, sagt David Lasry, Direktor des Druckateliers von Two Palms, New York, wo Elizabeth Peyton ihre Drucke und Monotypien fertigt.
„Für die Realisierung des Projektes danke ich in erster Linie Elizabeth Peyton. Ohne ihr Engagement wäre die Ausstellung nicht zustande gekommen. Die Idee, den Fokus zum ersten Mal auf ihr grafisches Werk zu setzen, nahm sie begeistert auf und arbeitete sowohl am Konzept als auch an der Umsetzung intensiv mit. Nicht nur die Ausstellung Ghost, für deren Installation die Künstlerin eigens nach Rüsselsheim reist, trägt die unverkennbare Handschrift Elizabeth Peytons, auch das ausstellungsbegleitende Buch wurde nach ihren Vorstellungen realisiert“, berichtet Dr. Beate Kemfert, Kuratorin und Stiftungsvorstand der Opelvillen.
Leihgeber aus Deutschland und ganz Europa stellten die von Elizabeth Peyton für die Ausstellung ausgewählten Monotypien zur Verfügung. Sie wurden größtenteils noch nicht gezeigt.
Neben den Monotypien werden alle Druckgrafiken, Lithografien, Radierungen und Holzschnitte präsentiert, die bis heute entstanden sind. Darüber hinaus thematisiert die Gleichzeitigkeit der Ausstellung an zwei Orten – in den Opelvillen in Rüsselsheim und im Mildred Lane Kemper Museum in St. Louis – die reproduktive Qualität des Mediums Druckgrafik. Die Ausstellung wurde in Rüsselsheim von Beate Kemfert und in St. Louis von Sabine Eckmann kuratiert.
Der reich illustrierte, zweisprachige Katalog ist maßgeblich von Elizabeth Peyton konzipiert und von Joseph Logan gestaltet. Das Künstlerbuch mit über siebzig großformatigen Abbildungen ist im Hatje Cantz Verlag erschienen und enthält neben einem Interview von Beate Kemfert mit Elizabeth Peyton Essays von Hilton Als, Sabine Eckmann und David Lasry. Während der Ausstellung ist der Katalog für 48 Euro erhältlich, danach kostet er 58 Euro.
Mittwoch und Donnerstag 10.00 h– 21.00 h
Elizabeth Peyton Flower Ben 2003 Ukiyo-e Holzschnitt in 95 Farben © Elizabeth Peyton, 2003 Courtesy neugerriemschneider, Berlin
Stiftung Opelvillen
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