Frankfurt
FREIHEIT DES SEHENS.
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Ausstellung08.03.2012 - 28.05.2012
ZEICHENKUNST VON KOBELL BIS CORINTH AUS DEM STÄDEL MUSEUM
Frankfurt am Main, 13. Februar 2012. Die Graphische Sammlung des Städel Museums präsentiert in der Ausstellung „Freiheit des Sehens. Zeichenkunst von Kobell bis Corinth aus dem Städel Museum“ deutsche Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. Aus dem reichen Bestand des Städel Museums an Zeichnungen aus dieser Epoche wurden rund 100 herausragende Werke von 52 Künstlern ausgewählt. Die Auswahl der Zeichnungen spiegelt die ganze Fülle und Vielfalt des Bestandes der Graphischen Sammlung aus jener vielschichtigen Epoche wider, die vom Klassizismus über Romantik, Naturalismus und Realismus bis zum Beginn der Moderne reicht. Von Wilhelm von Kobell, Josef Anton Koch, Carl Philipp Fohr, Carl Blechen, Carl Rottmann, Carl Morgenstern, Moritz von Schwind, Hans von Marées, Wilhelm Leibl, Adolf von Menzel, Max Liebermann und Wilhelm Busch spannt sich der Bogen mit Künstlern wie Max Klinger, Ferdinand Hodler, Paula Modersohn- Becker, Lovis Corinth und Käthe Kollwitz bis zum Beginn der Moderne. Deutlich wird zugleich die ganze Bandbreite grafischen Schaffens vom Skizzenbuchblatt über Gemäldevorzeichnungen und großformatige Freskokartons bis hin zu selbständigen, weit ausgearbeiteten und farbig gefassten Werken.
Die zweijährige Forschungsarbeit an dem Projekt wurde durch die Stiftung Gabriele Busch-Hauck, Frankfurt am Main, gefördert.
Der besondere Reichtum der Graphischen Sammlung des Städel Museums an Zeichnungen des 19. Jahrhunderts aus dem deutschsprachigen Raum ist eng mit der Sammlungsgeschichte des Museums verbunden. Die Zeichnungen entstammen teilweise noch den persönlichen Beständen Johann Friedrich Städels, auf dessen Stiftung die Museumsgründung im Jahr 1815 zurückgeht. Städels individuelles Interesse galt mehr der Zeichenkunst des 16. und 17. Jahrhunderts, aber seiner Sammelleidenschaft, die auch vor Zeitgenossen nicht haltmachte, verdankt das Haus beispielsweise auch den sehr umfangreichen Bestand an Zeichnungen Franz Kobells. Museumsleiter wie Philipp Veit und Johann David Passavant erweiterten in den Jahrzehnten bis 1860 den Sammlungsbestand um bedeutende zeitgenössische Zeichnungen. Beide waren selbst Maler und unterhielten persönliche Beziehungen zu vielen führenden Künstlern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In ihrem intimen, mit hohem Qualitätsbewusstsein verbundenen Verständnis der zeitgenössischen Kunst erwarben sie Blätter, die aus heutiger Sicht künstlerisch und konzeptionell Schlüsselwerke ihrer Epoche sind.
Die Ausstellung möchte über weithin bekannte Werke hinaus auch andere Zeichnungen aus dieser Epoche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Bei einigen Blättern wird eine weitere institutionelle Besonderheit des Städel Museums deutlich: Johann Friedrich Städel hatte nicht nur seine Kunstsammlung und Bibliothek gestiftet, sondern gleichzeitig auch die Gründung der mit der Stiftung verbundenen Städelschule als Akademie für die zeitgenössische Kunst angestoßen. Zahlreiche in der Ausstellung vertretene Künstler waren selbst als Schüler oder Lehrer der Städelschule verbunden, etwa Philipp Veit und Moritz von Schwind, Victor Müller, Otto Scholderer und Louis Eysen.
Die qualitative Breite der Sammlung des Städel Museums zeigt sich neben regionalen oder sammlungsgeschichtlichen Bezügen auch darin, dass hier Vertreter der wichtigen deutschsprachigen Kunstzentren des 19. Jahrhunderts zu finden sind: Berlin, Dresden, Düsseldorf, München, Wien. Wilhelm von Kobells minutiös und farbenprächtig aquarellierte Marktszenen, Carl Philipp Fohrs romantische Landschaften, die Konturlinie betonende Kompositionen der Nazarener und ihre großformatigen Kartons für ambitionierte Freskoprojekte – die Vielfalt der künstlerischen Absichten und Möglichkeiten im 19. Jahrhundert kann kaum größer sein und reicht bis zu den aus der unmittelbaren Naturanschauung gewonnenen Landschaftsdetails von Carl Morgenstern oder Ernst Fries („Felsengeröll“ und „Verkrüppelter Baumstamm“), karikaturistischen Darstellungen von Wilhelm Busch und eindringlichen Bildnissen so unterschiedlicher Künstler wie Friedrich Olivier und Fritz von Uhde.
Die Vielgestaltigkeit der Auswahl macht auch sichtbar, wie sich nicht allein die Aufgabe der Zeichenkunst, sondern auch die Form der Ausdrucksmöglichkeiten wandelte. Eine traumähnlich hingewischte Landschaft Blechens steht scheinbar unvermittelt einer dreidimensional gedachten Figur Hans von Marées’ gegenüber. Ein in den Konturen aufgelöstes, malerisch aufgefasstes Interieur von Wilhelm Leibl begegnet in der Ausstellung einem Bildnis von der Hand Stauffer-Berns, das die Auseinandersetzung mit der Fotografie nicht verleugnen kann.
Die Zeichenkunst erfährt im 19. Jahrhundert eine besondere Aufwertung. Vor allem die Künstler in der ersten Hälfte schätzen den Bleistift als Ausdrucksmittel, der „nicht hart, nicht spitz genug“ (Adrian Ludwig Richter) sein kann. Es gilt, in der Linie die Motive in ihrem Bedeutungsgehalt zu konzentrieren, sie zu entmaterialisieren und zu einer geistig höheren Stufe zu gelangen.
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08.03.2012 - 28.05.2012