Biedermeier –
Biedermeier – Die Erfindung der Einfachheit
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Ausstellung02.02.2007 - 13.05.2007
Die Albertina zeigt vom 2. Februar bis 13. Mai 2007 unter dem Titel Biedermeier – Die Erfindung der Einfachheit rund 450 Exponate aller Kunstgattungen aus dem Zeitraum zwischen 1810 und 1830. Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle sowie vor allem Beispiele des Kunsthandwerks und der Wohnkultur veranschaulichen das neue ästhetische Ideal, das, ausgehend von Hof und Adel, um 1800 die Metropolen Mittel- und Nordeuropas erobert. Die wesentlichen Merkmale des neuen Biedermeierstils sind: abstrahierte Formen, leuchtende Farben, das Fehlen von Oberflächendekors und die Wertschätzung der Schönheit natürlicher Formen.
Die Ausstellung entstand als wissenschaftliche Kooperation zwischen dem Milwaukee Art Museum, dem Deutschen Historischen Museum Berlin, der Albertina in Wien und dem Louvre in Paris. Aufgrund neuer Forschungsergebnisse wird das Biedermeier nicht mehr als Produkt bürgerlichen Geschmacks interpretiert, sondern vielmehr als eine hochkultivierte Kunstrichtung, die geprägt ist von der Suche nach Einfachheit und natürlicher Schönheit. Die Besonderheit des Stils entfaltet sich durch das Zusammenspiel von zwei entgegengesetzten Prinzipien: Die Kombination von formaler Reduktion und opulenter Materialbearbeitung führt zu jenem Produkt, das auf exemplarische Weise durch den „Wasserkrug“ (Wien, 1817), den „Stuhl“ (Österreich, um 1820), den „Stummen Diener“ (Wien, um 1822/23) oder das „Ruhebett“ (Wien, 1825-30) repräsentiert wird.
Die in der Albertina präsentierte Ausstellung Biedermeier – Die Erfindung der Einfachheit zeigt den Stil des frühen Wiener Biedermeier als europäisches Phänomen mit zur gleichen Zeit in Goethes Weimar, in München, Berlin und Kopenhagen entstandenen Werken. Nahezu 100 internationale Leihgeber, wie das Danske Kunstindustrimuseet Kopenhagen, das Museum für angewandte Kunst in Prag, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Potsdam sowie das Wiener Hofmobiliendepot, stellen herausragende Gegenstände zur Verfügung.
Im Zentrum der Schau stehen jene Objekte, die von Kaiser Franz (II.)I. (1768–1835) und Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen (1771–1847) in Auftrag gegeben wurden und im erzherzoglichen Palais, der heutigen Albertina, eine grundlegende Veränderung der Wohnkultur mit sich brachten.
Auf diese Weise antizipiert die Ausstellung die für das Frühjahr 2007 geplante Präsentation der erweiterten habsburgischen Prunkräume, die mit Originalmöbeln ausgestattet werden.
Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina: „Biedermeier – Die Erfindung der Einfachheit ist die wahrscheinlich wichtigste Ausstellung in der Albertina seit ihrer Wiedereröffnung. Sie zielt unmittelbar auf die Anfangsjahrzehnte der Albertina, auf ihre Ausstattungsgeschichte ab, als unter Erzherzog Karl, dem Universalerben des Gründers der Albertina, das gesamte Palais von Josef Danhauser und seinen Werkstätten neu ausgestattet wurde. Im modernsten Stil der Zeit, der sich in der völligen Reduktion auf einfache Geometrien einerseits und dem äußersten Interesse an Oberflächenwerten, beispielsweise den Furnieren, andererseits ausdrückt. Es ist eine Ausstellung, die alle Medien zusammenführt: Möbel, Glas, Porzellan, Silber, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, wissenschaftliche Instrumente.
Diese radikale neue Einfachheit, die, von Wien, der Stadt des Wiener Kongresses, ausgehend, schließlich auch in Berlin, Kopenhagen, München und Dresden anzutreffen ist, kommt in einem Stil zum Ausdruck, der zutiefst mit Erzherzog Karl und dem Kaiserhaus in Verbindung steht. Zugleich wird in dieser Ausstellung deutlich, dass die Frühzeit des Biedermeier, die sich so sehr vom sentimentalen späteren Biedermeier unterscheidet, auch die Geburtsstunde der Moderne ist, denn was Josef Hoffmann, Koloman Moser und Otto Wagner um 1900 entdecken, ist genau dieses frühe Biedermeier, das sie als die wichtigste Anregungsquelle der Wiener Moderne angesehen haben.
65 Leihgaben aus der Albertina, darunter viele der prachtvollsten großen Aquarelle sowie Möbel, die Erzherzog Karl und Kaiser Franz I. selbst in Auftrag gegeben haben, bilden das Rückgrat dieser Ausstellung, die eine wissenschaftliche Kooperation mit dem Milwaukee Art Museum, dem Deutschen Historischen Museum Berlin und dem Louvre in Paris
darstellt. Die umfangreichste Fassung dieser Ausstellungstournee wird allerdings in Wien zu sehen sein.“
Zur Ausstellung ist im Hatje Cantz Verlag ein umfassender wissenschaftlicher und reich illustrierter Katalog in deutscher und englischer Sprache erschienen.
Pressekonferenz: Donnerstag, 1.02.2007, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 1.02.2007, 18.30 Uhr