Art Déco Schmu
Art Déco Schmuck und Accessoires der zwanziger Jahre
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Ausstellung20.09.2008 - 11.01.2009
Sonderausstellung im Schmuckmuseum Pforzheim
20. September 2008 bis 11. Januar 2009, Eröffnung 19. September, 19 Uhr
Der Zeitgeist der „goldenen zwanziger Jahre" brachte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein extravagantes Schmuckdesign hervor. Strenges Raffinement in der Gestaltung und kühl anmutende Werkstoffe waren der neue Imperativ. Goldschmiede und große Juwelierfirmen gleichermaßen schufen Meisterwerke aus neuartigen Materialen wie Edelstahl oder Markasit, die die Identität der emanzipierten Frau unterstrichen. Die Ausstellung, die im Rahmen des Zwanziger-Jahre-Kulturfestivals der Stadt Pforzheim stattfindet, spannt den Bogen von Juwelenschmuck bis zu streng-futuristischen Kompositionen des Art Déco aus Deutschland und Frankreich.
Zentrum des Art Déco, der die Zeit von 1918 bis 1940 umfasste, war Paris. Dort fand 1925 die namensgebende „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes" statt. Eigentlich für das Jahr 1915 geplant, verzögerte sie sich aufgrund des Ersten Weltkrieges. Nach dieser Zäsur wurde damals zum ersten Mal wieder in großem Rahmen und in internationalem Umfeld ausgestellt. Die Stilmerkmale des Art Déco durchdrangen alle Bereiche, von der Architektur bis zur angewandten Kunst. Sie prägten Möbelkreationen, Automobildesign, elektrische Geräte, Parfumflakons, Bucheinbände, Filmplakate und eben Schmuck.
In Frankreich machten sich Goldschmiede wie Georges und Jean Fouquet oder Jean Desprès einen Namen mit Art-Déco-Schmuck. Damals stießen die Merkmale des Jugendstils auf Ablehnung. Eine neue, vermeintlich bessere Epoche war angebrochen, und als Voraussetzung für den Fortschritt wollte man das Vergangene überwinden. Zuvor beliebte reiche Verzierungen wurden als antiquiert und unmodern verworfen. So forderte Georges Fouquet, der auf der Weltausstellung Präsident der Abteilung Schmuck war, einfache Linien und den Verzicht auf Effekthascherei und Zierrat. Jean Fouquet, der dritte bedeutende Meister der berühmten Pariser Goldschmiede-Dynastie, fertigte in den 1920er Jahren Schmuck, der von formaler Strenge, Sachlichkeit und Geometrisierung geprägt war.
Auch die großen Pariser Juwelierfirmen wie Boucheron, Cartier oder Chaumet schlossen sich der neuen Stilrichtung an und arbeiteten ihren kostbaren Brillantenschmuck nun in harten geometrischen Formen. Gleichzeitig stellten sie weiterhin konventionellen Schmuck her, der an den Naturalismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erinnert.
Beliebte Materialien waren Diamantrosen, Bergkristall, Korallen, Jade, Onyx, Elfenbein und Amethyst. Nachdem die Pariser Modeschöpferin Coco Chanel in ihren Kreisen „künstlichen Schmuck" eingeführt hatte, kamen auch Diamantimitate und Glasperlen auf. Darüber hinaus wurde nun auch mit Aluminium, Bakelit oder Markasit gearbeitet.
In Deutschland haben die Schmuckkunst der kurzen Epoche zwischen den beiden Weltkriegen vor allem einzelne Goldschmiede-Persönlichkeiten geprägt, darunter Elisabeth Treskow, Theodor Wende und Herbert Zeitner. Ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer neuen Formbildung wurde mit der Gründung des Bauhauses im Jahr 1919 getan. Zwar stand die Schmuckarbeit dort eher im Hintergrund, doch bildet der in Kiew geborene Goldschmied Naum Slutzky eine Ausnahme. Er entwarf geometrisierende Schmuckstücke aus wenig aufwendigem Material wie Silber, Chromstahlblech, Quarzen oder Perlmutt.
Neben individuell künstlerisch tätigen Goldschmieden leisteten auch manche größeren Werkstätten und Schmuckfabriken, die Modeschmuck herstellten, einen wesentlichen Beitrag. Dazu zählt die zunächst als Uhrenkettenfabrik gegründete Firma Jakob Bengel aus Idar-Oberstein. Dort entstanden unzählige Varianten von mondänen Ketten, vielfach aus Chrom und Kunststoff. In Pforzheim machte die Firma Gustav Braendle, Th. Fahrner Nachfolger Furore. Braendle wandte sich gezielt an einen Kundenkreis, der ein dem Zeitgeist entsprechendes Schmuckstück erwerben wollte, ohne dafür allzu viel Geld ausgeben zu müssen. Seine Firma, die sich immer wieder über die neuen Tendenzen informierte, bewies, dass guter Schmuck auch in Serienproduktion hergestellt werden kann. So traf er genau die Bedürfnisse der Gesellschaft, die mehr und mehr auf serielle Fertigung setzte, ohne Abstriche bei der Gestaltung machen zu wollen.
Zur Ausstellung erscheint bei der Arnoldschen Verlagsanstalt Stuttgart ein Katalog, der für 39,80 Euro im Museumsshop erhältlich ist.
Veranstaltungsprogramm
Donnerstag, 25. September
„Skandalumwittert und revolutionär - die Pariser Cafés Littéraires"
19 Uhr Führung durch die Ausstellung Art Déco
20 Uhr Vortrag von Regine Wernicke, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Autorin und ehemalige Mitarbeiterin der Akademie der Künste in Berlin
Veranstaltung in Kooperation mit der VHS Pforzheim
Eintritt Vortrag oder Führung jeweils 7 €, ermäßigt 5,50 €
Kombikarte Vortrag und Führung 10 €, ermäßigt 8 €
Samstag, 18. Oktober, 19 Uhr
Salonabend im Schmuckmuseum Pforzheim
mit Schlagern aus der Ufa-Zeit vom Ensemble Sentimental - Foxtrott, Tango, Walzer, einer Führung durch die Ausstellung „Art Déco" und Buffet vom Café im Schmuckmuseum
12 €, ermäßigt 10 €, zzgl. Buffet
Freitag, 14. November, 19 Uhr