Die Sammlung Guerlain aus dem Centre Pompidou Paris
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Ausstellung11.10.2019 - 26.01.2020
Joyce Pensato
Geboren 1941 in New York, USA. Gestorben im Juni 2019 ebenda.
Bereits in den 1970er-Jahren zeichnet Joyce Pensato Cartoonfiguren. Eine riesige Sammlung von Spielzeugfiguren, die sie im Sperrmüll auf der Straße findet oder im Internet ersteigert, dient ihr als Arbeitsvorlage. Schwarze und weiße Kohle- und Kreideschichten, in fahrigen Gesten aufgetragen, lassen die Konturen der Charaktere verschwimmen. Pensato radiert, sie durchnässt das Papier, malträtiert es mit einem Elektroschleifer, bis Löcher und Risse entstehen. Verzweiflung, Wut, Enttäuschung, Apathie oder Irrsinn lassen sich deutlich im Gesicht der sonst stets positiv besetzten Micky Maus ablesen.
Mit ihren Motiven bezieht sich Joyce Pensato auf Ikonen der Popkultur, auf die auch die Pop
Art verweist. Jedoch zerstört sie den schönen Schein und bricht die Oberfläche schonungslos
auf. Ihr künstlerischer Stil ist an den abstrakten Expressionismus eines Jackson Pollock oder
Sam Francis angelehnt, bei dem es um Geste und Materialität geht. Das Werk Pensatos
verknüpft Elemente dieser beiden sonst stark voneinander abgegrenzten Strömungen. Auch
die Graffitikunst ist ein erkennbarer Einfluss in Pensatos Schaffen: Sie lässt ihre Kreaturen
gelegentlich wie die punkigen Underground-Versionen ihrer Cartoonvorbilder erscheinen.
Pavel Pepperstein
Geboren 1966 in Moskau, Russland. Lebt und arbeitet ebenda.
Pavel Pepperstein verweigert sich wie kein anderer Künstler unserer Gegenwart klassischen Zuordnungen. Bereits zur Zeit der Sowjetunion suchte der Schriftsteller, Modedesigner und Rapper einen Weg abseits der Akzeptanz durch die Politik seines Landes. Sein Werk nimmt bei der russischen Kunstgeschichte ebenso Anleihen wie bei der Pop Art, politischen Cartoons oder Kinderbuchillustrationen. Russische Kultur trifft auf griechische Mythologie oder allegorische Darstellungen. Peppersteins Werk zeichnet sich zudem durch die starke Verflechtung von Wort und Bild aus. Der Name der Serie Riders on the Storm etwa geht auf einen Songtitel der Doors zurück und wird zum idealisierten Sinnbild für Revolution und Veränderung.
The Dancing Woman stammt aus der Serie City of Russia, die Pavel Peppersteins Besorgnis über die allmähliche architektonische Zerstörung Moskaus und St.Petersburgs widerspiegelt. In einem Brief schlug Pepperstein dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Errichtung einer neuen Hauptstadt, geografisch zwischen den beiden Städten gelegen, vor, um die Rivalität der Metropolen ein für alle Mal zu beenden. Bei der Gestaltung dieser Stadt lässt der Künstler seiner Fantasie freien Lauf und sieht Pyramiden, Malewitsch-Türme und Kandinsky-Wolkenkratzer vor. Mütterchen Russland, die Frauenfigur mit rotem Kopftuch, breitet schützend ihren Rock über die Stadt, um sie vor der drohenden Zerstörung zu bewahren. In anderen Werk tanzt sie in einem anderen Kostüm mit einem Außerirdischen oder mit Amerika.
Javier Pérez
Geboren 1968 in Bilbao, Spanien. Lebt und arbeitet in Barcelona, Spanien.
In seinen Arbeiten setzt sich Javier Pérez mit dem Werden, Wachsen, Wandel und Vergehen auseinander. Er schafft Hybride aus Pflanzen und Tieren – Gebilde, die von einer Form ausgehen, sich verwandeln und Wucherungen und Triebe bilden. Die zehnteilige Zeichnungsserie Primigenios basiert auf Skulpturen, die der Künstler ein Jahr zuvor sowohl aus organischen Materialien wie Därmen, Häuten und Haaren als auch aus unempfindlichen Stoffen wie Bronze, Eisen oder Porzellan geschaffen hat. Die Dualität der Materialien findet sich in den Zeichnungen wieder. Javier verwendet als Bildträger Pergament – Tierhäute – und zur Bemalung mineralhaltige Farbstoffe. Primigenios meint das Primitive und Ursprüngliche, aus dem sich Modifikationen bilden können. Die Zeichnungen zeigen Metamorphosen zwischen Tieren und Gewächsen, die sich auflösen und zu neuen Strukturen zusammenfinden: eine Auseinandersetzung mit der Fragilität des Seins.
Chloe Piene
Geboren 1972 in Stamford, Connecticut, USA. Lebt und arbeitet in New York, USA.
Bereits als Kind befasste sich Chloe Piene mit dem menschlichen Körper. Sie stellte sich die Frage, was sie als Mensch definiert, was ihren Körper als Substanz ausmacht. Dieser Thematik ist sie bis heute treu geblieben: Die menschliche Physis ist ihr Hauptmotiv. Eine wichtige Rolle spielt für sie das Skelett als konstruktives Grundgerüst des menschlichen Körpers, als Substruktur, die nicht sichtbar ist, aber alles trägt. Die Grenzen zwischen Anatomie und Äußerlichkeit, zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem verschwimmen, kehren sich um.
In Vesper ist eine kniende Frau zu sehen. Die Unterschenkel der frontal Dargestellten sind in dieser Position nicht sichtbar, was auch auf den nach hinten gestreckten Kopf zutrifft. Wenige Linien markieren die flügelgleichen Arme. Im Zentrum steht der hingebungsvolle Frauenkörper. Die Darstellung erinnert in der Komposition und in der kraftvollen wie disziplinierten Strichführung an Werke des österreichischen Jahrhundertwende-Künstlers Egon Schiele. Jedoch verliert sich Piene nicht in einer detaillierten Darstellung der Genitalien. Sie spart diese Bereiche persönlicher Intimität aus.
Piene beschäftigt die zeichnerische Freilegung verborgener Strukturen. Das spiegelt sich in der Wahl ihres Zeichenmaterials wider. Mit dem Zeichnen auf transparentem Velin wie in der Arbeit 2 Heads macht sie die äußere Hülle durchlässig und hinterfragt somit die Existenz von scheinbar Evidentem.
Anne-Marie Schneider
Geboren 1962 in Chauny, Frankreich. Lebt und arbeitet in Paris, Frankreich.
Ausstellungsansicht "Die Sammlung Guerlain aus dem Centre Pompidou Paris" 2019 (c) findART.cc Foto frei von Rechten.
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11.10.2019 - 26.01.2020
Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 bis 21.00 UhrErwachsene 11,90