FERDINANDEUM
Egger-Lienz und Otto Dix Bilderwelten zwischen den Kriegen
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Ausstellung17.05.2019 - 27.10.2019
Innsbruck, am 16. Mai 2019 – Der eine posthum von den Nationalsozialisten als „Bauernmaler“ für sich entdeckt, der andere von ihnen verhasst, verleumdet und seines Postens an der Kunsthochschule in Dresden enthoben. Albin Egger-Lienz und Otto Dix, beide vom Ersten Weltkrieg in ihrer kritischen Schaffens- und qualvollen Lebenswelt geprägt, zeichnen in der Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum ein eindrucksvolles Bild der Zwischenkriegszeit. Einige von Dixʼ Meisterwerken, wie etwa „Die Irrsinnige“ (1925), sind zum ersten Mal in Österreich zu sehen.
Die bei dem Deutschen Otto Dix sexuell aufgeladene Figur der Witwe trifft in der Ausstellung auf die gequälten Kriegsfrauen des Tiroler Malers Albin Egger-Lienz. Diese und weitere Begegnungen geben einen Einblick in die tiefen menschlichen Abgründe und existentielle Not, die das prekäre Leben der 1920er-Jahre prägten. PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, erklärt:„Beide Künstler erlebten den Ersten Weltkrieg auf unterschiedliche Weise: Dix kämpfte bis zuletzt an der Front, während Egger-Lienz die meiste Zeit als Kriegsmaler tätig war. Sie brachten ihre damalige Lebenswelt in einer kompromisslosen, kritischen Weise auf die Leinwand. Eine Gegenüberstellung der beiden zeichnet ein facettenreiches Bild der Kriegs- und Zwischenkriegszeit.“Anstatt den Ersten Weltkrieg dokumentarisch abzubilden, kreierten Dix und Egger-Lienz universelle Ikonen des Leids und der Verwüstung, die bei der Betrachtung besonders berühren. Die aufwändige Präsentation ihrer Werke ist das Ergebnis einer fünf Jahre langen Vorbereitung.
Zwiespältige Faszination
Im ersten Bereich der Ausstellung wird eine zwiespältige Faszination für Krieg und Gewalt thematisiert, die die Kunstwelt zu Beginn des Ersten Weltkrieges prägte. „Wer sich Dixʼ farbenprächtigen Gemälden nähert, die ob ihrer künstlerischen Vollkommenheit imponieren, wird mit dem Grauen schonungslos konfrontiert. Menschen, die unvorstellbare Qualen erleiden, im Sterben liegen oder bereits tot sind, bevölkern die brutalen Bilderwelten. Dix gelingt es, den Abschaum auf ästhetische Weise zu verarbeiten. Ein gutes Beispiel dafür sind auch die auf den ersten Blick schwer erkennbaren Motive der Schwarz-Weiß-Grafiken. Erkennt man, womit man es hier zu tun hat, ist ein Entkommen nicht mehr möglich“, so Dr.Helena Pereña,Hauptkuratorin der Tiroler Landesmuseen und Kuratorin der Sonderausstellung. Dix sorgte dadurch zu Lebzeiten für Unbehagen, seine Kunst wurde sogar als „zum Kotzen“ beschrieben.
Frauenrolle zwischen Prostituierter, Witwe und Mutter
Im Obergeschoss der Ausstellung sind keine Leichenfelder mehr zu sehen, sondern die Hinterbliebenen in der Nachkriegszeit: Witwen und Prostituierte sowie Kranke und Kriegsversehrte. Juliette IsraëlsAusstellungsarchitektur ordnet die verschiedenen Bereiche nach dem Vorbild einer Stadt an, die sich über Straßen und Kreuzungen erkunden lässt. Als zentraler Knotenpunkt dient Dixʼ „Die Irrsinnige“ (1925), eine halb entblößte Witwe über deren Kopf feuerrote Dämonen kreisen. Sie vereint Leben und Tod, die eine Verbindung miteinander eingehen, die sich durch das gesamte Obergeschoss zieht. Der hagere Frauenkörper vermittelt Vergänglichkeit, während ihre herunterhängenden Brüste an die dürre alte Frau hinter der aufreizenden jungen Figur in der „Vanitas“ (1932) erinnern und damit auf den Verfall als Rückseite des prallen Lebens verweist. „In den zutiefst existenziellen Darstellungen von Dix und Egger-Lienz treten Leben und Tod nie als Gegensatz auf, sie bedienen einander und treffen im ewigen Lebenskreislauf aufeinander. Dix erkennt dabei das radikal Menschliche im Sexuellen. Die Vergänglichkeit und die Vereinzelung des Menschen sind aber auch bei Egger-Lienz ein zentrales Thema“, so Dr.Helena Pereña.
Die Witwen stellen einen Schwerpunkt der Ausstellung dar. Dix gestaltete sie oft ähnlich wie die Prostituierten. Damit thematisierte er die zwiespältige Rolle der Frau in der Zwischenkriegszeit: Auf der einen Seite tritt sie als Witwe der im Krieg gefallenen Soldaten auf, deren prekäre Situation häufig in die Prostitution führte. Auf der anderen Seite blieb sie immer noch die Mutter, die für die Familie sorgte. Egger-Lienz stellte die Witwen als „Kriegsfrauen“ (1918–22) mit verzerrten, maskenhaften Mienen dar. Sie erinnern an Klageweiber, denen Mitsprache und Mitwirkung an ihrer misslichen Lage entzogen wurde. Die Trauer um verlorene Männer und Söhne manifestiert sich in resignierten Gesichtern. Eine noch schärfere Nuance verlieh er ihnen, als er für „Die Mütter“ (1922–23) ein Kruzifix in die Stube legte und damit jeden Hoffnungsschimmer aus den Gesichtern der Frauen und des abgebildeten Säuglings radierte.
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17.05.2019 - 27.10.2019
FERDINANDEUM
Archäologie, Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Musikinstrumente
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