FERDINANDEUM
Egger-Lienz und Otto Dix Bilderwelten zwischen den Kriegen
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Ausstellung17.05.2019 - 27.10.2019
Proletarische Kunst
Die ikonenhafte, universelle Wirkung, die sowohl Egger-Lienz als auch Dix erzielten, zieht sich auch durch die Werke zu den Themen Arbeit und Industrie, denen ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet ist. „Egger-Lienz reduzierte das Menschliche, von subjektiven Gesichtszügen bis hin zu auffälliger Kleidung, auf ein Minimum und verwendete zudem wenig Farbe. Damit bildete er Arbeiter und Bauern ab, ohne ihren individuellen Charakter zu offenbaren. Der Zweck steht klar im Vordergrund“,so PD Dr. Wolfgang Meighörner. Als Egger-Lienz 1924 den Auftrag annahm, Lünetten für den Sitzungssaal der Industriellen in der Tiroler Handelskammer in Innsbruck zu gestalten, musste er zwangsläufig etwas konkreter arbeiten. Er beugte sich jedoch nicht den Wünschen der Auftraggeber, auch für die Längsseite des Saals Figuren darzustellen, sondern wählte eine menschenleere Fabrik. Auch in Dixʼ Werken ist das Thema Arbeit präsent, bei ihm steht jedoch das Milieu im Mittelpunkt. Trotz seines sarkastisch distanzierten Zugangs scheute er den Blick in die menschlichen Abgründe dabei nicht.
Die beiden Künstler im Porträt
Der Erste Weltkrieg prägte sowohl Albin Egger-Lienz als auch Otto Dix. Zum einen nahmen sie als kämpfende Soldaten beziehungsweise Kriegsmaler am Geschehen dieser Zeit teil, zum anderen erlebten sie die damalige Lebenswelt in ihrer zivilen Wirklichkeit mit der persönlichen Erfahrung von Vergänglichkeit, Schmerz, Angst, Wut und Trauer. Die Bilder beider Künstler zählen zu den eindrucksvollsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Krieg und dessen Folgen.
Albin Egger-Lienz – das Schicksal als universelles Thema
Albin Egger-Lienz, damals 47-jährig, meldete sich 1915 freiwillig zu den Tiroler Standschützen. Aufgrund von attestierten Herzbeschwerden musste er den Dienst jedoch nach nur zwei Wochen wieder abtreten und war von da an als ziviler Kriegsmaler tätig. Nach Ende des Ersten Weltkrieges war er in St. Justina bei Bozen ansässig, wo er Kontakt zur italienischen Kunstszene pflegte. Diese Erlebnisse t beeinflussten sein Werk, das durch Stille und Konzentration zutiefst emotional anspricht. Viele der Hauptwerke dieser Zeit sind in der Ausstellung zu sehen. In „Der Krieg“ (1915/1916) und „Den Namenlosen 1914“ (1916) nehmen die Kriegstreibenden eine universelle Gestalt an. In „Finale“ (1918) zeigt er ein trostloses Leichenfeld, dem nichts hinzuzufügen ist, und in „Kriegsfrauen“ (1918-22) verdeutlicht er die missliche Lage der Frauen, die ihre qualvolle Situation und die Trauer um die gefallenen Männer und Söhne nur hinnehmen konnten. Ein Highlight ist die Gegenüberstellung von „Mütter“, „Pietà“ und „Auferstehung“, die die Allgegenwart des Todes in drei Werken abbildet. Otto Dix – schonungsloser Beobachter der Weimarer Republik Otto Dix meldete sich 1915 ebenfalls freiwillig zum Dienst und kämpfte bis Kriegsende an der Front. Seine schonungslosen Aussagen über den „ästhetischen Gehalt des Grauens“ sowie sein Schaffenswerk, ein gemaltes Zerrbild der Weimarer Republik, machten ihn zu einem von den Nazis verhassten und verleumdeten Künstler der Klassischen Moderne. Er wurde 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, seines Lehrstuhles an der Dresdener Kunsthochschule enthoben. Seine Werke – allen voran der „Schützengraben“ – wurden posthum als Antikriegsbilder interpretiert. Doch Dix sträubte sich gegen feste Zuschreibungen. Sein distanzierter Sarkasmus ist dabei allgegenwärtig. Zu den bedeutsamen Werken, die in der Ausstellung zu sehen sind, zählen unter anderem Dixʼ Radierzyklus „Der Krieg“ (1924), darunter das leidenschaftlich klagende Werk „Totentanz anno 17“ und „Schädel“. Mit Hauptwerken wie „Die Irrsinnige“ (1925), „Witwe“ (1922), „Mieze“ (1923) und „Vanitas“ (1932) stellt auch er ein breites thematisches Spektrum der Kriegs- und Zwischenkriegszeit dar. Ein intimes Bilderbuch, das Dix 1925 mit biblischen Szenen für seine Stieftochter Hana gefertigte, wurde erst vor drei Jahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und wird ebenfalls ausgestellt.
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17.05.2019 - 27.10.2019
FERDINANDEUM
Archäologie, Kunst vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Musikinstrumente
DI - SO, 9 - 17 UHR
BIBLIOTHEK DI - FR, 10 - 17 UHR
MUSEUMSTRASSE 15
6020 INNSBRUCK