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Der Kremser Schmidt. Zum 300. Geburtstag

Anlässlich des dreihundertsten Geburtstags von Martin Johann Schmidt, genannt „Kremser Schmidt“, widmet das Belvedere dem bekannten Barockmaler eine IM BLICK- Ausstellung. Der „Rembrandt Österreichs“ gilt neben Paul Troger und Franz Anton Maulbertsch als einer der wichtigsten Vertreter der Kunst des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa. Werke von seiner Hand stellen einen wesentlichen Teil der Barocksammlung des Belvedere dar.

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Das Œuvre des Kremser Schmidt fasziniert, weil es von einer unglaublichen thematischen Vielfalt geprägt ist. Neben seinen sakralen Arbeiten geben uns einige weniger bekannte Spätwerke Einblick in die Lebenswelt des Barock. Auf diese Werke wird in der Ausstellung ein besonderer Fokus gelegt.“

Die Ausstellung spannt also einen Bogen von den sakralen Arbeiten des Kremser Schmidt bis zu seinem umfangreichen zeichnerischen und druckgrafischen Werk und stellt dabei seine späten profanen und mythologischen Darstellungen in den Mittelpunkt. Dadurch wird ein bislang weniger geläufiges Repertoire des Künstlers zugänglich gemacht. So z. B. seine Darstellungen von Satyrn, Nymphen und einer posierenden Venus mit Amor. Wer die Sammler dieser Gemälde waren, lässt sich heute nicht mehr eruieren. Die mit Raffinesse gestalteten Bildnisse sind allerdings gut in Kabinetten gediegener Kunstliebhaber des Barock vorstellbar. Besonderes Interesse erwecken heute Gemälde wie der Zahnbrecher oder der Sägfeiler. Sie vermitteln einen Einblick in den Alltag im 18. Jahrhundert, als die Zahnmedizin in ihren Anfängen steckte und noch viele heute ausgestorbene Handwerke existierten.

Martin Johann Schmidt wurde 1718 in Grafenwörth geboren und am 25. September getauft. Wann er den Beinamen „Kremser Schmidt“ erhielt, ist nicht belegbar. In einem Nachruf von 1802 wird jedenfalls der „unter dem Nahmen Kremserschmidt berühmte Maler“ genannt, was darauf schließen lässt, dass er bereits zu Lebzeiten als dieser bekannt war. Ausgebildet wurde er bei Johann Gottlieb Starmayr, in weiterer Folge könnte er in Wien geschult worden sein, dies ist bislang jedoch ebenfalls nicht belegt. Etwa ab 1745 war er als selbstständig arbeitender Künstler tätig. Eine besondere Aufzeichnung war für ihn die Aufnahme als Mitglied in die „k. k. Kupferstecher-Akademie“ in Wien im Jahr 1768. Eine Studienreise nach Venedig wurde oftmals vermutet, konnte bis heute aber nicht nachgewiesen werden. Als Lebensmittelpunkt wählte der Kremser Schmidt Stein bei Krems, von dort führte er seine Aufträge aus.

Die Reichweite seines Einflusses wird durch jene Werke veranschaulicht, die sich im heutigen Slowenien befinden. Sie dienten den dortigen Künstlern als eminente Inspirationsquellen. Aufträge kamen darüber hinaus auch aus den Gebieten des heutigen Deutschlands, Tschechiens oder Ungarns. Sogar Kaiser Joseph II. soll einer Anekdote zufolge den Kremser Schmidt in dessen Haus in Stein besucht haben. Das zeugt von der Berühmtheit des Künstlers, entsprechende Aufträge vonseiten des Kaiserhauses blieben jedoch aus. Umfangreiche Gemäldeausstattungen von seiner Hand sind in Stift Seitenstetten oder in der Stiftskirche St. Peter in Salzburg zu sehen. Wichtigen Aufträgen im kirchlichen Bereich standen Arbeiten für Privatpersonen gegenüber, da Schmidt mit seinen kleinformatigen Gemälden und Druckgrafiken den Wünschen zahlreicher Kunstliebhaber entgegenkam.
v Der Kurator der Ausstellung, Georg Lechner: „Der Kremser Schmidt ist keine Neuentdeckung, weil er bereits zu Lebzeiten eine Legende und ein Klassiker war. Wir zeigen hier einen Künstler, der über die Jahrhunderte hinweg seinen Status als DER letzte bedeutende Barockmaler halten konnte und gleichzeitig mit seinen Arbeiten weit in die Zukunft wies.“

Der Tod des Kremser Schmidt im Jahr 1801 wird oftmals als spätes Ende der langen Ära des Barock angesehen. Sein Einfluss strahlte über seine Schüler noch weit in das 19. Jahrhundert hinein, und seine Kompositionen erfreuten sich großer Beliebtheit. In seiner Arbeitsweise wurde der Künstler außer von Paul Troger und Franz Anton Maulbertsch besonders von Rembrandt beeinflusst. Das charakteristische Helldunkel in seinen Werken brachte ihm die Bezeichnung „Rembrandt Österreichs“ ein. Durch seine Form der Lichtregie und den Verzicht auf allzu viel Beiwerk gelang es dem Kremser Schmidt, sich vor allem auf die Bilderzählung zu konzentrieren.

Das von Rupert Feuchtmüller 1989 publizierte Werkverzeichnis umfasst gut 1 100 Nummern, die tatsächliche Zahl der Werke liegt jedoch höher. In der Barocksammlung des Belvedere befinden sich 18 eigenhändige Gemälde von Martin Johann Schmidt, daneben Zeichnungen, Druckgrafiken und Bilder von Mitarbeitern seiner Werkstatt. Ergänzt werden diese in der Ausstellung durch Leihgaben, viele davon aus privaten Sammlungen, in denen sich bis heute zahlreiche Werke des Kremser Schmidt befinden. Die Ausstellung aus der Reihe IM BLICK wird mit freundlicher Unterstützung des Dorotheum ermöglicht.






  • 25.10.2018 - 03.02.2019
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