Frankfurt Ausstellung
Géricault bis Toulouse-Lautrec. Französische Lithografien des 19. Jahrhunderts
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Ausstellung22.06.2017 - 10.09.2017
Frankfurt am Main, 31. Mai 2017. Vom 22. Juni bis 10. September 2017 widmet sich die Graphische Sammlung des Städel Museums der Vielfalt der französischen Lithografie im 19. Jahrhundert. Mit der Erfindung des völlig neuen Steindruckverfahrens brach Ende des 18. Jahrhunderts auch eine neue Epoche der Vervielfältigung von Bildern an. Die gestalterischen Möglichkeiten waren im Vergleich zu den älteren Techniken wesentlich größer, das Drucken wurde schneller, und die Auflagenzahlen erhöhten sich. In Frankreich experimentierten bedeutende Künstler seit etwa 1820 mit dem neuen Verfahren und erweiterten im Verlauf des 19. Jahrhunderts in entscheidendem Maße die damit verbundenen künstlerischen Möglichkeiten.
Das Spektrum der ausgestellten Arbeiten umfasst ausdrucksvolle Kompositionen Théodore Géricaults, eine der seltenen Lithografien, die Goya während der 1820er- Jahre im Exil in Bordeaux schuf, Eugène Delacroix’ Goethe- und Shakespeare- Illustrationen oder Honoré Daumiers politische und gesellschaftliche Stellungnahmen in Zeitungskarikaturen. Ebenso präsentiert werden Édouard Manets virtuose Erfindungen, die symbolistischen Werke Rodolphe Bresdins und Odilon Redons sowie Meisterwerke der Farblithografie von Henri de Toulouse-Lautrec und den „Nabis“ Édouard Vuillard und Pierre Bonnard, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Die rund 90 gezeigten Blätter der Ausstellung stellen Höhepunkte aus dieser Zeit und in dieser Technik dar und geben einen Einblick in die qualitätsvollen Bestände der Graphischen Sammlung im Städel. Zu sehen sind auch 15 Neuerwerbungen, die das Museum in den letzten Jahren tätigen konnte.
„Unsere Sommerausstellung zu Meisterwerken der französischen Lithografie aus dem 19. Jahrhundert wirft ein Schlaglicht auf die beachtliche Qualität des Bestandes der Graphischen Sammlung im Städel Museum. Darüber hinaus gewährt sie beeindruckende Einblicke in die hochkarätige und kontinuierliche Weiterentwicklung dieses Sammlungsschwerpunktes“, kommentiert Städel Direktor Philipp Demandt.
„Die künstlerische Lithografie im Frankreich des 19. Jahrhunderts ist in ihren reichhaltigen Ausprägungen nicht zu verstehen, ohne gleichzeitig die technischen, ökonomischen und gestalterischen Vorzüge dieses absolut neuartigen Herstellungs- und Reproduktionsverfahrens von Bildern zu kennen. Daher ist es ein Kernanliegen der Ausstellung, die Werke und ihre Produktion miteinander in Bezug zu setzen und so den Blick auf diese Kunst zu schärfen“, stellt Martin Sonnabend, Leiter der Graphischen Sammlung bis 1750 am Städel Museum, heraus.
Die Technik
Die Lithografie ist eine Erfindung des Münchners Alois Senefelder aus dem Jahr 1798. Im Gegensatz zu Hoch- und Tiefdruck (Holzschnitt, Kupferstich) ist sie ein Flachdruckverfahren. Die druckenden und die nicht druckenden Partien liegen auf der gleichen Ebene und werden chemisch, durch den Gegensatz von Fett und Wasser, voneinander getrennt. Dazu wurde im 19. Jahrhundert ein feinporiger Kalkstein als Druckplatte verwendet, der die für das Verfahren notwendigen physikalischen Eigenschaften besaß. Das Druckbild wurde auf den plan geschliffenen Stein gezeichnet. Dabei konnte frei mit Kreide, Feder oder Pinsel gearbeitet werden, wodurch die gestalterischen Möglichkeiten sehr groß waren. Mithilfe der Lithografie konnten hohe Auflagenzahlen in kurzer Zeit erzielt werden; dieses Verfahren war eine der technischen Grundlagen für die industrielle Vervielfältigung von Bildern, wie sie sich im Lauf des 19. Jahrhunderts entwickelte. Zu Beginn wurde die Lithografie vor allem zum Druck von Landkarten und Musiknoten verwendet (Senefelder selbst war Sänger, Musiker und Komponist), im frühen 19. Jahrhundert dann mehr und mehr für bildliche Aufgaben, vor allem in den Bereichen Illustration, Karikatur und Reproduktion. Erste künstlerisch bedeutende Lithografien entstanden im zweiten Jahrzehnt des Jahrhunderts vor allem in Frankreich.
Die Ausstellung
„Géricault bis Toulouse-Lautrec. Französische Lithografien des 19. Jahrhunderts“ eröffnet mit Francisco de Goya (1746–1828). Dieser war bereits über 70 Jahre alt, als er begann, Werke in der neuen Drucktechnik der Lithografie zu schaffen. Nachdem Goya sich 1824 vor den Repressionen der spanischen Restaurationsregierung in das südfranzösische Bordeaux zurückgezogen hatte, entstanden die vier Blätter der Folge Die Stiere von Bordeaux (1825), die einzigen in einer Auflage (von jeweils 100 Exemplaren) gedruckten Lithografien des Künstlers. Goya zeichnete direkt mit der Kreide auf den Stein und schuf mit der Reihe frühe Meisterwerke in der neuen Technik. Eines dieser heute seltenen und gesuchten Blätter konnte 2013 für das Städel Museum erworben werden.
Théodore Géricault (1791–1824) fertigte in den wenigen Jahren bis zu seinem frühen Tod neben Gemälden und Zeichnungen fast achtzig Lithografien und nutzte das Medium vielfach für druckgrafische Experimente, darunter die monumentale Retour de Russie (Rückkehr aus Russland, 1818). Aus demselben Jahr wie diese stammt auch das seltene Blatt Boxeurs (Faustkämpfer), welches zu den frühen grafischen Hauptwerken Géricaults zählt. Darauf stellt der Künstler, der sich aktiv für die Sklavenbefreiung einsetzte, den schwarzen und den weißen Boxer als gleichberechtigte Kämpfer dar. In den Jahren 1820 und 1821 hielt Géricault sich in London auf und veröffentlichte bei dem dort ansässigen Drucker Charles Hullmandel (1789–1850), einem bedeutenden Pionier der Lithografie, die Folge der Various Subjects (Verschiedene Motive, 1821).
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22.06.2017 - 10.09.2017
Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen
ERWACHSENE 14 €