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Porträt, Landschaften, Kinder, Stillleben

Deutsche und dänische Malerei 1860-1960

Porträt, Landschaften, Kinder, Stillleben

Kinderleben
Kinder begegnen uns in vielen Werken dieser Ausstellung. Waren sie in der älteren Kunst meist in klar deinierten Rollen – oft als „kleine Erwachsene“ - zu sehen, so scheinen die Künstler um 1900 einen Blick für die Eigenständigkeit der Kinder zu ent- wickeln. Die Idee der „Kindheit“ hatte sich seit der Aufklärung Ende des 18. Jahrhun- derts weiter entwickelt und wurde auch von der Kunst relektiert. So erhält man über die Malerei heute Einblick in die gesellschaftliche Entwicklung und die verschiedenen sozialen Schichten, denen Kinder angehören. Im Gemälde „Kind im Spielzimmer“ gibt Heinrich Eduard Linde-Walther die kleine Else Gensel mit großer Porträtähnlichkeit wieder, schaut aber zugleich auf ihre Persön- lichkeit und ihr Umfeld: Der skeptische fast ängstliche Blick zeigt ein scheues und zugleich neugieriges Kind. Das viele Spielzeug verdeutlicht, dass sie in einem besser gestellten bürgerlichen Heim aufwächst. Anders verhält es sich in Anna E. Munchs „Bei den alten Weiden“: Kindheit als Entfal- tung des freien Spiels im Bunde mit der Natur steht für die Malerin im Mittelpunkt, we- niger eine individuelle Darstellung der Persönlichkeit einzelner Mädchen. In Gotthardt Kuehls „Lübecker Waisenhaus“ leben die elternlosen Kinder der Stadt unter ganz an- deren Bedingungen. In einer institutionalisierten und halböffentlichen Gemeinschaft arbeiten, essen und schlafen die Kinder. Sie erhalten ihre Ausbildung in kollektiver Erziehung. Das Gegenteil zeigt uns Laurits Tuxen: Seine Tochter ist in einer intimen und privaten Schilderung gezeigt, wie sie ihre tägliche Mahlzeit unter der liebevollen Aufmerksamkeit der Eltern zu sich nimmt.

Klassische Moderne
Wie schon im 19. so blieb auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts Paris die Hauptstadt der Kunst. Die zentralen Strömungen, die für die heute als „klassische Moderne“ be- zeichnete Kunst relevant sind, nahmen hier ihren Anfang. Viele andere Städte wurden aber neben Paris wichtige Zentren für Künstlergruppen der klassischen Moderne: In Deutschland waren dies Dresden und dann Berlin für die Brücke-Künstler, München für den Blauen Reiter oder Weimar und dann Dessau für das Bauhaus.
Beim vergleichenden Blick auf die deutschen und dänischen Künstler dieser Ausstel- lung fällt auf, dass der dänische Maler Jais Nielsen deutlicher dem französischen Vor- bild folgt als etwa sein deutscher Kollege Ernst Ludwig Kirchner. Nielsen studierte von 1911 bis 1914 in Paris und übernahm die Stilmittel des Kubismus und Futurismus. Der Deutsche Ernst Ludwig Kirchner war hingegen stets bemüht, jeglichen französischen Einluss auf seine Kunst zu leugnen. Der Vergleich von Nielsen Gemälde „Abfahrt“ und Kirchners „Straßenbahn und Eisenbahn“ ist vor diesem Hintergrund besonders interessant: Beide nehmen den modernen Großstadtverkehr zum Motiv ihrer Bilder und zeigen die von technologischem Fortschritt und Geschwindigkeit geprägte Ge- genwart in einer mit Formen und Farben experimentierenden Bildsprache. Während Nielsen die Formen der Figuren und Gegenstände konsequent kubistisch zerlegt und verschiedenen Perspektiven folgend zusammensetzt, bleibt Kirchner einer igurati- ven Malerei treu, was er durch deutliche Umrisslinien noch unterstreicht. In den Selbstbildnissen von Jais Nielsen und Alfred Mahlau fällt ebenfalls die unter- schiedliche Kunstauffassung ins Auge: Maler, Modell und Werk erscheinen bei Nielsen in unterschiedlicher kubischer Brechung. Mahlau nimmt sein Selbstbild mit schon bei- nah surrealer Innenschau in den Blick.

Stillleben
Das Stillleben als Zusammenstellung mehr oder weniger symbolischer Gegenstände, ist schon seit der Antike bekannt. Seine Blütezeit erlebte es in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts. In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts erfreute sich das Stillleben neuerlicher Beliebtheit.
Neue Generationen von Künstlern widmeten sich wieder dem Motiv und benutzten es als Ausgangspunkt für Experimente in Form, Farbe und Ausdruck. Diese neuen Impulse kamen in hohem Maße von der französischen Avantgarde. Dass sowohl dä- nische als auch deutsche Künstler sich an der Pariser Kunstszene orientierten, sieht man sehr deutlich bei Olaf Rude und August Macke. Rudes „Komposition II. Stillleben mit Weißbrot“ ist deutlich von Pablo Picassos Kubismus inspiriert, Mackes „Stillleben mit Hirschkissen und Strauß“ zeigt den Einluss von Henri Matisse. Das Blumenbild gehört zu den populärsten Formen des Stilllebens und es war Ende des 19. Jahrhunderts besonders bei Künstlerinnen beliebt. Sie fanden darin ein leicht zugängliches Motiv für die heimische Atelierarbeit. Nach der Jahrhundertwende indet sich dieses konventionelle Thema auch in Bildern, in denen Künstlerinnen und Künst- ler moderne Aspekte der Malerei zum Ausdruck bringen.
In den Werken von Albert Aereboe und Franz Radziwill wird deutlich, dass die klassi- sche Symbolik barocker Stillleben aufgegeben wird und eine individuelle, teils surreale Bildbedeutung an ihre Stelle tritt.






  • 23.09.2016 - 30.12.2016
    Ausstellung »
    Die Lübecker Museen »

    Erwachsene / Ermäßigte / Kinder:
    7 / 3,50 / 2,50 €

    Veranstaltungsort:
    evangelisch-reformierte Kirche
    Königstrasse 18
    23552 Lübeck



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    Die Lübecker Museen
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    Die Lübecker Museen