Fotografie
Land & Leute Aus der Fotosammlung der Albertina
H e n r y P e a c h R o b i n s o n Für die Generation der Piktorialisten um 1900 stellen das Werk und die Schriften des englischen Fotografen und Theoretikers Henry Peach Robinson eine bedeutende Inspirationsquelle dar. Robinson wendet Grundsätze der bildenden Kunst wie Kompositionslehre und Lichtverteilung auf die Fotografie an. Um eine malerische Stimmung zu erzeugen, sieht er die Manipulation der Fotografien in Form von Montagen als legitimes Mittel an. Neben der Kombination eines Landschafts- und eines Wolkennegativs zu einem Bild – aufgrund der unterschiedlichen Belichtungszeiten ist das Material noch nicht imstande, beides gleichzeitig korrekt wiederzugeben – montiert er szenische Tableaus aus bis zu fünf verschiedenen Negativen.
H e i n r i c h K ü h n Heinrich Kühn gehört zu den Begründern des internationalen fotografischen Piktorialismus um 1900. Die diesen Ansatz verfolgenden AmateurfotografInnen verbinden ein starkes Interesse an fotografischen Techniken mit einem an der zeitgenössischen bildenden Kunst geschulten ästhetischen Anspruch. Ihr Hauptanliegen ist es, die Fotografie zu einem künstlerischen Medium aufzuwerten und der Malerei gleichzustellen. Die PiktorialistInnen wenden sich von der konventionellen Atelierfotografie sowie der klassischen, dokumentarisch genauen Landschaftsfotografie ab. Sie wählen intime Naturausschnitte, die sie in malerischer Unschärfe wiedergeben. Drucktechniken wie Gummidruck, Gummigravüre oder Ölumdruck ermöglichen die Umsetzung ihrer Vorstellungen durch d ie freie Wahl von Bildgröße und Farbgebung. Gerade Kühn setzt sich gezielt mit den Hell- Dunkel-Kontrasten des Lichtbildes auseinander und beschränkt sich auf wenige Themen wie Stillleben, Porträt und Aufnahmen seiner Kinder. Im Motiv der Wanderer kombiniert er Mitglieder seiner Familie in immer neuen Varianten aus ungewöhnlichen Blickwinkeln in der Landschaft und schafft zuweilen beinahe abstrakte Kompositionen.
H e i m a t f o t o g r a f i e Das thematische Spektrum der österreichischen Heimatfotografie umfasst idyllische Ansichten von schöner Landschaft, traditioneller ländlicher Arbeit, bäuerlicher Architektur und Menschen in Tracht. Entstanden nach dem Ersten Weltkrieg und durch die Ideologie des austrofaschistischen Ständestaats unterstützt, sollen diese Bilder dabei helfen, eine neue nationale Identität zu konstituieren. Zugleich ist die Heimatfotografie integraler Bestandteil des offiziell geförderten österreichischen Tourismusprogramms. Sie wird durch Ausstellungen, wie z. B. Land und Leute von Rudolf Koppitz 1936, Bildbände und Zeitschriften popularisiert. Die Fotografen orientieren sich anfangs an der piktorialistischen Kunstfotografie und übernehmen trotz der konservativen und ein rückwärtsgewandtes Weltbild vermittelnden Motive stilistische Elemente des Neuen Sehens. Nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland 1938 werden Inhalte sowie Ästhetik nahtlos weitergeführt.
D e u t s c h e T r a c h t e n Erich Retzlaff publiziert 1936 im Verlag Karl Robert Langewiesche den Band Deutsche Trachten . Der Fotograf kollaboriert mit dem NS-Regime, für das er als Porträtfotograf arbeitet. Die Porträtierten monumentalisiert Retzlaff mithilfe von Elementen der modernen Fotografie wie geringer Tiefenschärfe, untersichtigen Aufnahmepunkten und engen Bildausschnitten. Die Objekte aus dem Fotoarchiv des Verlages zeigen als Vorstufe zum Druck die Retuscheanweisungen des Verlegers, der die Bildwirkung beeinflusst. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg beginnt die zunehmend nationalistischere Ausrichtung der Inhalte der Bildbandreihe Die Blauen Bücher , die sich seit 1902 durch hohe Auflagen und moderate Preisgestaltung etabliert hatte.
T h e A m e r i c a n S o c i a l L a n d s c a p e Beeinflusst von Walker Evans und Robert Frank erneuern US-amerikanische Fotografen ab den 1960er-Jahren die traditionelle Landschaftsfotografie, welche die Natur bis dahin als erhaben und unberührt dargestellt hatte. Nun halten die Künstler bisher nicht als darstellungswürdig erachtete Sujets wie alltägliche, urbane und vom Menschen geprägte Landschaften fest, durch die sie soziale und gesellschaftspolitische Themen der Zeit verhandeln. Die problematische Nutzung der Natur steht etwa im Zentrum von Joel Sternfelds Serie American Prospects , die er über Jahre hinweg während eines Road-Trips durch die USA aufnimmt. Die Motive werden durch einen neuen – subjektiven – dokumentarischen Stil festgehalten. Stephen Shore und Sternfeld fotografieren etwa mit großformatigen Plattenkameras, deren Kompositionen im Vorfeld präzise durchdacht werden müssen. William Eggleston und Joel Meyerowitz fotografieren im Unterschied dazu auf spontane, geradezu beiläufige Weise, wodurch fragmentierende Bildausschnitte eine intuitive und dynamische Sichtweise auf die Welt suggerieren und die Momenthaftigkeit der Fotografie unterstreichen.
N e w C o l o r P h o t o g r a p h y Joel Sternfeld, Joel Meyerowitz, William Eggleston und Stephen Shore zählen zu den wichtigsten Vertretern der New Color Photography , einer äußerst heterogenen Gruppe von Fotografen und Fotografinnen, die ab den 1970er-Jahren Farbe als Stilmittel der künstlerischen Fotografie einsetzen. Heute ein völlig selbstverständliches Ausdrucksmittel, ist Farbe damals verpönt, da sie im Bereich der populären Fotografie, wie etwa in Werbung und Mode, verwendet wird. Die Bilder der klassischen Kunstfotografie sind hingegen schwarz-weiß. Als wegweisend für die Etablierung der Farbfotografie erweist sich William Egglestons Ausstellung im Museum of Modern Art New York 1976 – eine Schau, die bei ihrer Eröffnung als skandalös empfunden wird. In seinen Bildern rhythmisieren und strukturieren Farbflächen nicht nur den Bildaufbau, sondern stellen eigenständige Bildwerte dar.
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25.05.2016 - 30.10.2016
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