Fotografie
Land & Leute Aus der Fotosammlung der Albertina
Ob als ästhetisierte Kunstfotografie oder im gesellschaftspolitischen Kontext, ob zur wissenschaftlichen Dokumentation oder als idealisierte Heimatfotografie – Landschaften und ihre BewohnerInnen stehen seit jeher im Fokus zahlreicher Fotografinnen und Fotografen. Die zweite Sammlungspräsentation der Fotosammlung der Albertina widmet sich diesem spannenden sowie vielseitigen Thema: Über 100 Meisterwerke geben einen Überblick über zentrale Strömungen der Fotogeschichte und spannen den Bogen von namhaften KünstlerInnen des 19. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Positionen.
Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Fotografie ein völlig neues Medium, das dokumentarisch eingesetzt wird. Es entstehen sowohl detaillierte Aufnahmen der heimischen Alpen wie die großformatigen Aufnahmen des Großglocknermassivs von Gustav Jägermayer als auch malerische Aufnahmen ferner Länder und ihrer BewohnerInnen wie die Fotografien Japans von Raimund Stillfried von Rathenitz.
Mit der Entstehung des internationalen fotografischen Piktorialismus verschiebt sich um die Jahrhundertwende der Schwerpunkt der Fotografie auf die künstlerische Wiedergabe stimmungsvoller Landschaften. Heinrich Kühn, Hans Watzek u.a. verbinden ein starkes Interesse an fotografischen Techniken mit einem an der zeitgenössischen bildenden Kunst geschulten ästhetischen Anspruch. Ihr Hauptanliegen ist es, die Fotografie zu einem künstlerischen Medium aufzuwerten und der Malerei gleichzustellen. Diese Ambition manifestiert sich in großen Formaten sowie einer raffinierten Farbgebung, die durch komplizierte Techniken wie Gummidruck, Gummigravüre oder Ölumdruck ermöglicht werden.
Anfang der 1930er-Jahre rücken die ländlichen, alpinen Gebiete Österreichs in den Fokus: Das thematische Spektrum der österreichischen Heimatfotografie umfasst idyllische Ansichten von schöner Landschaft, traditioneller bäuerlicher Arbeit & Architektur und Menschen in Tracht. Die idealisierten Bilder von Rudolf Koppitz und Peter Paul Atzwanger sollen der jungen Republik Österreich nach dem Zerfall der Monarchie eine Identität geben und werden zur Zeit des Nationalsozialismus, durch die Ideologie des austrofaschistischen Ständestaats unterstützt, als Propagandamittel eingesetzt.
US-amerikanische Fotografen wie Joel Sternfeld, Stephen Shore und William Eggleston erneuern ab den 1960er-Jahren die traditionelle Landschaftsfotografie, welche die Natur bis dahin als erhaben und unberührt dargestellt hatte. In der American Social Landscape werden bisher nicht als darstellungswürdig erachtete Sujets wie alltägliche, urbane und vom Menschen geprägte Landschaften fotografiert und dadurch soziale und gesellschaftspolitische Themen der Zeit thematisiert. Im Zuge dessen entwickelt sich ebenfalls die New Color Photography , die die Farbe, bis dahin wegen ihrem Einsatz in Werbung und Mode verpönt, als anerkanntes Stilmittel der künstlerischen Fotografie etabliert.
Vertretene Fotografinnen und Fotografen:
Fratelli Alinari | Wilhelm Angerer | Peter Paul Atzwanger | Adolphe Braun | Wilhelm Burger | William Eggleston | Seiichi Furuya | John H. Gear | Jitka Hanzlová | Gustav Jägermayer | Franz Knebel | Rudolf Koppitz | Paul Kranzler | Heinrich Kühn | Joel Meyerowitz | Boris Mikhailov | Henry Peach Robinson | Stephen Shore | Giorgio Sommer | Joel Sternfeld | Raimund Baron Stillfried von Rathenitz | Ferenc Veress | Hans Watzek | Mario Wiberal | Hans Graf Wilczek | Manfred Willmann E x p e d i t i o n i n d i e A l p e n Der Fotograf und Kunstverleger Gustav Jägermayer unternimmt 1863 eine mit Eigenmit teln finanzierte zweimonatige Expedition, um das Großglocknergebiet zu dokumentieren. Neben einem Maler, der die Auswahl der Aufnahmepunkte trifft, werden fünf Bergführer und zwölf Träger zum Transport der umfangreichen Ausrüstung beschäftigt. Die Negative müssen vor Ort sensibilisiert und in feuchtem Zustand belichtet und entwickelt werden. Zurück in Wien werden die Aufnahmen als Kontaktkopien vervielfältigt: die Größe des Abzuges entspricht der Größe des Glasplattennegativs. Jägermayer legt die Serie unter dem Titel Oesterreichische Alpen für den Verkauf auf. Doch obwohl seine Aufnahmen durch ihre Qualität, Detailtreue und fein abgestuften Tonwerte bestechen, wird sein Vorhaben zum kommerziellen Misserfolg und sein Unternehmen geht kurz darauf in Konkurs.
R a i m u n d S t i l l f r i e d v o n R a t h e n i t z Offizier Raimund Baron Stillfried von Rathenitz lässt sich 1868 in Japan nieder und eröffnete 1871 ein Fotoatelier in Yokohama. Die ersten Aufnahmen von Yokohama und der Landschaft der Umgebung, die Stillfried anfertigt, wenden sich an eine lokale Klientel. In diesen manifestiert sich das durch seine malerische Ausbildung geschulte Gespür für Komposition und Räumlichkeit. Später bedient er mit seinen inszenierten Atelieraufnahmen von traditionell gekleideten Menschen vor allem ein wachsendes touristisches Publikum und prägte so die visuelle Wahrnehmung des Landes in Europa. Nach seiner Rückkehr nach Wien wird er ab 1885 vom k.k. Ministerium des Innern beauftragt, einzelne Kronländer fotografisch zu dokumentieren. Die momenthaft wirkenden Straßenbilder, die sich von den statischen Atelieraufnahmen aus Asien unterscheiden, wurden durch die Weiterentwicklung der fotografischen Apparate und Materialien – die Kameras werden kleiner und leichter, die Negative lichtempfindlicher – möglich.
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25.05.2016 - 30.10.2016
Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch 10.00 bis 21.00 UhrErwachsene 11,90