Koki Tanaka
Deutsche Bank „Künstler des Jahres“ 2015
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Ausstellung26.03.2015 - 25.05.2015
In seiner Ausstellung in der Deutsche Bank KunstHalle präsentiert Koki Tanaka eine Serie von Zeichnungen, die bedeutende Werke der japanischen Nachkriegsavantgarde zeigen. Auf den Spuren des „Künstlers des Jahres“ entdeckt Achim Drucks historische Positionen, deren Experimentierfreude und Radikalität noch immer verblüffen.
20. Juli 1969: Der Wettlauf ins All ist entschieden. Weltweit verfolgen mehr als eine halbe Milliarde Fernsehzuschauer, wie die Landefähre Eagle ihr Ziel ansteuert und mit Neil Armstrong ein Amerikaner die ersten Schritte auf dem Mond unternimmt. Doch an jenem Tag setzt sich auch ein weitaus bescheideneres Gefährt in Bewegung: Auf dem Fluss Uji startet ein aus weißen Styropor-Blöcken zusammengesetztes Floß seine Reise von Kyoto nach Osaka. „the PLAY“ ist in roten Lettern auf der provisorischen Konstruktion zu lesen. So heißt auch die Künstlergruppe, die mit dieser Aktion ein Zeichen setzen will – gegen die Vergötterung von Technik, territoriale Expansion und gegen einen individualistischen Lebensstil. Ihre gemeinschaftlichen Aktionen, an denen sich die Zuschauer beteiligen können, realisiert „the PLAY“ – „das Spiel“ - bevorzugt im Außenraum. Eventuelle Relikte werden danach zerstört, denn ihre „Anti-Kunst“ ist nicht käuflich. „Ich möchte nicht mehr länger Objekte herstellen“, erklärte Keiichi Ikemizu, eines der wichtigsten Mitglieder der Gruppe.“Was mich interessiert, sind die Erfahrungen und Empfindungen der Teilnehmer der Aktionen.“
Diesen Ansatz teilt „the Play“ mit Koki Tanaka, dessen partizipative Projekte ebenfalls dazu auffordern, neue Formen der Gemeinschaft und der Zusammenarbeit zu erproben. Deshalb hat Tanaka für eine Serie von seinen Bleistift-Zeichnungen, auf denen er Meilensteine der japanischen Avantgarde zeigt, auch diese Aktion von „the PLAY“ ausgewählt hat. „In der Vergangenheit zeigten mir ausländische Kuratoren häufig Abbildungen von japanischer Nachkriegskunst und fragten mich, wie diese Arbeiten mit meiner eigenen künstlerischen Praxis zusammenhängen“, erklärt Tanaka. Obwohl er zuvor nie über die Verbindung seines Werks mit seiner Identität als Japaner nachgedacht hatte, waren diese Fragen der Anlass, sich genauer mit der jüngeren Kunstgeschichte seines Heimatlandes zu beschäftigen.
Im Nachzeichnen von bestimmten Werken und Ereignissen der japanischen Nachkriegskunst fand Tanaka auch Verbindungen zu seiner eigenen Arbeit: „Im Wesentlichen war das ein Akt der Rekonstruktion meiner eigenen, persönlichen Kunstgeschichte.” Das bringt auch der Titel seiner Serie zum Ausdruck: History Is Written from Someone Else’s Perspective, Someone You Don’t Know. Making Our Own History Requires Each of Us to Rewrite It from Our Own Point of View – “Geschichte wird aus der Perspektive eines Anderen geschrieben, von jemandem, den du nicht kennst. Um die eigene Geschichte zu formulieren, muss sie jeder von uns aus seiner Perspektive neu schreiben.“
In seiner Version der Geschichte fokussiert sich Tanaka vor allem auf Positionen, die die Grenzen der Kunst radikal erweiterten und dabei häufig auch gesellschaftskritische Ansätze vertraten. Für die Ausstellung in der Deutsche Bank KunstHalle hat er die ursprünglich 13-teilige Serie um 11 Zeichnungen erweitert. Die Künstler, die er darin würdigt, arbeiteten interdisziplinär, erprobten den Ausstieg aus dem Bild, irritierten die Öffentlichkeit mit ihren Aktionen und Happenings, ließen passive Betrachter zu aktiven Mitspielern werden. Trotz Ausstellungen wie Tokyo 1955 – 1970. A New Avant-Garde im MoMA oder Gutai: Splendid Playground im New Yorker Guggenheim ist dem breiten Publikum im Westen häufig nicht bewusst, wie zukunftsweisend viele der damaligen japanischen Positionen waren.
So entlehnte Tanaka sein Motiv von sich überlagernden Fahrrädern dem 1956 entstandenen Film Ginrin (Bicycle in a Dream), dessen Bildsprache und farbige Lichteffekte die psychedelische Ästhetik der 60er Jahre vorwegnehmen. Für die Tricktechnik war kein geringerer als Tsuburaya Eiji zuständig – der Mann hinter den Spezialeffekten von Godzilla. Ginrin ist ein Werk des ersten Künstlerkollektivs, das sich in Japan nach dem 2. Weltkrieg formierte. Jikken Kobo bedeutet Experimentier-Werkstatt – und genau darum handelt es sich bei dieser Gruppe. Künstler, Komponisten, Bühnenbildner arbeiteten hier gemeinsam mit Filmemachern, Choreographen, Schauspielern. Seit 1951 entwickelten sie Multimedia-Events, bei denen damals brandneue Technologien wie Kassettenrekorder und Diaprojektoren eingesetzt wurden. Dabei kooperierte die Gruppe mit Partnern wie Sony oder der japanischen Fahrradindustrie, für die sie auch Ginrin produzierte. Neben Fotografien und Installationen gehörten auch Konzerte, Performances und Ballette zu ihrem Repertoire. Dieser Ansatz ist auch für aktuelle Performance-Künstler wie Ei Arakawa interessant. 2011 organisierte er im Rahmen von Globe, dem Kunstprogramm zur Wiedereröffnung der Frankfurter Deutsche Bank-Türme, ein Ausstellungsprojekt und einen Workshop zu Jikken Kobo.
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26.03.2015 - 25.05.2015
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01.01. von 14 bis 20 Uhr geöffnetEintrittspreise
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Schulklassen mit Führung: Eintritt frei
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Montags Eintritt frei