Monolithic Wate
Kunsthaus Zürich zeigt eine Ausstellung zum Thema Wasser
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Ausstellung28.11.2014 - 01.03.2015
Im Fokus der Ausstellung «Monolithic Water» aus der Reihe «Bilderwahl!» vom 28. November 2014 bis 1. März 2015 steht der menschliche und künstlerische Umgang mit dem Element Wasser, in dessen Kreislauf der Mensch Akteur und Betroffener zugleich ist. Die Ausstellung vereint Positionen, die grundverschieden scheinen, einander aufgrund des Themas Wasser aber trotz allem nahe stehen: Gemälde, Fotografien, Druckgrafik, Videos und Installationen von James Ensor, Morris Louis, Roni Horn, Olafur Eliasson, Klara Hobza, Pamela Rosenkranz, Clare Kenny, Superflex u.a. eröffnen eine historische und thematische Spannweite.
«Nous sommes tous sortis de la mer» – proklamierte James Ensor 1922. Diese Aussage knüpft an Schöpfungsvorstellungen an, in denen das Wasser das alles hervorbringende Element ist. Wiederholt verklärt Ensor (1860–1949) in seinen Schriften das Meer als künstlerischen Ursprungsort. Dem Belgier, der an der Nordsee den grössten Teil seines Lebens verbrachte, war der Blick auf das Meer Inspiration und Schulung des Auges zugleich. Im «Strand von Ostende» (um 1915) sind Strand, Meer und Himmel in horizontale Farbzonen gegliedert, die beinahe ineinander übergehen.
Die Ausstellung präsentiert das Wasser als Symbol, die Suche nach der Form sowie das Kräftemessen zwischen Mensch und Natur, von der Seefahrt, dem Tauchgang bis zur Naturkatastrophe.
ER BRUNNEN ALS BILD DES KREATIVEN SCHAFFENS
Während das Meer für Ensor selbst die Quelle der künstlerischen Inspiration ist, verwendet Dennis Oppenheim das Wasser als Metapher für das künstlerische Schaffen an sich und bringt die Parallele zwischen Sprache und fliessendem Wasser auf. Für die Ausstellung wurde ein seit über dreissig Jahren nicht mehr gezeigtes Werk von Dennis Oppenheim aus der Sammlung des Kunsthauses restauriert und kann aufgrund von Recherchen in seiner ursprünglichen Präsentationsweise gezeigt werden: Aus den zwei Blechtürmen «Twin Wells» (1976/77), die den Ausstellungsraum dominieren, dringt die Stimme des Künstlers, der über eine versiegte und vertrocknete Quelle spricht. In Intervallen steigt dabei Dampf aus einem der Türme – gleichsam als Bild für den Kontrast zwischen reichhaltigen Ideen und kontinuierlichem Schaffen versus innerlicher Öde und Krise. Brunnen oder Quellen stehen bei Dennis Oppenheim sinnbildlich für das Ringen um die richtigen Worte und Bilder. Im Video «I'm Failing» (1971) ist ein Ausschnitt eines unter Wasser sprechenden Mundes zu sehen, dessen Worte in einem unverständlichen Blubbern untergehen. Verdursten und Ertrinken, Sprechen und Verstummen, kreativ Schaffen und blockiert sein – anhand der Symbolik des Wassers versteht es Oppenheim, komplexe, psychologische Zustände in suggestive Bilder zu kondensieren.
DER BLICK IN DEN TEICH: VON NARZISS ZUR THEMSE
Titelgebend und demnach von zentraler Bedeutung für die Zusammenhänge zwischen den Werken der Ausstellung ist die Fotoserie «Still Water (The River Thames, for Example)» (1999) von Roni Horn, in der sie von der Beobachtung des Wassers und dessen Veränderbarkeit ausgeht. Die Künstlerin hält in dieser mehrteiligen Arbeit die changierende Themse fotografisch fest und begleitet die Bilder mit einer Flut von literarischen, persönlichen und alltäglichen Assoziationen, die sie als Fussnoten hinzusetzt. Darin formuliert sie die Vorstellung, Wasser habe eine monolithische Qualität: alles Wasser sei miteinander verbunden. Es trete nur an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Aggregatszuständen und im menschlichen Körper auf. Mit ihrer Suche nach einer Darstellungsform der unfassbaren Reflexion des Wassers stellt sich Roni Horn (*1955) in die lange Historie der Wasserdarstellungen in der Kunst. Das Farbspiel, die Lichtreflexe und das Flimmern der Oberflächen – insbesondere die des Meeres – faszinieren die Maler seit jeher und fordern ihr Talent heraus. Der Humanist und als Erfinder der Kunstgeschichte geltende Leon Battista Alberti (1404–1472) führt gar die Spiegelung der Natur in der Wasseroberfläche mit der Geschichte des Narziss als Gründungsmythos der Malerei an: «Würdest du vom Malen sagen, es sei etwas anderes als ein ähnliches Umarmen jener Wasseroberfläche durch Kunst?».
HORIZONTVERSCHIEBUNG: VON FEST ZU FLÜSSIG
In der Genesis geht die Scheidung von Himmel und Gewässer mit der Erschaffung des Horizonts einher, dem weitest entfernten sichtbaren Punkt, der Malern wie Betrachtern zur Orientierung dient. Besonders in der Fotografie, dem Medium des Brenn- und Fluchtpunkts par excellence, wird dieses Motiv oft aufgegriffen. Die Serien von Meereslandschaften von Gerhard Richter (*1932) und Hiroshi Sugimoto (*1948) scheinen mit den feinen Variationen des immer Gleichen geradezu um ein Urbild zu zirkulieren. Gänzlich verselbständigt sich die Farbe als Materie der Malerei bei Morris Louis (1912–1962). Der Maler der amerikanischen Farbfeldmalerei nutzt die flüssige Eigenschaft von Acrylfarbe und lässt sie auf ungrundierte Leinwände in abstrakte Farbströme verfliessen. Die Farbstreifen in «Parting of Waters» (1961), die sichtbaren Tropfen und Linearität des Bildaufbaus, vermitteln ein Moment des Fliessens. Die biblische wie technische Trennung von fest und flüssig, die im Titel anklingt, trifft das malerische Vorgehen von Louis präzise.
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28.11.2014 - 01.03.2015
Offen: Fr–So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr.
Eintritt in Ausstellung inkl. Sammlung: CHF 15.-/10.- reduziert und Gruppen. Bis 16 Jahre und mittwochs gratis.
Öffentliche Führungen: Mi 3. Dezember/28. Januar/25. Februar, 18.30 Uhr