Pforzheim
Schaumgeboren und sagenumwoben - Schmuck aus Perlen
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Ausstellung26.10.2012 - 27.01.2013
Von zarter Schönheit, außerdem äußerst selten und damit unendlich kostbar waren Perlen stets Gegenstand von Begehrlichkeiten. Bereits im Altertum wurde im Persischen Golf nach Muschelvorkommen mit bester Perlenqualität gefischt. Mit der Eroberung Persiens durch Alexander den Großen gelangten sie nach Europa. Mythen und Geschichten ranken sich um sie, stand die Perle doch einerseits für zügellose Luxussucht, während sie andererseits Symbol für die Reinheit Mariens war. Im antiken Rom und in Griechenland stellte man sich die Perle als aus dem Meer geboren vor. Auch sprach man ihr magische und heilende Wirkung zu. Von der Antike bis in die jüngste Zeit sind Perlen aus dem Schmuck nicht wegzudenken. Die Ausstellung zeigt vom 26. Oktober 2012 bis zum 27. Januar 2013 an historischen wie aktuellen Beispielen die Vielfalt und Kunstfertigkeit der Verwendung von Perlen im Schmuck, mit Leihgaben von Albion Art in Tokio, Chaumet und Mellerio dits Meller in Paris, dem Gulbenkian Museum in Lissabon, der Qatar Museums Authority in Doha oder Tiffany in New York. Besondere Glanzstücke sind Diademe aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus den staatlichen Sammlungen in Katar, die die Köpfe der Prinzessinnen von Württemberg, Hohenzollern-Sigmaringen oder der Tochter von Sissi zierten. Von Albion Art ist außerdem ein Anhänger zu sehen, der Jacqueline Kennedy Onassis gehörte, und aus einer Privatsammlung Ohrringe und ein Ring, die Liz Taylor trug.
Renaissance und Barock, Historismus und Jugendstil sind Epochen, in denen Perlen im Schmuck in Fülle zu finden sind, ob als große Barock- oder verspielt als Hängeperle. »Die Sammlung des Schmuckmuseums selbst umfasst zahlreiche qualitätvolle Perlenpreziosen. Im Rahmen dieser Ausstellung dürfen wir sie gemeinsam mit Prachtstücken ausgewählter Leihgeber präsentieren«, freut sich Museumsleiterin Cornelie Holzach. Eines der ältesten Exponate ist eine goldene Kette mit dem Bildnismedaillon eines byzantinischen Kaisers aus dem 6. Jahrhundert.
Figuren aus Barockperlen
Sogenannte Barockperlen – von portugiesisch »barroco«: schiefrund, merkwürdig - waren vor allem zur Zeit der Renaissance und des Barocks überaus begehrt. Vielfach wurden sie als Leib oder Körperteil einer Figur zum tragenden Element eines Schmuckstücks. Auch das Zusammenspiel von Perlen und Email ist oft zu finden. Außerdem waren Colliers mit großen runden Perlen sehr beliebt, die aufgrund ihrer Seltenheit in dieser Formvollendung zu den größten Kostbarkeiten zählten. Kombiniert mit Edelsteinen, finden sie sich in Medaillons, Broschen oder Anhängern. Prachtvolle Stücke dieser Art stammen beispielsweise von Chaumet oder Tiffany – so ein Halsschmuck mit Vermont-Perlen oder eine Brosche für die Weltausstellung 1889 in Paris, die nun erstmals wieder öffentlich zu sehen ist. Auch in Hanau und Pforzheim gehörte solcherlei Schmuck zum Programm.
Jugendstil-Kreationen
Die Hinwendung zu Naturformen macht die Perle auch im Jugendstil zu einem wichtigen Schmuckelement. Exquisit sind zwei Diademe, von René Lalique aus der eigenen Sammlung und von Paul Liénard aus den Staatlichen Sammlungen in Katar. Besonders gefragt waren Perlen für Kreationen mit Darstellungen der Frau oder des Weiblichen, wurde doch die Verbindung der Frau mit Wasser, Meer, Fisch und Muschel immer wieder variiert. Dazu passte die bereits seit der römischen Antike bestehende Vorstellung davon, dass Perlen Aphrodite oder Venus gleich aus dem Meer geboren sind. Außerdem rückte die Unregelmäßigkeit der Barockperle wieder in den Vordergrund. Ein besonderes Stück aus der Museumssammlung ist die Brosche »Tintenfisch und Schmetterling« von Wilhelm Lukas von Cranach aus Berlin 1900. Hier bilden zwei unregelmäßige Perlen von bis zu zweieinhalb Zentimetern den Körper eines Oktopus, der sich im Widerstreit mit einem Schmetterling befindet.
Vom Art Déco bis heute
Im Art Déco wird die Verwendung von Perlen im Schmuck selten, da sie im Gegensatz zu der klaren Formensprache der Zeit steht. Dennoch gibt es Beispiele, bei denen glatte Perlen harmonisch in die geometrische Komposition eingeflossen sind.
Die Beliebtheit der Süßwasserperle seit den 1940er Jahren zeigt sich in einem Ring, der Liz Taylor gehörte: eine große Zuchtperle, umgeben von Diamanten. Entworfen hat ihn William Ruser, der in Hollywood überaus begehrt war. Nicht nur auf der Bühne wurden seine Kreationen von vielen Stars getragen. Aus derselben Privatsammlung ist außerdem ein Paar Ohrringe aus Naturperlen zu sehen, das 1972 von Bulgari gemacht wurde und ebenfalls aus dem Besitz der Schauspielerin stammt.
Ob als Natur- oder als Zuchtperlen – auch in der zeitgenössischen Schmuckkunst haben sie ihren festen Platz. So kreiert der in Vietnam geborene und in Pforzheim lebende Schmuckkünstler Sam Tho Duong üppige Colliers aus kleinen Reiskornperlen, die an Naturphänomene wie Kristalle auf gefrorenen Ästen oder Früchten erinnern. Mit seiner Brosche »Perlsau« greift der Schweizer David Bielander die biblische Redewendung »Ihr sollt Eure Perlen nicht vor die Säue werfen« auf und gibt ihr eine schmucke Form.
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