Experiment Metropole
1873: Wien und die Weltausstellung
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Ausstellung15.05.2014 - 28.09.2014
Doch es ging nicht nur darum, das Publikum zu bilden, sondern ebenso um Unterhalt- ung und die Faszination der Ferne. Im Prater konnte man eine architektonische Welt- reise unternehmen, fremde Menschen in exotischer Tracht und authentische Speisen aus aller Welt wurden zum Stadtgespräch, im nordamerikanischen Indianer-Wigwam servierte man Cocktails. Die größte Anziehungskraft übten die orientalischen und asia- tischen Pavillons aus. Sie wurden zu einem besonderen Charakteristikum der Wiener Ausstellung und lösten Trends in Mode, Kunstgewerbe und Lifestyle aus.
Von der Weltausstellung 1873 ist vor allem das riesige finanzielle Defizit in das kollek- tive Gedächtnis eingegangen – 4,2 Millionen Einnahmen standen Ausgaben in Höhe von 19 Millionen Gulden gegenüber. Die Hoffnungen auf Besucherströme und einen be- trächtlichen Kapitalzufluss hatten sich im Spekulationsfieber der Zeit zu völlig überzo- genen Erwartungen gesteigert. Kostenexplosion, Börsenkrach und – nicht zuletzt auf- grund der Choleraepidemie – weniger Gäste als erhofft, führten zu einer starken Er- nüchterung. Positive Bilanz konnten lediglich einzelne Aussteller und Besucher im Hin- blick auf die erfolgreiche Wirtschaftsförderung und den gelungenen Wissenstransfer ziehen. Dessen ungeachtet erreichte es die k. k. Residenzstadt, sich erstmals seit dem Wiener Kongress wieder ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit zu rücken.
Von der Rohrpost bis zur Nordpolexpedition: Weitere Themen der Ausstellung Neben den erwähnten Themen wirft die Ausstellung im Wien Museum Schlaglichter auf Massenvergnügungen der Gründerzeit, Innovationen bei Wohnkultur und Ingenieurs- kunst , auf die Rolle der illustrierten Medien, Erfindungen wie die Rohrpost und nicht zuletzt auf die zeitgenössischen Kunstdiskurse. Als Musikhauptstadt bot Wien um 1870 die Bühne für einen musikalischen „Titatenkampf“ zwischen dem „Vollender“ der Wiener Klassik Johannes Brahms auf der einen und den Neuerern Anton Bruckner und Richard Wagner auf der anderen Seite. In die frühen 1870er-Jahre fällt außerdem Österreichs erste ökologische Kampagne gegen die Abholzung des Wienerwalds, ebenso wie die Nordpolexpedition, die nach zweijähriger Gefangenschaft im Eis 1874 zurückkehrte. Großhotels wie Metropol und Imperial sperrten auf, Lobmeyr brachte die erste Glasserie im „arabischen Stil“ heraus. Die neuesten Moden kamen aus den großen Metropolen, so auch pompöse Kleider mit exzentrischem „Cul de Paris“.
Neben Wolfgang Kos fungiert Ralph Gleis als Kurator der Ausstellung. Der Kunsthisto- riker verantwortete zuletzt die große Makart-Ausstellung im Künstlerhaus (2011) und war einer der Kuratoren bei den Ausstellungen „Gründerzeit. 1848-1871. Industrie & Lebensträume zwischen Vormärz und Kaiserreich“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin (2008) sowie „Bilder im Kopf: Ikonen der Zeitgeschichte“ im Haus der Geschichte in Bonn (2009). Die Gestaltung der Ausstellung übernahmen BWM Architekten, für die Grafik zeichnet das Büro Perndl+Co verantwortlich. Zur Ausstellung erscheint ein 580 Seiten starker Katalog im Czernin Verlag.
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15.05.2014 - 28.09.2014
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 18 Uhr
24. Dezember: 10 bis 14 Uhr; 25. Dezember und 1. Jänner:v geschlossenEintritt:
Erwachsene: 8 €. Ermäßigt 6 € (SeniorInnen, Wien-Karte, Ö1-Club, Menschen mit Behinderung, Studierende bis 27 Jahre, Lehrlinge, Präsenz- und Zivildiener, Gruppen ab 10 Personen) Kinder und Jugendliche unter 19 Jahre - Eintritt frei! Jeden ersten Sonntag im Monat für alle BesucherInnen - Eintritt frei!Katalog zur Ausstellung:
Edith Tudor-Hart. Im Schatten der Diktaturen (dt.) Edith Tudor-Hart. In the Shadow of Tyranny (engl.), Hg.: Duncan Forbes im Auftrag des Wien Museums, Hatje Cantz Verlag,152 Seiten, EUR 24,-