Ketter Kunst
Mit € 800.000 geht’s
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Auktion10.12.2011
München, 15. Nov. 2011, (kk) – „Es ist eine wirkliche Sensation für den deutschen Kunstmarkt. Derartig Außergewöhnliches wird sonst nur in London und New York versteigert“, so Robert Ketterer über Hermann Max Pechsteins beidseitig bemaltes Meisterwerk, das in der Münchner Auktion am 10. Dezember zum Aufruf kommt. Auch der Rest des starken Angebots von Expressionismus bis Zeitgenössische Kunst kann sich mehr als sehen lassen.
Die Offerte umfasst: 1) Moderne Kunst 2) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst zu 1) Moderne KunstAngeführt wird dieser Bereich von Hermann Max Pechsteins mit € 800.000-1.200.000 taxierter, beidseitig bemalter Arbeit „Weib mit Inder auf Teppich“ bzw. „Früchte II“. Während die signierte Seite mit dem Stillleben viel von Bezügen zu Cézanne und Matisse erzählt und die Meisterschaft des Künstlers in Hinsicht auf Straffung, Komposition und stringente Farbaussagen verdeutlicht, besticht der Akt mit einer sinnlichen Erotik, die durch den expressiven Farbklang und die grobe Maltechnik in ihrer Wirkung noch verstärkt wird. Die ursprüngliche Direktheit der Naturvölker, von der die Brücke- Künstler so beeindruckt waren, kommt in der zwanglosen Gestaltung des Zueinander ebenso zum Ausdruck wie in den verwendeten Farbkomponenten Rotbraun, Gelb und Grün. Eine Vorzeichnung des Inders befindet sich heute in der Nationalgalerie in Berlin.
Ganz oben angesiedelt ist auch eine Arbeit von Conrad Felixmüller, die ebenfalls durch den reizvollen Aspekt der Doppelseitigkeit besticht. Während die 1940 entstandene Rückseite mit „Das eingeschlafene Modell II“ in einer Art Neorealismus mit subtiler Farbgebung und Raffinesse des Stofflichen brilliert, verarbeitet der Künstler in der 1920 entstandenen Vorderseite „Herbst in Klotzsche“ das Trauma eines sinnlosen Krieges. Die Schätzung liegt bei € 250.000-350.000.
Nur wenig darunter liegt mit einer Taxe von € 200.000-250.000 Fernand Légers Aquarell „Deux femmes à la toilette“ von 1920, das die außerordentliche Meisterschaft des Künstlers in Komposition und Farbfindung zum Ausdruck bringt.
Neben Christian Rohlfs 1916 entstandener Öl- und Tempera-Arbeit „Soest“, die mit einem Schätzpreis von € 140.000-180.000 an den Start geht sowie mehreren Arbeiten von Gabriele Münter (u.a.: „Stillleben mit Madonna“ und „Murnauer Landschaft (Staffelsee)“, Taxe: je € 180.000-240.000) besticht vor allem Karl Hofer mit seinem 1937 entstandenen „Mädchen mit Laute“. Der Künstler hat mehrere Fassungen dieses Sujets gemalt, wobei die beiden früheren Werke von 1932 und 1933 einer eher formalen Struktur unterliegen. Diese gibt er später zugunsten einer mehr nach Innen schauenden Sichtweise auf. So wird das vorliegende Werk von einem Zug zum Lyrischen bestimmt, der dem Thema zugute kommt. Auch der träumerisch-versonnene Blick des Mädchens verleiht der Komposition eine zusätzliche Stimmungsnote, ebenso wie die weicheren Formen und die malerische Gesamtauffassung. Der Schätzpreis liegt bei € 140.000-180.000.
Leicht darunter ist mit einer Taxe von € 100.000-150.000 ein Holzschnitt von Max Beckmann angesiedelt. Sein „Gruppenbildnis Edenbar“ entstand 1923 und dürfte genauso wie die zwei Jahre zuvor entstandene Mappe „Jahrmarkt“ für Furore sorgen. Letztere ist mit € 30.000-40.000 bewertet und zählt mit zehn Kaltnadelradierungen zu den bedeutendsten druckgrafischen Folgen des Künstlers.
Abgerundet wird die Offerte neben Emil Noldes „Marschlandschaft“ (Taxe: € 100.000-120.000), Max Liebermanns „Dorfhäuser mit Sonnenblumen“ (Taxe: € 90.000-120.000), dem Ölgemälde „Frühling auf der Höri mit Blick auf Steckborn“ von Otto Dix sowie Georg Kolbes Bronze-Skulptur „Auferstehung“ (Taxe jeweils € 60.000-80.000) von Werken folgender Künstler: Ernst Barlach, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Pablo Picasso, Hans Purrmann, Leo Putz und Paul Signac. Natürlich darf auch Otto Mueller nicht fehlen, dessen Aquarell und Kreidearbeit „Zwei Mädchenakte/Zwei sitzende Akte“ mit € 80.000-120.000 angesetzt ist sowie Willi Baumeister, der mit dem Ölgemälde „Nocturno mit rotem Segment“ (Taxe: € 70.000- 90.000) vertreten ist.
zu 2) NACH 1945/Zeitgenössische Kunst
An der Spitze dieser Abteilung stehen gleich mehrere Werke mit einer Schätzung von € 70.000-90.000. Vertraut und seltsam ungewohnt zugleich wirkt hier Eberhard Havekosts Ölgemälde „Benutzeroberfäche 5“ aus dem Jahr 2001 ebenso wie die „Figur Flora“ von Horst Antes, die bereits auf seinen berühmten und später ausschließlich im Profil dargestellten Kopffüßlertypus hindeutet.
Mit derselben Schätzung sind auch zwei Skulpturen vertreten, die auf recht unterschiedliche Weise Lebenslust verströmen. Während Giacomo Manzùs „Cardinale seduto“ in seiner Form und Anmutung fast leutselig wirkt, streben die dünnen, rhythmisch gebündelten Röhren der Plastik „Große Vierung“ des Künstlerpaares Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff nach organischer Vitalität.
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