Kunst und Memo
Kunst und Memorabilia
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Auktion25.03.2009
Kunst und Memorabilia aus dem Besitz der Familie Neckermann werden am 25. März 2009 bei Nagel Auktionen versteigert
STUTTGART, 8. Januar 2009. Nagel Auktionen versteigert Kunst und Memorabilia aus der Familie des großen deutschen Unternehmers und Dressurreiters Josef Neckermann (1912-1992). Die Sonderauktion, die am 25. März 2009, ab 14 Uhr, in Stuttgart durchgeführt wird, umfasst knapp 353 Losnummern. Die Vorbesichtigung findet vom 20. bis 23. März 2009 in den Räumen des Auktionshauses statt (11 bis 18 Uhr).
Die mit vielen Erinnerungen verbundenen Gegenstände wurden von Johannes Neckermann (66) eingeliefert. „Meine Kinder gehen erfolgreich ihre eigenen Wege, die leider am Kunstsammeln vorbeiführen", so der Sohn von Josef Neckermann. „Meiner Frau will ich die Auflösung der Sammlung nicht zumuten. Das möchte ich selber tun, solange ich noch in der Lage dazu bin. Außerdem ist es mein größter Wunsch, dass sich in Zukunft andere Sammler an unseren, in einem Zeitraum von 50 Jahren zusammengetragenen Objekten erfreuen".
Gemälde alter Meister
Schon früh zeigte sich bei dem Jüngsten der drei Neckermann-Kinder eine Neigung zur Kunst. Als 15-Jähriger erwarb Johannes bei dem Frankfurter Kunsthändler Wilhelm Henrich sein erstes „richtiges" Gemälde. Danach gab es kein Halten mehr. In den folgenden 20 Jahren beschäftigte er sich in seiner Freizeit mit der Malerei des 17./ 18. sowie des frühen 19. Jahrhunderts. Eine Wende in der beruflichen Laufbahn eröffnete die Chance, sich ganz der Leidenschaft zu widmen: Mit 37 Jahren eröffnete er in Dreieich bei Frankfurt eine Galerie für Gemälde alter Meister (1979-1981).
Diese Vorliebe spiegelt sich auch im Angebot der Auktion wieder. Eine Darstellung der hl. Agatha von Andrea Vaccaro (Neapel 1604-1670) gehört zu den Top-Losen der Auktion. Vaccaro hat die Komposition der hl. Agatha als Einzelfigur immer wieder variiert und sensibel behandelt. Charakteristisch für den Hauptmeister des neapolitanischen Barock ist die Art, wie er „den Ausdruck religiösen Erlebens mit der feinsinnigen Wiedergabe des weiblichen Körpers verbindet" (Maße 135 x 104 cm, siehe Abb. oben, Schätzpreis 20.000 €).
Ansonsten liegt der Schwerpunkt der kleinen Altmeister-Sammlung auf Ansichten klassisch-idealer Landschaften verschiedener Künstler der italienischen und französischen Schule, darunter eine Ansicht Roms mit Blick auf das Forum Romanum des Jean-Francois, gen. Francisque, Millet (1642-1679), (Maße 47,3 x 62,9 cm, Schätzpreis 5.000 €).
Die Malerfamilie Rüdisühli
Bei den Gemälden des 19. Jahrhunderts fallen zahlreiche Werke des Hermann Rüdisühli (Basel 1864-1944) auf. Neckermanns Großmutter Agnes Brückner (1886-1978) schätzte die Bilder des weitgehend in Vergessenheit geratenen Malers, der einst den Geschmack der gehobenen Gesellschaft traf und sehr erfolgreich war. Seine Bilder schmückten viele Unternehmervillen und Stadthäuser des beginnenden 20. Jahrhunderts.
Auch dem Enkel gefielen die Bilder. In einem Zeitraum von 25 Jahren trug er die größte Rüdisühli-Sammlung zusammen und veranstaltete erstmals seit 105 Jahren eine Ausstellung von Gemälden der ganzen Maler-Familie. 2001/2002 waren „The Rüdisühli: A Family of Painters" im Yager Museum in Oneonta, NY, zu sehen. Zur Vernissage kam auch einer der letzten Namensträger der Familie, Kaspar Rüdisühli aus Binningen/Schweiz.
In der Tat haben die Bilder der Rüdisühlis mehr Aufmerksamkeit verdient. Hermann hatte in Karlsruhe studiert, in Stuttgart unterrichtet und in München als Kunstmaler und Privatdozent gearbeitet. Einen Schwerpunkt im Angebot bilden heitere, herbstliche Landschaften. Zu kaufen sind aber auch Beispiele der frühen, stilistisch von Arnold Böcklin inspirierten Bilder, die jede Jugendstil- und Art Déco-Sammlung trefflich ergänzen (Schätzpreise bis 2.000 €).
Kugelspielerinnen
Ein Charakteristikum der Sammlung Neckermann sind die Skulpturen der „Kugelspielerin". Die Ur-Version wurde vom Berliner Bildhauer Walter Schott (1861-1939) geschaffen. Die Figur ist eine der bekanntesten Jugendstil-Skulpturen und wurde in den unterschiedlichsten Materialien reproduziert. Im Angebot von Nagel befinden sich 13 Versionen, darunter eine sehr große, schöne und seltene Bronzefigur (Höhe 76 cm, Schätzpreis 3.500 €) und eine Chryselephantine-Version auf Onyx-Sockel (Höhe 25,5/30 cm, Schätzpreis 2.500 €), beide von der Kunstgiesserei Gladenbeck hergestellt. Außerdem gibt es verschiedene Ausformungen der Porzellanmanufaktur Meissen sowie vier unbekleidete Versionen der Figur von der thüringischen Manufaktur Scheibe Alsbach. Beide Porzellanmanufakturen stellen diese Figuren bis zum heutigen Tage her.
Haus Kirchborn, Dreieich bei Frankfurt/Main
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