Auktionen Classic Week am 16. + 17. November 2022
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Auktion16.11.2022 - 17.11.2022Besondere Talente
In den Herbstauktionen der Classic Week präsentiert Van Ham ausgewählte Werke, in denen die besonderen Talente der Künstler zum Vorschein kommen. In der Auktion „Fine Art“ reicht die Offerte von den Alten Meistern wie Herri met de Bles über den Barockmaler Hyacinthe Rigaud, während das 19. Jahrhundert durch eine seltene Schwedenansicht von Jakob Philipp Hackert vertreten wird. In der „Decorative Art“ bringt ein seltener Laternenhumpen die Sammlerherzen zum Leuchten. Das Angebot der Auktion „Fine Jewels“ wird durch eine hochkarätige Diamantenofferte in verschiedensten Kreationen geprägt.
Fine Art
Die große Tafel mit Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer in einer Gebirgslandschaft gilt als Rarität, denn nur selten tauchen Arbeiten von Herri met de Bles auf dem Auktionsmarkt auf. Auch das Thema dieses Gemäldes ist äußerst selten, wenn nicht sogar einzigartig: Johannes der Täufer predigt zu den Tieren (Taxe: € 50.000 – 80.000). Die Verkündigung und Segnung von Tieren hat keine bekannte Entsprechung in der bildenden Kunst; es gibt keine bekannten künstlerischen Darstellungen, die Johannes den Täufer und Tiere zusammenbringen. Die Lösung findet sich in den Geschichten über die Jugend von Johannes dem Täufer, die in Italien zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert verfasst wurden. In dieser frühen Darstellung zeigt der flämische Maler seine Kenntnisse über die realen aber auch fantastischen Tiere, die Johannes den Täufer umgeben, während im Hintergrund Szenen aus seiner Predigt zu sehen sind, d.h. die Taufe Christi und die Predigt in der Wüste. Wie in der Malerei des 16. Jahrhunderts üblich, kombiniert der Herri met de Bles mehrere Szenen in einem Gemälde und erzählt so die Biografie eines Heiligen oder einer Figur aus der Heiligen Schrift wie in einem Comicstrip.
Das angebotene „Herrenporträt“, das dem Maler und Kupferstecher Hans Brosamer zuschrieben wird und um 1525 – 1530 entstand, wurde bereits 1938 in der Londoner Zeitschrift The Burlington Magazine for Connoisseurs als „strong and powerful work“ bezeichnet (Taxe: € 30.000 – 40.000). Es stammt aus dem Besitz des letzten herrschenden Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach (1876 – 1923) in Weimar.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts galt Bartolomeo Passerotti als bedeutendster Porträtist Bolognas. Auch für seine Darstellungen religiöser und profaner Sujets war er bekannt. Doch in der nun angebotenen Zeichnung zeigt der Künstler des Manierismus sein extravagantes Talent (Taxe: € 4.000 – 8.000). Die kraftvolle Zeichnung eines Seeungeheuers ist ein beeindruckendes Zeugnis seines zeichnerischen Könnens. Eine ähnliche Version eines solchen Monsters hängt daher zurecht in dem Florentiner Gabinetto dei Disegni e delle Stampe in den Uffizien.
Ebenfalls in den Uffizien verteten ist Hyacinthe Rigaud – der berühmteste Porträtmaler des französischen Ancien Régime. Vor seiner Staffelei standen die Könige Ludwig XIV. – der Sonnenkönig, Ludwig XV. und Philipp V. von Spanien sowie König August II von Polen, Kurfürst August (der Starke) von Sachsen und König Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen. Bei diesem Selbstporträt steht nun der Maler selbst im Mittelpunkt (Taxe: € 20.000 – 40.000). Es ist eine Version nach seinem verlorenen Selbstbildnis, das Rigaud im Auftrag des Großherzogs der Toskana im Jahre 1705 schuf, welches aber 1706 auf See versank. Dass einem französischen Maler vom italienischen Hof eine solche Ehre zuteilwurde, betont die Bedeutung und das Talent Rigauds.
Der in Lille tätige Jacques-Willem van Blarenberghe war ein Experte auf dem Gebiet der Serien. Auch sein zeichnerisches Talent wird in den nun angebotenen vier Darstellungen der Jahreszeiten deutlich: Durch die Verwendung von Gouache kann er auch im Kleinformat Details hervorheben, die seine Bilder so lebhaft wirken lassen (Taxe: € 32.000 – 40.000). Während es im 18. Jahrhundert typisch war, die Jahreszeiten durch die verschiedenen landwirtschaftlichen Arbeiten darzustellen, wählt van Blarenberghe hier galante Szenen – eine Lovestory in vier Akten.
Jakob Philipp Hackert ist bekannt für seine Landschaften der Campagna Romana. Dass er durch eine Einladung des schwedischen Regierungsrates auch nach Skandinavien reiste und dort arbeitete, dürfte hingegen weniger bekannt sein. Die „Schwedische Flusslandschaft“ ist eine der seltenen Arbeiten aus Hackerts Zeit in Schweden und bildet damit eine besondere Gelegenheit für Sammler des klassizistischen Malers eine Rarität aus seinem Œuvre zu ersteigern (Taxe: € 20.000 – 30.000).
Betörend ist die lichtdurchflutete Flusslandschaft mit flirrender Frühlingsblüte von Václav Radimský. Es ist eine typische Arbeit des tschechischen Impressionisten, der u.a. in Paris gelebt und gearbeitet hat und eine enge Freundschaft mit Claude Monet pflegte (Taxe: € 15.000 – 20.000).
Decorative Art
Der Typus des Laternenhumpens ist ein ausgesprochen rarer Fund. Umso erfreulicher ist es, in der kommenden Auktion ein solch außergewöhnliches Stück anbieten zu können. Der vorliegende Humpen wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in Nürnberg gefertigt und ist den tatsächlichen Laternen aus der Entstehungszeit nachempfunden (Taxe: € 13.000 – 18.000). Unter dem scharnierten Rahmen auf der Vorderseite befindet sich ein Sinnspruch, der den Humpen als Gefäß für einen „Abschiedstrunk“ identifiziert. Ganz im Gegensatz zu dem Pokaltyp des Willkomms wurde der hier vorliegende vermutlich dazu verwendet dem Gast den letzten Trunk des Abends zu kredenzen und ihm sozusagen heimzuleuchten. Zwei sehr ähnliche Humpen befindet sich in der bedeutenden Sammlung von Rudolf-August Oetkers sowie im Nürnberger Nationalmuseum.
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