Schramm Auktion
Auktion 86 (Fine Arts & Books & Manuscripts)
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Auktion23.11.2019
Literatur von der Aufklärung bis zum Vormärz bildet einen Schwerpunkt der 86. Auktion im Kieler Auktionshaus Schramm. Neben Ikonen deutschsprachiger Dichtkunst verweist der Katalog zudem auf hochinteressante Handschriften sowie eine Ansammlung revolutionärer Kunst.
Ihr Ledereinband verrät sie. Versammelt sind lauter Hochbetagte, die ältesten gut zweihundertfünfzig Jahre alt. Sie stammen aus einer großen Hamburger Privatsammlung. Zusammen bilden diese Bücher ein Pantheon deutschen Geisteslebens im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert: Novellen und Märchen Ludwig Tiecks, Schlegels Vorlesungen und kritische Schriften, die Luise von Johann Heinrich Voss, Klopstocks Messias oder Jean Pauls Flegeljahre. Vielfach als erste oder einzige Ausgaben, mit nur leichtem Leimschatten, vereinzelt etwas gebräunt, in der Gesamtschau ist diese Sammlung aus mehr als 350 Werken eine Augenweide. Am späten Vormittag kommen sie durch Auktionator Daniel Schramm einzeln zum Aufruf, je nach Schätzwert von 100 Euro an himmelwärts.
Den Auftakt dieser Herbstauktion in Kiel bildet gegen 9:30 Uhr die erste Gesamtausgabe von Klavierstücken Beethovens, herausgegeben in Paris kurz nach dessen Tod 1827. Ihm zugeschrieben wird "Marcia", ein Klavierstück in C-Moll. Es soll während des griechischen Freiheitskampfes entstanden sein, wurde jedoch nie veröffentlicht. Neben der obigen Sammlung kommt eine Notenhandschrift dieses Stückes zur Versteigerung. Vermutlich handelt es sich dabei um die erste Abschrift des bis heute verschollenen Autographen. Dieser hochinteressante Fund rangiert für einen Schätzwert von 8.000 Euro unter der Losnummer 682. Beschließen wird Schramm die Abteilung "Handschriften und Autographen" um die Mittagszeit mit dem Aufruf eines Gästebuches der Familie Vinnen auf Gut Osterndorf. Der Sohn des Gutsinhabers lebte als Kunstmaler in Düsseldorf. Dort lernte er Fritz Mackensen und Otto Modersohn kennen. Sie besuchten ihn auf dem väterlichen Gut. 25 Kilometer davon entfernt entstand später die Künstlerkolonie Worpswede. Unter den handschriftlichen Eintragungen finden sich neben Widmungen der beiden Künstler unter anderem Signaturen von Hans am Ende, Fritz Overbeck und Eduard Euler sowie eine Federzeichnung von Heinrich Vogeler.
Nach kurzer Pause beginnt die Versteigerung von Gemälden, Moderner Kunst und Grafik. Darunter sind knapp zwei Dutzend Werke von Künstlern der sogenannten Novembergruppe. Aus dem Kieler Matrosenaufstand war im November 1918 eine nationale Massenbewegung entstanden, die zur sozialen Revolution aufrief. Dem schlossen sich Künstlerinnen und Künstler aus Berlin an. Bernhard Hasler war von Beginn an dabei, ebenso wie Georg Tappert und Heinrich Richter-Berlin. Von ihnen kommen Radierungen, Aquarelle, Gemälde und Zeichnungen zum Aufruf. Unter dem Druck von Diffamierungen aus dem nationalsozialistischen Lager löste sich ihre Gruppe später auf. Georg Netzbrand, Schüler von Tappert und Hasler an der Staatlichen Kunstschule, wurde mehrfach verhaftet und erhielt Ausstellungsverbot. Er steckte seine Bilder in Blechdosen, die er vergrub. Ein Konvolut seiner Holzschnitte steht unter der Losnummer 770 zum Verkauf.
Warum man trotz großer und glänzender Eigenschaften nicht immer in der Welt sein Glück macht, erklärt sich durch Los 471. Oft als Etikettenbuch missverstanden, dient es eigentlich dazu, im Umgang mit Frauen und Kindern, dem Vermieter oder Nachbarn, Andersdenkenden und letztlich auch mit sich selbst zu punkten. Der Autor dieses Buches war Aufklärer. Taktgefühl und Höflichkeit galten Adolph Freiherr Knigge als Mittel zur Verbesserung der Welt. Wer mit diesem Buch liebäugelt, dem sei versichert: Es eignet sich bestens zum Vorlesen auf Twitter zum Beispiel.
Vorbesichtigung
20. bis 22. November
Von 9:30 Uhr bis 18:00 Uhr
Oder nach vorheriger Absprache
Buch- und Kunstantiquariat Daniel Schramm
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23.11.2019Auktion »
Auktionsdaten
Titel Wertvolle Bücher • Kunst • Graphik
Datum 23.11.2019, 09:30 Uhr
Besichtigung Mittwoch, den 20. Nov. 2019 bis Freitag, den 22. Nov. 2019 von 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr und auf Anfrage / on request!