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Nachbericht Juni-Auktion Abstrakte Formensprache

Die abstrakte Formensprache der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stand an der Juni-Auktion ganz hoch in der Gunst der Bieterinnen und Bieter. Den Anfang machte der Schweizer Keramiker Edouard Chapallaz (1921–2016) mit seiner weiss glasierten, skulpturalen Vase, die einem Kenner 5.000 CHF wert war. Von der traditionellen Schmuckgestaltung weg bewegt sich auch der Berner Goldschmied Othmar Zschaler. Sein breiter Armreif (Kat. 2151, ohne Abb.) besticht durch eine kraftvolle Struktur aus übereinander gelagerten Goldplatten sowie darin integrierten Partien aus Lapislazuli und schwarzem Acryl. Das einzigartige Stück aus den 1970er Jahren fand für 8.000 CHF eine neue Trägerin. Zur bekannten Schule von St. Ives, deren Hauptvertreter Ben Nicholson, Barbara Hepworth und Naum Gabo sind, gehört auch Peter Lanyon (1918–1964). Die angebotene Mischtechnik "Tideway" ist Teil einer grösseren Anzahl von Gouachen, die der Künstler in seinem letzten Lebensjahr schuf. Inspiriert von den Küsten Devons, Dorsets und Somersets entstanden abstrakte Landschaften in einer aus Blautönen und Schwarz bestehender Palette. Bei dem Werk könnte es sich auch um eine Studie für Lanyons Ölgemälde "Clevedon Bandstand" handeln, das sich heute in der Tate St. Ives befindet. Entsprechend gross war das Interesse für diese Arbeit auf Papier: Zehn Telefon- und zahlreiche Online-Bieter ließen die Gebote rasch in die Höhe schnellen. Der Hammer fiel schliesslich bei bemerkenswerten 30.000 CHF.

Frauenakt und Stillleben

Nicht weniger gefragt sind Werke von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. So erzielte das Gemälde "Nu sur terrasse" von Maurice Barraud (1889–1954) mit 6.500 CHF mehr als das Dreifache des Ausrufpreises. Carlotta Stockers (1921–1972) farbstarkes Stillleben (Kat. 3447, ohne Abb.) von 1968 vermochte viele Besucherinnen und Besucher an der Vorbesichtigung zu überzeugen. So überrascht es nicht, dass die Mischtechnik für 3.800 CHF den Auktionssaal verließ. Drei Arbeiten von Markus Raetz (geb. 1941) lösten äusserst spannende Bietgefechte aus. Zum einen handelt es sich um zwei Tuschzeichnungen von 1973 (Kat. 3445, ohne Abb.), die er ganz im Stil von van Gogh ausführte. Auktionator Michael Abegg konnte die Blätter für beachtliche 13.000 CHF zuschlagen. Das zweite Blatt in Tusche und Aquarell zeigt einen Rückenakt in der Art von Matisse. Ausgerufen für 3.000 CHF, wechselte es für 10.000 CHF die Hand.

Burma-Saphir und Gold-Kelly

Das hochkarätige Schmuck-Angebot ließ einmal mehr die Frauenherzen höher schlagen. Neben aparten Designs bekannter Juweliere wie Bulgari, Cartier oder Lalaounis sind auch edle Steine sehr beliebt. Eine besondere Leuchtkraft besitzt ein Ring mit einem unbehandelten Burma-Saphir von 13,30 ct in einer mit Brillanten besetzten Weissgoldfassung. Heiss begehrt von in- und ausländischen Händlern, ging die exklusive Kreation für 55.000 CHF an privat. Eine erstarkte Nachfrage zeichnet sich aber auch beim antiken Schmuck ab. Für einen Smaragd-Email-Kreuzanhänger (Kat. 2000, ohne Abb.) im Renaissance-Stil wurden beeindruckende 19.000 CHF bezahlt. Für klassisches Design stehen hingegen die Traditionsmarken Chanel und Hermès. Eine Chanel-Handtasche "Timeless" (Kat. 2302, ohne Abb.) mit dem charakteristischen gesteppten Rautenmuster fand für 3.600 CHF eine neue Besitzerin. Mit einem Zuschlag von 6.500 CHF realisierte eine Hermès "Micro Kelly" in der aussergewöhnlichen Farbe "Gold" die obere Schätzung.

Chinoiserien und Blattranken

Der Vormittag des ersten Auktionstages stand ganz im Zeichen des alten Kunsthandwerks. Mit farbigen Chinoiserien ist ein Riechfläschchen aus Meissner Porzellan bemalt, das einem Kenner 5.000 CHF wert war. Ein Gedeck von Herend (Kat. 23, ohne Abb.) – bestehend aus einem Fleisch- und einem Suppenteller – weist ebenfalls ein chinesisches Dekor mit figürlichen Szenen auf. Die Fahnen sind mit Blumen und Schmetterlingen geschmückt. Das aussergewöhnliche Set war derart begehrt, dass sich die Sammlerinnen und Sammler so lange überboten, bis es mit erfreulichen 2.800 CHF unter den Hammer kam. Aus Tessiner Privatbesitz stammt eine Reihe von feinen und aufwändig gearbeitetem Golddosen, die grossen Anklang fanden. Den höchsten Zuschlag erzielte eine allseitig mit Blattranken und -bordüren verzierte Tabatière, deren Deckel mit einer Porträtminiatur und Diamantrosen besetzt ist. Sie ging für 9.500 CHF an einen beglückten Liebhaber.

Vogelautomat und Glockenspiel

Nicht nur die äussere Form, sondern der raffinierte Inhalt fasziniert die Sammler von alten Schweizer Musikdosen. Erwähnenswert ist zweifelsohne ein Vogelautomat mit Musikspielwerk und Uhr. Unter einem emaillierten Deckel springt ein Vogel hervor, der Flügel und Schnabel bewegt und zu zwitschern beginnt. Dem technischen und kunsthandwerklichen Meisterwerk wurden 4.000 CHF bewilligt. Einen vollen, harmonischen Klang erzeugt eine grosse Zylinder-Musikdose des Herstellers Cuendet aus L’Auberson (Kat. 524, ohne Abb.) und erfreut das Ohr mit 10 verschiedenen Melodien. Für diesen Genuss berappte ein Kenner 2.200 CHF. Seltener ist die Kombination von Wanduhr und Spielwerk. Als solches Prachtstück entpuppt sich eine Neuenburger Pendule mit integriertem Glockenspiel. Hart umkämpft, konnte sich ein hoch erfreuter Telefonbieter das seltene Objekt für 7.000 CHF sichern.

Tibet und Persien






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