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Schloss Ahlden

Große Kunstauktion Nr. 170

Schloss Ahlden

Ein Schwerpunkt im über 3100 Positionen umfassenden Angebot der Auktion bildet die Porzellan-Offerte mit über 650 Objekten, die größtenteils aus zwei Privatsammlungen stammen. Überaus prunkvolles Highlight ist eine imposante, 60 cm große Pariser Louis XV-Pendule mit Meissener Figuren als Allegorie auf Afrika, die um 1745–1749 entstand (Taxe 78.000 €). Die äußerst aufwendig gestaltete, höfische Pendule aus feuervergoldeter Bronze mit Rocaillen verzieren die Figuren eines Afrikanischen Elefanten und zweier Mohren nach Modellen von Johann Joachim Kaendler und Peter Reinicke. Solche Arrangements aus erlesenen, wertvollen Meissener Porzellanfiguren in Verbindung mit feuervergoldeten Bronzemontierungen waren eine Besonderheit der in Paris ansässigen, mit Privilegien ausgestatteten "Merchands mercies". Als höchst repräsentative Schau- und Kabinettstücke schmückten sie in festlicher Weise sowohl die Schlösser des Königs als auch des Adels und deren Stadtpalais. Während Kaendler den Stil der Meissener Figuren im 18. Jh. prägte, war es Johann Gregorius Hoeroldt, der die Porzellandekore in technischer und künstlerischer Hinsicht nachhaltig beeinflusste. Von großer Bedeutung sind insbesondere seine in den 1720er Jahren entwickelten Chinoiserien mit phantasievollen szenischen Darstellungen aus dem Reich der Mitte. In der angebotenen Meissen-Kollektion mit Hoeroldt-Chinoiserien ragt ein seltener Deckelhumpen mit vergoldetem Silberdeckel aus der Zeit um 1730 heraus, der opulent in reicher, umlaufender, polychromer Malerei mit Gold und Lüsterfarben dekoriert wurde (5.800 €)

Unter den Bronzeplastiken deutscher Bildhauer des 20. Jh. ragen zwei Werke Arno Brekers und Gerhard Marcks heraus, die in den 1930er Jahren in künstlerischer Hinsicht zu Antipoden wurden. Breker wandte sich ab 1933 dem Neoklassizismus zu und modellierte 1939 seine überlebensgroße, monumentale, 236 cm hohe Statue "Der Wager", die nach 1945 in einer Auflage von höchstens sechs Exemplaren in Bronze gegossen wurde (125.000 €). Eine wesentliche sensiblere bildhauerische Position und ein anderes Menschenbild spiegeln die Arbeiten Gerhard Marcks’ wider, der nach seiner Zeit als Meister am Bauhaus (1919–1925) bis 1933 an der fortschrittlichen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale wirkte. Marcks orientierte sich an klassischen Idealen der frühen griechischen Plastik, zugleich aber auch fern von jeglichem Pathos an Rodin, Maillol und Lehmbruck. 1932 schuf er in Halle die stilisierte, formal reduzierte, weibliche Aktfigur "Stehende", bei der es sich um einen Unikat-Guss handelt, der 1934 in der legendären, modern orientierten Galerie Buchholz in Berlin ausgestellt wurde (24.000 €).

Die Gemälde-Palette umfasst 370 Positionen von der Gotik bis in die Gegenwart. Frühestes Objekt ist ein kleines Tafelbild mit dem Bildnis des Malers Cimabue, das wohl im 14. Jh. in Florenz entstand (3.500 €). Die Berliner, Düsseldorfer und Münchener Schule des 19. Jh. repräsentieren u.a. Gemälde und Zeichnungen Adolph Menzels, Hugo Mühligs und Eduard Grützners. Einer der wichtigsten Wegbereiter des Impressionismus war Eugène Boudin, von dem drei Zeichnungen und Aquarelle angeboten werden ( 850–4.800 € ). Als grandioser Zeichner zeigt sich Heinrich Zille in dem Blatt "Die Artisten", das um 1906 in der besten Schaffensperiode des Künstlers entstand (26.000 €). Der begeistere Zirkusgänger Zille schildert hierin eine pittoreske Szene vor einem Zirkuszelt mit Artisten beim Umkleiden und eine sog. "Starke Dame" an einem Kinderwagen. Als Maler, Zeichner und Grafiker stellte Zille das Berliner "Milljöh" in der Wilhelminischen Kaiserzeit und Weimarer Republik mit scharfer Beobachtungsgabe, pointiertem Zeichenstil, sozialkritischem Ansatz und bitterbösem, volksnahem Humor dar. Andreas Jawlensky, Sohn des russisch-deutschen Malers Alexej von Jawlensky, galt als künstlerisches Wunderkind und stellte bereits als Knabe aus. 1924 schuf einer seine farbintensive, flächig komponierte "Landschaft mit rotem Haus", das Einflüsse seines Vater sowie Marianne v. Werefkins, der deutschen Expressionisten und die Fauves aufnimmt (26.000 €).

Aus einer norddeutschen Privatsammlung und dem Nachlass eines engen Mitarbeiters des bedeutenden Unternehmers, Mäzens und Kunstsammlers Ludwig Roselius stammt eine größere Sammlung Worpsweder Kunst. Hierzu gehören zwei Gemälde Otto Modersohns und Werke des des Bildhauers Bernhard Hoetger. Modersohn wurde als Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie durch impressionistische Landschaften aus dem Teufelsmoor bekannt, 1939 fing er in seinem Gemälde "Überschwemmung lichtsilberblau" in subtiler Weise die Stimmungsreize des Dorfes Fischerhude ein (14.500 €).

Auf dem Gebiet der modernen und zeitgenössischen Grafik ragen Blätter von Lyonel Feininger, Marc Chagall und Roy Lichtenstein heraus. Als ein Höhepunkt seines druckgrafischen Schaffens von 1906–1924 gilt Lyonel Feiningers expressionistische Radierung "The Gate" (Das Tor), die 1918 im ersten Mappenwerk von "Die Schaffenden" in 100 Exemplaren erschien (6.800 €). 1919 wurde Feininger Meister am neu gegründeten Bauhauses in Weimar, wo er als Leiter der grafischen Werkstatt den berühmten Holzschnitt "Die Kathedrale des Sozialismus" als Titelblatt des legendären Bauhaus-Manifestes schuf. Marc Chagall ist mit vier in kleinen Auflagen gedruckten, signierten Farblithographien vertreten. Eine Ikone der Pop Art ist Lichtensteins "Shipboard girl", das 1965 von der Leo Castelli Gallery in New York herausgegeben wurde und in einem farbfrischen Abzug angeboten wird (12.500 €).






  • 02.12.2017 - 09.12.2017
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    Auktionsdaten
    Titel Große Kunstauktion Nr. 170
    02.12.: Lose 1 - 941
    03.12.: Lose 942 - 1853
    09.12.: Lose 1854 - 3042
    Datum 02.12.2017, 11:00 Uhr – 09.12.2017
    Besichtigung 19. - 30.11., tgl. 13 - 17 Uhr



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