ZEITGENÖSSISCHE KUNST
FULMINANTER ZERO-AUFTRITT
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Auktion28.11.2015
Die Künstlergruppe ZERO ist prominent und mit beachtlichen Arbeiten vertreten. An der Spitze stehen ein Lichtrelief und ein Gemälde von Heinz Mack, eine Feuer-Leinwand von Otto Piene und ein Werk Günther Ueckers.
Günther Uecker führt mit 450/500.000 für seinen aus Ästen, Nägeln, Asche, Leim und Kohle gefertigten Wald aus dem Jahr 1992 die Spitze des Angebots an. Ab den 1970er Jahren beginnt der Künstler sich intensiv mit der Verwundbarkeit der Natur und des Menschen auseinanderzusetzen und ihre Beziehungen zueinander darzustellen. Anschaulich präsentiert das Werk die Gegensätzlichkeit der Materialität, die zugleich erst in ihrer Vereinigung eine eindrückliche Wirkung erzeugt (Lot 638). Eine kleinere unbetitelte Nagelung von 1981 liegt bei 40/50.000 (Lot 639).
Heinz Mack ist neben anderen mit drei bedeutenden Werken vertreten: Einem aus der Sammlung Dobermann kommenden Lichtrelief von 1964, einem 1962 entstandenen Gemälde und mit einer Leinwand aus dem Jahr 1996. „Lichtreliefs“ entwickeln ihre besondere Dynamik aus der Lichteinwirkung auf das Material Aluminium und bilden seit Ende der 1950er Jahre eine zentrale Werkgruppe in Macks Œuvre. Sie boten dem Künstler die Möglichkeit, ästhetische Bewegung sichtbar zu machen und mittels Lebendigkeit und Vibration den reinen Ausdruck des Lichts zu formulieren (Lot 625, 100/150.000). Macks seit 1956 entstandene „Dynamische Strukturen“ sind als Schlüsselwerke auf dem Weg zu den Lichtreliefs und -kuben aus Aluminium zu bewerten. Gleichzeitig sind sie Ausdruck der künstlerischen Auflehnung gegen den seinerzeit vorherrschenden Tachismus. Wo dieser spontan und emotional agiert, setzt Heinz Mack auf gestalterische Reduktion und schließt sich somit Kasimir Malewitschs konstruktivistischen Überlegungen an. Die vorliegende Dynamische Struktur Schwarz auf Weiß aus dem Jahr 1962 ist mit 160/180.000 bewertet (Lot 620). Bei 60/80.000 liegt Doppel-Karo, eine „Chromatische Komposition“ aus dem Jahr 1996 (Lot 637).
Die Otto Piene-Offerte wird mit 200/250.000 von Retinal Sun aus dem Jahr 1973 gekrönt. Die Leinwand visualisiert auf imposante Weise die Grundprinzipien der Zero-Gruppe, die Piene auch nach deren Auflösung 1966 konsequent weiterführt. So wie Heinz Mack das Aluminium und Günther Uecker den Nagel instrumentalisieren, nutzt Otto Piene das Feuer, um Werke von zeitloser Schönheit, Dynamik und Reinheit zu schaffen. Mit diesem unkonventionellen Werkstoff transformiert Piene das traditionelle Tafelbild in eine vibrierende Empfindung von Licht und Energie (Lot 631). Die um 1965 in Metall, Holz und Kunststoff mit Messing-Legierung gearbeitete 51 cm große Pearl Flower ist mit einer Taxe von 80/120.000 versehen (Lot 626). Mehrere Gouachen und Leinwände mit den charakteristischen Feuerspuren liegen zwischen 20.000 und 50.000 (Lots 622 – 624, 627).
Unter den Klassikern der Zeitgenossen ragt Banga, eine 1964 entstandene Leinwand Emil Schumachers mit 80/120.000 heraus. Das Gemälde lässt sich einer Reihe von roten Bildern zuordnen, die ab 1961 entstehen. In dieser Werkphase lässt sich eine Reduktion auf wenige Farben erkennen, deren Struktur und Beschaffenheit dadurch an Bedeutung gewinnen. Einzelne Farbnuancen entfalten ihren eigenen Charakter und werden facettenreich aufgegliedert (Lot 602). Ernst Wilhelm Nay ist mit zwei Bildern vertreten: Onyx, eine Leinwand aus dem Jahr 1963, gehört zu den sogenannten „Augenbildern“ der Jahre 1963/1964, aus denen sämtliche eckigen und kantigen Formen zugunsten von Scheiben- und Ringformen aus den Bildern eliminiert werden (Lot 604, 100/150.000). Frau mit Hahn von 1949/1949 trägt eine Taxe von 60/80.000 (Lot 603).
Von Karin Kneffel, für die Lempertz 2014 und 2015 jeweils Rekordpreise erzielt hat, werden zwei Arbeiten offeriert: Hühner I von 1990 und die ein Jahr später entstandenen 9 Tierportraits. Neben den Portraits entstehen zur gleichen Zeit Landschaften, in denen die Nutztiere in ihrem Lebensraum erscheinen. Hier existieren sie im Kollektiv, sind dem Betrachter abgewandt und der Bildraum eröffnet ein scheinbar idyllisches Landschaftspanorama. Doch anders als das romantische Naturbild vermitteln sie kein entsprechendes Identifikations-Gefühl, sondern zwingen zur Auseinandersetzung. Als Anschauungsobjekte präsentiert, wenden sie sich von dem Betrachter ab und reflektieren das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Natur (Lot 660, Hühner I). Neben ihren überdimensionalen Obststilleben ist Karin Kneffel vor allem für ihre Tierportraits bekannt.
Seit Anfang der 90er Jahre entstehen diese naturgetreuen Arbeiten, in denen die Künstlerin Nutztiere frontal oder im Profil darstellt. Die Künstlerin bedient sich hier des traditionellen Genres realistischer Kunst. Der einheitlich monochrom graue Hinter-grund verbindet die einzelnen Werke, so dass sie jeweils aneinander gereiht werden können. Die vorliegenden 9 Portraits tragen eine Taxe von 80/100.000 (Lot 659).
Von Georg Baselitz kommt eine ca. 250 cm große Scarecrew/Vogelscheuche (Adler)-Skulptur aus Bronze, Eisen und Kupfer (Lot 649, 80/100.000). Von Markus Lüpertz liegen drei Bilder mit Taxen bis 30.000 vor (Lots 650 ff.). Bei 30.000 liegen auch zwei Serigraphien von Martin Kippenberger (Lot 653). Gerhard Richter ist mit Blech, einer kleinen monochromen Leinwand von 1988 für 70/90.000 und einem photographischen Selbstporträt aus den Jahren 1965-71 vertreten (Lots 647/648, 20/25.000). Von Isa Genzken werden neben anderen Arbeiten vier Weltempfänger offeriert – die kleineren Exemplare für 10/15.000, die größeren liegen bei 20/25.000. Höher bewertet ist eine Mixed Media-Skulptur von 2005 für 25/30.000 (Lots 642/643/644). Joseph Beuys ist mit elf Positionen präsent, darunter als Spitzenobjekt Nun?, eine Papierarbeit von 1979 mit einer Taxe von 50/70.000 (Lot 601). Eine Malerei Arnulf Rainers von 1978 kommt auf 35.000 (Lot 635).
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