Wohnen wie Mic
Wohnen wie Michael Jackson
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Presse14.11.2006
Wohnobjekte von poppig und originell bis modernistisch, schlicht oder phanatasievoll geschwungen, locken wieder besonders viele begeisterte Sammler zur Designauktion am 14. November 2006 ins Wiener Dorotheum. Ein Schwerpunkt sind diesmal die angesagten 80er und 90er Jahre sowie zeitgenössisches. Und besonders viele Prototypen und Objekte aus Kleinserien machen diese Auktion mit insgesamt 360 Losen zu einem Highlight der Saison.
„Zyklop“ heißt der raffiniert konstruierte Hohlspiegel aus poliertem, mattiertem Stahl von Ron Arad, der sich hinter einem Wabengitter befindet. Wenn man in den Spiegel blickt, sieht man sich selbst mit nur einem Auge in der Mitte des Gesichts. Die 194 cm hohe Skulptur ist der Prototyp zu einem weiteren etwas kleinerem „Zyklop“, der für Michael Jackson gemacht und ihm von dessen Plattenfirma geschenkt wurde. Weltweit existieren nur diese beiden Stücke (Schätzwert 25.000 - 30.000 €).
Doch neben den Sammlerstücken aus den letzten 20 Jahren hat die Dorotheum-Expertin Dr. Gerti Draxler auch italienisches Art Déco und ein besonders reiches Angebot an Lampen mitgebracht. Zu den ältesten Leuchtkörpern gehört dabei das Paar Wandlampen für die Ausstattung des Postsparkassenamtes in Wien, ein Entwurf von Otto Wagner von 1906 (7.000 - 9.000 €).
Einem Baum nachempfunden ist die Lampe „L’Arbre à Reflets“ von Matali Crasset, die Lichtspiele in Form eines roten Blätterwaldes an die Wand wirft. Das Exemplar 12 aus einer Auflage von 12 Stück ist aus grau lackiertem Metall, die runden Blätter sind aus roten Plexiglasscheiben (5.000 - 6.000 €). Die Französin Matali Crasset gehört zu den gefeierten Stars der internationalen Designszene. Heuer wurde sie von der Jury der Möbelmesse „Salon du Meuble de Paris“ mit dem Preis des „Créateur de l’année“ ausgezeichnet. Damit reiht sie sich in die Folge internationaler Größen. wie Philippe Starck, Marc Newson, Ron Arad, Ross Lovegrove oder Ronan und Erwan Bouroullec ein. Ihre Werke sind im Museum of Modern Art in New York, im Centre Pompidou, sowie in weiteren Museen in Paris und Lissabon ausgestellt.
Ebenso jüngst preisgekrönt ist der Künstler der „Malteserkreuz-Stehlampe“ Siegfried Kreitner, ausgezeichnet mit dem Preis für junge Künstler von der Darmstädter Sezession. Ganz seinem minimalistischen Ansatz entspricht die 2,20 m hohe Säule aus Aluminium, die sich, elektromotorgetrieben, um das rot eingefärbte Neonelement dreht. Ein besonders interessantes kinetisches Lichtobjekt, bei dem das Licht durch langsam ansteigende und abfallende Drehgeschwindigkeit der vier Wandelemente gesteuert wird (9.000 - 12.000 €).
Für die Wohnung der Dora Ventris in Highpoint in dem berühmten modernistischen Gebäude von Berthold Lubetkin hat Marcel Breuer 1936 das Sofa entworfen, das dann von Isokon als Protoyp produziert wurde. Der Architekt und berühmte Sprachwissenschafter Michael Ventris übersiedelte seine Möbel später nach Hampstead, wo er, dem modernistischen Gedanken folgend, sein Haus sozusagen um die ungewöhnliche Einrichtung bauen ließ (45.000 - 50.000 €).
Wie gut Jean Prouvé es verstand, glänzend verwirklichte Lösungen in Bezug auf elegante Form und zugleich Haltbarkeit und industrielle Fertigung zu verbinden, zeigt sein berühmter "Visiteur"- Armsessel aus 1942/44, von dem gleich zwei zur Auswahl stehen. Das abgebildete Modell ist aus gebogenem Eisenrohr, grün lackiert, der Sitz und die Rückenlehne sind aus Zinkblech und Eiche (20.000 - 30.000 €).
So gut wir gar nichts weiter braucht man mit dem Bett mit „organized“ wall, einem Entwurf von Gio Ponti aus dem Jahre 1947. Die Rückenwand bietet fünf Ablageflächen, ein integriertes Radio, zwei Leuchten und eine Ablageschale aus Metall. Ausgeführt von der Firma Brugnoli in Cantu/Italien, wurde dieses Stück für eine Ausstellung ebendort auf Wunsch Gio Pontis im Jahre 1973 weiß lackiert. Es handelt sich um einen von zwei Prototypen; dieser ist aus Ahorn, der andere existierende ist in Nuss gearbeitet (12.000 - 16.000 €).
Für den Concorso internazionale del Mobile, ebenfalls in Cantu, wurde das Sofa von Taichiro Nakai aus Japan 1954 entworfen, wo es dann auch von der erlesenen Jury von Alvar Aalto, Finn Juhl, Gio Ponti und Carlo die Carli preisgekrönt wurde. Das äußert seltene Stück mit der originalen Federkernpolsterung und Stoffbezug erinnert mit seinem Alter von über 50 Jahren in seiner Form und Silhouette an Zaha Hadids Objekte (12.000 - 15.000 €).
Sehr selten und schwer zu finden, da nur für kurze Zeit produziert, ist das so genannte „Golf-Club 1002“-Ensemble, bestehend aus Sofa, Armsessel und Hocker in weiß lackiertem Rahmen mit schwarzer Lederpolsterung. Ein frühes, gesuchtes Design von Joe Colombo von 1965 für Comfort, das mit 15.000 bis 18.000 Euro bewertet wird.
Ein seltener Paris Chair nach einem Entwurf von Andre Dubreuil um 1988 in einer Ausführung von A. D. Decorative Arts in London besticht durch seinen schwungvoll gebogenen und geschweißten Stahl (10.000 - 13.000 €).
„Woush“ - ist wohl die treffendste Beschreibung für das gleichnamige, rasant schnittige Sofa von Zaha Hadid (für Edra). Die fast vier Meter lange Sitzbank ist aus schwarz lackiertem Schichtholz mit korallroter Alcantara-Polsterung und wurde seit 1989 in nur sechs Exemplaren produziert (30.000 – 40.000 €).